SECHSTER TERMIN Am 28.4.2021
INNERE ORGANISATION
Heute: Verfassung und Verwaltung der Stadt Karthago und des Reiches
Ab nächstes: Militärwesen (für Großmacht wie Karthago essentiell), Wirtschaft, Gesellschaft, Religion/wichtiger Faktur einer Kultur
Wichtig: Huss, Ameling
Quellen zur Verfassung des Stadtstaats Karthago
Klassische Zeit 5. – 3. Jh. recht gut
Gewisse Kenntnis, wenn auch nicht alle Fragen beantwortet wurden bzw. in der Forschung strittig sind
Wesentlich zur Struktur bei griechischen und römischen Autoren
Aristoteles 4. Jh.
Verstreute Hinweise a. Organisationsform: Polybios/2. Jh., Nepos/1.Jh./De viris illustribus Hamilkar und Hannibal, Augusteische Zeit: Livius und Pompeius Trogus, letzterer überliefert beim späten Justin
Einige punischen Inschriften: Beamtentitel z. B. in Bauinschriften, Inschriften in der Regel Primärquellen direkt aus der Zeit
Die antiken Autoren sind in der Regel Sekundärquellen
Verfassungsrechtliche Organe: deutlich mehr Quellen vorhanden als über innerpunische Ereignisgeschichte, für die nur wenige Quellen/Fragmente, da das die griechischen und römischen Autoren nicht so interessiert hat, keine originalpunische Zeugnisse
VERFASSUNG
Frühzeit 8./7. Jh.
Sehr unklar, sehr wenige bis keine Quellen
Regierungsform, Herrscher
Analogien zu anderen phönikischen Pflanzstädten, bei denen über dieses Thema mehr bekannt ist
Ursprünglich wahrscheinlich STATTHALTER DES KÖNIGS VON TYROS
Metropolis schickt Statthalter
Nach politischer Abnabelung von Tyros spätestens im 6. Jh. wahrscheinlich Etablierung eines MONARCHEN, monokratische Herrschaft, Bezeichnung wäre MELEK, keine sicheren Belege durch die punische Epigraphik
Punische Epigraphik setzt erst im 5. Jh. voll ein
Analog angenommen zu den Metropolen Könige sakrale und militärische Aufgaben, früher auch die Jurisdiktion
Ganz ungeklärt: Gab es Erbmonarchen (Tendenz dazu, muss aber nicht sein), Nachfolgeregelung unklar
Königin Dido: im Mythos Beleg für frühes Königtum in Karthago, umstritten in der Forschung, für Prof. Amann eher Mythos
Schrittweise Entmachtung des Königtums durch den ADEL, langsam, in verschiedenen Schritten, vermutlich längerer Prozess
Indizien aus dem 6. Jh.
Konflikt König-Adel
Malchus Feldherr, laut Justin dux = Feldherr, erste historisch wirklich fassbare Person der karthagischen Geschichte mit Namen und Vita, wenn auch von dieser nur wenig Einzelheiten
Erfolge in Sizilien, er hat vermutlich den karthagischen Hegemonialanspruch begründet, Mitte des 6. Jh. weniger erfolgreich in Sardinien, erlitt eine empfindliche Niederlage gegen die Sarden
Nach der Niederlage wurde er laut Überlieferung nach der Rückkehr nach Karthago zusammen mit seinem restlichen Heer (da dies ihm loyal war, wurde es als unzuverlässig eingestuft) verbannt, das wollte Malchus nicht hinnehmen, wird ihm verweigert dies und belagert die Stadt (frühe Belagerung durch ein eigenes Heer) und erobert sie (Justin, 18, 7, 2 – 15. Vermutlich von Pompeius Trogus, der dies eventuell von Timaios von Tauromenion/Sizilien/um 300, hat, das ist die Quelle, die am weitesten zurückreicht), marschiert ein, er soll die zehn Senatoren (politisch wichtiges Kollegialorgan gemeint), die seine Verbannung erwirkt haben, hinrichten lassen haben als Strafe für die Verbannung. Zunächst herrschte Ruhe, nach einiger Zeit wurde ihm vorgeworfen, nach der Königs/Alleinherrschaft gestrebt zu haben und wurde deshalb zum Tode verurteilt.
Seine Position im karthagischen System schwierig zu definieren
Forschung:
A. König/rex, wurde nie so bezeichnet, sondern als dux. Falls die Geschichte historisch ist, zeigt sie ein Ringen um die republikanische Verfassung Mitte des 6. Jh. Hintergrund; stärkere Entmachtung des Königtums (einige Forscher)
B. Machtvolle Einzelfigur, vor allem auf militärischer Basis, die nach der Macht/Alleinherrschaft strebt, Alleinherrscher, geht daher unter/Hinrichtung
C. „domestizierte“ Könige, die Teile behalten: militärischer Oberbefehl, sakrale Rechte, aber keine zivile Führungsposition und keine Rechtsprechung mehr (manche Forscher)
Gerne Vergleich mit Sparta/für die Verhältnisse in Griechenland ungewöhnliche Verfassung wegen des Doppelkönigtums und trotz dieses mit Adelsrat und Volksversammlung
Malchus-Nachfolge
MAGO ca. 550 – 30
Zentrale Rolle für den karthagischen Staat, sehr expansive und erfolgreiche Handels- und Außenpolitik, Just. 19,1,1, Reichsgründer/Begründer der großen Machtstellung und zentrale Hegemonialmacht von Karthago etabliert, auf jeden Fall ein mächtiger General und dies alleinig, vielleicht Alleinherrscher, ist strittig, laut Forschung auf jeden Fall ein Anführer
Sehr mächtiger und einflussreicher Clan MAGONIDEN, Magos Nachfahren in der Folgezeit militärisch und politisch bedeutsam, genaue Stellung ungeklärt, Literatur meist: König von Karthago, hier AUFPASSEN wegen der Bedeutung laut Prof. Amann
Spätestens 5. Jh. Entmachtung der Alleinherrscher von Karthago rasch und mit Erfolg weitergeführt
Adeliges Beratungsorgan immer weiter gestärkt, Kompetenzen ausgeweitet auf Kosten des Königs, der nur mehsakrale und militärischen Ämter hatte, die politischen wurden ausgelagert
Ende Abschaffung der Monarchie -> Republik 5. Jh.
Der Adel behielt die Oberhand, jedoch keine Demokretie
Griechen urteilten recht positiv über die karthagische Staatsordnung Aristoteles, Politik 1272b – 1273 b, dieser war an Staatsverfassungen interessiert, fand die karthagische ideal ausgearbeitet, für ihn war die karthagische eine gute, da eine Mischverfassung
Elemente arbeiten zusammen und kontrollieren sich gegenseitig zum Nutzen des Staates
Seit Platon war eine Mischverfassung gut, da sie als besonders stabil angesehen wurde = constitutio mixta
Oberster Magistrat und machtvoller Feldherr, König/Basileús, machtvolle Ämter = MONARCHISCHES ELEMENT
Rat/Kollektivorgan/Lateinisch: Senat/Aristokratisches Kollektivorgan = ARISTOKRATISCHES ELEMENT
Volksversammlung = DEMOKRATISCHES ELEMENT
Aristoteles vergleicht die karthagische mit der spartanischen Verfassung: Sparta angeblich keine Aufstände im Vergleich zu anderen Verfassungsarten, tatsächlich kein Problem mit Tyrannen oder Tyrannisbestrebungen, Gegenteil griechisches Sizilien: Tyrannen und Oligarchischer Adel wechselten sich ab, sehr instabiles System, Aristoteles nicht davon angetan
Aristoteles war auch kein Freund der Demokratie
Moderne Sicht, spätere und entwickelte Form der karthagische Staat OLIGARCHEN-REPUBLIK und ADELSREPUBLIK
Die politische Richtung wird im Wesentlichen durch wenige wichtige Adelsfamilien vorgegeben, Dominanz weniger Adelsfamilien
Adelsoligarchien vermutlich in entwickelter Form wie in ostphönikischen Staaten und Rom in fortgeschrittener Zeit, nicht ungewöhnlich
VOLKSVERSAMMLUNG: kein Garant für Demokratie in heutigem Sinn
Relativ komplexes, nicht statisches, Gebilde herausgebildet und weiter entwickelt mit zunehmender Bedeutung der Kontrollorgane
Struktur des entwickelten republikanischen Staates Karthago
Auf mehreren Säulen basierend
SUFET
An der Spitze, oberster Magistrat/Beamtenschaft
Šophet (hebräisch: Richter)/Šuphet alternative Vokalisierung für das Phönikisch-Punische
Lateinisch: suf(f)es/Plural -etes, rex, consul, praetor (gemeint wahrscheinlich der praetor maximus, der ursprüngliche römische Oberbeamte), méddix túticus, die letzteren Bezeichnungen aus dem römischen Umfeld, die dem lateinischen Leser mehr sagen
Griechisch: vermutlich basileús
In Tyros 5. Jh., Inschriften, später auch in Inschriften Karthagos, auch in anderen phönikischen Städten
Die Bedeutung des Namens im Phönikisch-Punischen nicht ganz klar
Altes Testament: Rechtsprechung
Latein: Übersetzung, aber Bezug auf eigenes Umfeld und Vergleiche machen Probleme
Meddix tuticus: Ostitalischer Oberbeamter
Die lateinischen Bezeichnungen richten sich nach dem Hauptaugenmerk des jeweiligen Autors
Basileús: König, umstritten, gerade die griechische Bezeichnung schafft Probleme in der Forschung, von Beginn an umstritten
Oberbeamter
Jährlich gewählt, Annuität
Zumindest in entwickelter Form zwei gleichzeitig = Kollegialität, für gegenseitige Kontrolle, kann Maßnahmen des anderen beeinspruchen, zutiefst antimonarchisch, auch bei den römischen Konsuln
Eponýmes Amt, er gibt dem Jahr seinen Namen: Jahr nach seinem Namen und nach ihm die Jahre gezählt, in Inschriften als X (ev. X und Y) Suffet war/Suffeten waren, macht nur Sinn bei Annuität
5./4. Jh. etabliert und lange Zeit gültig, immer wieder Ausnahmen möglich, zeitweise gab es mehr als zwei Suffeten, bis zu vier (erweiterte Kollegialität)
Informationen nicht gut
Wahl durch
VOLKSVERSAMMLUNG
Versammlung aller männlichen Vollbürger der Stadt Karthago, üblich in Antike: kein Frauenwahlrecht und von Volksversammlung ausgeschlossen
Weitreichende Befugnisse des Suffeten
Obermagistrat
Oberstes ausführendes Organ
Livius: summus magistratus
Machtstellung relativ groß, vor allem im zwischenstaatlichen und diplomatischen Bereich
Vertreter des Staates nach außen
Große Machtstellung -> zum Teil rex/basileús/König Problem der Interpretation in der Forschung, ob es ein wirklicher Monarch oder ein republikanischer Obermagistrat ist
Unklar: Mechanismus, wie der Suffet kontrolliert wurde
Innenpolitik:
- Vorsitz im Rat
- Recht auf Einberufung des Rats
- Recht auf Antragstellung im Rat
Ganz wichtige Kompetenzen
Vermutlich Einberufung der Volksversammlung und Vorlage der Gesetzesanträge
Nach Aussage des Namens im Hebräischen nach zu schließen: ganz ursprünglich auch oberster Richter, Kontrolle des Gerichtswesens, hier später sicherlich Einschränkungen, wahrscheinlich nicht wichtigste Kompetenz
Oberaufsicht über die Staatsfinanzen gemeinsam mit niedrigeren Beamten, die ihn unterstützen
Weitere Kontrollämter im Laufe der Zeit ausgebildet
Erwecker des Gotters Melkart (wichtige männliche Gottheit) in ostphönikischen Städten ursprünglich Aufgabe des Königs, sakrale Aufgabe vom König „geerbt“, Rest religiöser Kompetenz
Im entwickelten System nicht automatisch militärischer Oberbefehl im Krieg. Gegenteil römische Konsuln, die beiden römischen Konsuln haben automatisch das Imperium, den militärischen Oberbefehl automatisch durch ihr Amt
Römische Konsuln in vielem vergleichbar, jedoch nicht in allen Dingen, es gab Unterschiede
Karthago hat auch für Feldzüge jeweils einen eigenen Feldherrn bestimmt (Hannibal im zweiten Punischen Krieg, als Feldherr kein Suffet)
Nach Aristoteles richtige Geburt und Reichtum Voraussetzung, die Forschung nimmt daher an, sie müssen aus der karthagischen Oberschicht/Adel kommen
Das Sufetat ist ein Ehrenamt, man muss es sich leisten können, so in der Regel in der Antike
BEAMTE ZWEITER ORDNUNG
Sehr wenig bekannt
- FINANZbeamte: zur Unterstützung der Suffeten, antike Literatur: Nepos/Hannibal und Livius
- ORDNUNGsbeamte: für eine große Stadt essentiell, Polizeiorgane (Liv. 33, 46, 5)
- Möglicherweise VERWALTUNGsbeamte: für die Stadtteile von Karthago, Karthago in verschiedene Bezirke geteilt, Hinweis: Inschriften zu einem Torbau mit Beamtentitel und verschiedenen Handwerkergruppen
Hohe Ämter: hohe Konkurrenz, führen zu Rivalitäten zeitweise in starkem Ausmaß, schwächt den Staat, seine Entscheidungsfähigkeit und Durchsetzungskraft
Überlieferung: Niederlage in Sizilien, Verhalten der libyschen Verbündeten, spätes 4. Jh. kombiniert mit inneren Problemen (Rivalitäten in den führenden Familien bis hin zum Stillstand)
KOLLEGIALORGAN
Wichtigstes für Meinungsfindung
RAT/lateinisch: Senat, punisch. Adirím
Polybios: 300 Mitglieder „die Mächtigen“
Aus wichtigen Adelsfamilien, Reiche
Krieg(serklärung) und Frieden(sverträge)
Im Kriegsfall weitreichende Kompetenzen
Offenbar weitgehend durch Beschlüsse der Ratsherren wurde das karthagische Leben geregelt
Außen-, Finanz-, Steuerpolitik
Schlechte Informationen: genaue Kompetenzen
Ursprünglich vielleicht wichtige Rolle in Rechtsprechung, teilweise ausgelagert
Auswahlprozess unklar
Ursprünglich wahrscheinlich durch Beschlüsse vom Rat, Kooptierung
Vermutlich alle ehemalige Suffeten und ehemalige hohe Beamte automatisch
Irgendwie möglich: Wahl durch die Volksversammlung, unklar
Im Lauf der Zeit, ca. 3. Jh.
Innerhalb des Kollegiums scheint es ein eigenes Kollegium gegeben zu haben, sehr machtvoll
Liv. 30,16,3: SANCTIUS CONSILIUM aus 30 Senatoren
Aristoteles erwähnt es doch nicht, daher wird für die Entstehung das 3. Jh. angenommen
Besonders würdevoll und einflussreich scheinend
Vielleicht aus Ex-Suffeten bestehend
Vielleicht besonders geschäftsführende Kompetenzen
VOLKSVERSAMMLUNG
Punisch ham = die Menschen, Volk
Wichtigste und wohl ursprüngliche Aufgabe wohl Wahl der Suffeten und Feldherren
Schon bei Aristoteles
Letztgültige Entscheidung bei Verbannungsurteilen, immer wieder, besonders nicht erfolgreiche Feldherren wie Malchus
Entscheidung besonderer geregelter Streitfälle, wenn sich Senat und Suffeten nicht einig sind, muss dies vor die Volksversammlung, wird dort entschieden, sehr außergewöhnlich für die Antike
Außergewöhnlich für die Antike auch die Redefreiheit für die Mitglieder
Theoretisch konnte sie ein politisch relevanter Faktor sein
Offenbar zusätzliche Aufgaben mit der Zeit bekommen
Vor allem Absegnung der Ratsbeschlüsse
Eventuell Gesetzesanträge zur Entscheidung
In späterer Zeit Volksversammlung jedenfalls bei einem geschickten Suffeten aufgrund Einberufung und Leitung durch diesen als politischer Faktor eingesetzt, diese kann daher von ihm instrumentalisiert werden
Hannibal nach dem 2. Punischen Krieg laut Überlieferung die Volksversammlung geschickt als politischen Faktor eingesetzt, was ihm später zum Verhängnis wurde
Innere Struktur der Volksversammlung, innerer Aufbau und Abstimmungsmodus unbekannt
KONTROLLORGANE
STAATSGERICHTSHOF
Erst im Lauf der Zeit sich entwickelnd
Schon im 4. Jahrhundert, bei Aristoteles
Wichtig, mächtig vor allem in der Spätzeit
100 oder 104 Senatoren
Nur Senatoren = Ratsherren
Von 5-Männer-Kollegium gewählt
Anfänglich länger als ein Jahr, genaue Dauer unbekannt
Feldherren nach dem Feldzug kontrolliert
Rechtfertigung, ob er alles richtig gemacht hat, Gelder richtig verwendet hat
Genehmigung für die Rechtfertigung seitens des Feldherrn erteilt oder verweigert
Gegen zu große Machtfülle der Feldherren inklusive des Heeres, als große potenzielle innenpolitische Gefahr gesehen
Gerichtshof ziemlich machtvoll
Hannibal war beim Volk sehr beliebt
196 ließ er Macht deutlich einschränken
- Einführung der Annuität
- Keine Verlängerung der Amtszeit
Amt des GROSSEN LEITERS
Punisch rab
Inschriftlich 100mal belegt, aber leider nicht literarisch
Offenbar wichtig, schlecht bekannt
Es dürfte 1 oder 2 Vertreter gegeben haben
Wahrscheinlich Finanzaufsicht, Verwendung staatlicher Gelder, Leitung einer Finanzbehörde
Dazu gehören KLEINERE KONTROLLORE für Geldstrafen, die auch mehrstellig besetzt sein konnten, in Inschriften
Sehr komplex das spätere karthagische RECHTS/GERICHTSWESEN
(wird angenommen)
Verschiedene
- Zuständigkeiten
- Kompetenzen
- Gerichtshöfe
Suffeten, Rat, Gerichtshof der 104
AMT DER RICHTER
Zivilrecht, Details sehr unklar
PRAEFECTUS MORUM
Einhaltung der Sitten, vermutlich ähnlich dem römischen Zensor
Zu Ämtern und Kollektivorganen viele Forschungsprobleme
Wahlmodi unbekannt
Ob Wiederwahl möglich, wenn ja: welche Abstände erforderlich
Wohl Altersgrenzen, Minimalalter
Aristoteles: mehrere Ämter (ungewöhnlich, in Rom war es verboten, mehrere politische Ämter gleichzeitig zu bekleiden (ein sakrales und ein politisches gleichzeitig waren jedoch möglich), wenig Belege dafür, jedoch denkbar, diese Machtakkumulation wurde von Aristoteles kritisiert, Gefahr des Missbrauchs
Relativ kleiner Beamtenapparat in der Republik, machtvolle Oberbeamte, die wurden sukzessive durch aristokratische Kontrollorgane in Schach gehalten
Volksmassen in der Volksversammlung eine gewisse Beteiligung, im wesentlichen Befreiung von der Steuerlast, Möglichkeit zur Bereicherung in der Kolonialisierung, damit relativ ruhig gestellt
Dieses Kapitel betrifft die STADT Karthago
(REICHS-)VERWALTUNG
Betrifft das Hegemonialreich, das sehr groß und vielschichtig ist
Karte: Wikipedia Geschichte_Karthagos
Verschieden(st)e Völker, Sprachen, politische Systeme, Verfassungsformen, Religionen, Wirtschaftssysteme, Gesellschaftliche Systeme
Reich groß und heterogen
Reich scheint in Provinzen gegliedert, nicht sehr viel bekannt
- Zentrum: Karthago und Hinterland
- Sizilien, sicher eigene Provinz
- Sardinien, später gemeinsam mit Korsika
- Libyen
- Iberien, vor der Barkidenzeit dort ziemlich unklar
Komplexes Gebilde in abgestuften Rechtsstellungen
Verschiedene Verträge mit Karthago
Einzelheiten nicht oder nur schlecht bekannt
Vielleicht Provinzverwalter, Territorialstrategen für die regelmäßige Eintreibung der Steuern und Tribute, was ganz wichtig war, für die Ordnung im Gebiet, recht flexible Verwaltung, je nach den Erfordernissen und Gegebenheiten
PRINZIPIELLER AUFBAU DES REICHS
Zumindest zum Teil angesprochen im Eid des Hannibal griechische Übersetzung vorhanden bei Polybios 7,9, Ausgabe H. Drexler, Zürich-Stuttgart 1961
Zweiter Punischer Krieg, 215 mit dem König von Makedonien Philipp V, der auch gegen Rom war, Allianzabkommen in Capua: gegenseitige Unterstützung gegen Rom, kaum realpolitische Bedeutung, nicht viel passiert gegen Rom, keine Gefahr für Rom, z. B: weil Rom Boten abgefangen hat, Dokument für die karthagische Außenpolitik
Gliederung
- Vertragspartner des Rats, die mit Hannibal im Feld waren
- Götter, die punischen mit ihrem griechischen Namen, in der Originalversion werden die Götter die punischen Namen getragen haben, übliches Vorgehen
- …(?)… in der Textpassage: diese Textpassage ist nicht ganz klar
- Unter karthagischer Herrschaft stehende, gleiche Gesetze
- Utica
- Karthago untertane Städte und Stämme
- Soldaten
- Bundesgenossen
- Schon Freundschaft mit Karthago bzw. die eine solche schließen werden
o Alle Städte und Stämme in Italien, die…
o Im Keltenland, die…
o Ligurien, wenn…
Das heißt:
Form einer Pyramide
- VOLLBÜRGER KARTHAGOS: an der Spitze Leisten für die Reichsorganisationen keine Abgaben, keine Steuern, Ausnahme Notzeiten/wenn unbedingt nötig, arbeiten in die eigene Tasche, volle Rechtsposition
- (EHEMALIGE) WESTPHÖNIKER UND PUNIER IN KOLONIEN, LIBOPHÖNIKER/KARTHAGER IN NORDAFRIKA, UTICA/SONDERSTELLUNG = GLEICHE GESETZE WIE KARTHAGER, „PUNIER“: ähnliche Organisation, Verwaltung autonom, wohl Adelsoligarchien, zum Teil eigene Münzen (Gadir, Panormos, Solunt, Motýe), direkte Steuern/Zehent an Karthago, Heeresfolge für Karthago in Karthagos Kriegen, keine eigene Flotte, keine eigene Außenpolitik, keine Verträge untereinander, Schutz durch Karthago, jedoch Karthago Hegemonialmache
o UTICA: offenbar wegen der gesonderten Erwähnung scheinbar gewisse Sonderstellung, vielleicht wegen ihres Alters und der Nähe zu Karthago
Bürger dieser Kolinien persönlich frei, in vielen Bereichen wohl Karthago gleichgestellt, sicher Heiratsrecht ohne rechtliche Verluste, Handelsrecht
Ziemlich gute Stellung im System
- UNTERGEBENE/UNTERTANEN: in im wesentlichen Städte und Völker in Nordafrika Völkerschaften: Libyer, teilweise Numíder (Westen und Südwesten von Karthago), eventuell Teil der Sarden
Stärkere Eingriffe Karthagos in die innere Verhältnisse möglich, jedoch prinzipiell Karthago, das einen kleinen Staatsapparat hatte, bestrebt, den Verwaltungsaufwand ähnlich wie Rom zu minimieren, hohe Steuerabgaben, z. B. libysche Bauern ein Viertel der jährlichen Erträge in normalen Zeiten an Karthago zur Versorgung der Metropole, die Stadtbewohner hatten eine vergleichbare Summe in Geld abzuliefern, das waren hohe Abgaben, was die Bereitschaft zum Abfall steigerte, immer wieder Revolten gegen Karthago vor allem bei den Libyern, die z. T. von Karthago blutig niedergeschlagen wurden, Heeresfolge, die Soldaten bekamen Sold, waren jedoch keine Söldner
Sarden: in der Nähe der phönikischen Kolonien, keine so hohen Abgaben wie die Libyer, rechtlicher Status sehr unklar, sicher Abstufungen bei den Abgabepflichten
- BUNDESGENOSSEN: Vertrag mit Karthago, Numíder westlich von Karthago, auch Bundesgenossen in weiterer Entfernung von Karthago, Westtunesien, Algerien, jenseits des untergebenen Libyen in einiger Entfernung von der Küste, Halbnomaden, z. T. sesshafte Stämme und Gruppen, heutige Nachfolger Berber bzw. Túareg, eigene Organisationsformen mit Stammesführern bzw. monarchische Dynasten beibehalten, autonom, Heeresfolge für Karthago in Karthagos Kriegen.
Numidische Reiterei sehr fähig, wichtig und geschätzt
Teils karthagische Besatzungen in Siedlungen, Geiseln in Karthago/Söhne und Töchter von Stammesführern und Dynasten in Karthago, z. B. Numider, immer wieder z. T. lange Zeit in Karthago, schrittweise Punisierung dieser Gruppe
Bei Zuwiderhandlungen gegen den jeweiligen Vertrag mit Karthago Degradierung in den Status von Untergebenen z. B. Numider in der Nähe von Karthago, spielte eine Rolle in den römisch-karthagischen Auseinandersetzungen
- SIZILISCHE EINHEIMISCHE VÖLKER (SIKANER und ELYMER in der Epikratie, zeitweise SIKULER in Ost- und Zentralsizilien, alle eher im Landesinneren) in der EPIKRATIE: Bundesgenossen, Steuern, Heeresfolge, z. T. Besatzungen in Siedlungen
- SPANIEN: vor den Barkiden vermutlich keine eigene Provinz, Abkommen mit iberischen Stämmen, zum Teil recht autonome Bundesgenossen, Tribute, Hilfskontingente für Heeresfolge, Geiseln der iberischen Oberschicht als Faustpfand für Verträge nach Karthago
- KLASSISCHE FREUNDSCHAFTSVERTRÄGE AUSSERHALB DES HEGEMONIALREICHES, DES HERRSCHAFTSGEBIETS:
z. B. Hannibals Verträge mit
o Den Kelten in Norditalien
o Ligurischen Stämmen in Nordwestitalien
o Später auch talischen Stämmen in Süditalien
Vieles unbekannt bzw. keine definitiven Antworten, Quellen fehlen, jedoch bekannt Gerüst und Rahmenbedingungen
Nächster Termin:
- Militär
- Gesellschaft
Bildunterschrift: Nur die eine Karte und die Polybios-Textausgabe
TONDATEI WURDE EIN ZWEITES MAL ABGEHÖRT UND DIE MITSCHRIFT OPTIMIERT