SIEBENTER TERMIN am 5.5.2021
MILITÄRWESEN
Ganz wichtiger Faktor für eine Großmacht
In klassisch-karthagischer Zeit große Bedeutung
In der älteren Literatur: militärisch uninteressierte Kaufleute, Karthago abwertend als Kaufmannsstaat bezeichnet, dem das Militär so ziemlich egal ist, voreingenommener Standpunkt
Keine antike Großmacht hätte sich Desinteresse in militärischen Angelegenheiten leisten können, der Großmachtstatus wäre schnell weg gewesen
6. Jh.: Bereitschaft nötig, die territorialen und Handelsinteressen mit Waffengewalt zu sichern
Wunsch nach Erweiterung seines Einflussgebietes, damit waren die Betroffenen nicht immer einverstanden
Aristoteles, für solche Fragen Karthago betreffend ganz gute Quelle: Politik 7,2: Der Militärdienst hatte in Karthago keinen geringen Stellenwert, karthagische Männer/Vollbürger hatten so viele Ringe, wie sie Feldzüge mitgemacht haben.
Platon: kriegerisches Volk: Nomoi 637 b – e
Heer in der klassischen Zeit des 5. Jh.
A. KARTHAGISCHE VOLLBÜRGER
B. BÜRGER WESTPHÖNIKISCHER UND PUNISCHER KOLONIEN (Sardinien, Sizilien)
C. BUNDESGENOSSEN, die mit Karthago einen Vertrag hatten: Heeresfolge: vor allem einheimische Völker in Sizilien = Elymer im Westen und die Sikaner, Numíder, Iberer/viele im Heer
D. UNTERWORFENE/VASALLEN: vor allem libysche Soldaten, wahrscheinlich Sarden und Iberer (je nach Rechtsstellung der Heimat unterschiedliche Stufen)
E. SÖLDNER: Berufssoldaten gegen Bezahlung aus dem gesamten Mittelmeerraum laut Quellen, Vertrag für einen Feldzug, besonders Ibérer (Freie, Krieger)/dürften das größte Kontingent gestellt haben, Balearer z. B. Schleuderer/die reguläre Truppe oder Söldner. Auch Gruppen, die nicht aus dem Hegemonialbereich Karthagos stammten:
Fremde Söldner: In der Frühzeit Korsen, Korsika erst ab dem 4. Jh. zu Karthago, Italiker aus Süditalien vor allem Samniten/sehr gute Kämpfer, nicht nur im Heer Karthagos gerne gesehen, Etrusker, Ligurer um Genua/wild und kriegerisch, Italische Kelten aus dem Raum der Poebene ab dem 3. Jh., Griechen/wichtige Gruppe, immer wieder, vor allem als Schwerbewaffnete/Hoplíten
F. SKLAVEN: nur in Notzeiten, ausnahmsweise, in der Regel mit dem Versprechen auf Freilassung, im 3. Punischen Krieg = absolute Notsituation
Bundesgenossen, Unterworfene und Söldner erhalten einen Sold. Wohl unterschiedlich, höchst unterschiedliche Bezahlung der Söldner
Topos: hauptsächlich Söldner, Polybios 6,52, Söldnerheer aus vielen verschiedenen Volksgruppen, Bürgerheer (Karthager, Westphöniker) sei vernachlässigt worden
Nur Söldner über weite Strecken der Geschichte ist falsch oder nur teilweise richtig
Tatsächlich: Im karthagischen Heer bilden karthagische und westphönikische Bürger nur einen Teil des Heeres, in späterer Zeit tatsächlich größere Söldnerkontingente
Literarische Überlieferung für 410 zum ersten Mal eine größere Söldnertruppe, aber gleichzeitig auch von karthagischen Bürgern und Libyern
4.Jh. in Sizilien immer wieder Söldner und karthagische Bürger nebeneinander
Bürger wurden einfach ausgehoben, eine Art Wehrpflicht für erwachsene Männer
Mitte 6. Jh., Malchus vermutlich mit dem gesamten zurückgekehrten Bürgerheer verbannt, der Großteil seines Heeres muss ein Bürgerheer gewesen sein
Neuordnung von Mago berichtet:
2.H. 6. Jh.: Justin 18,7,19: ordinata disciplina militari
Was genau gemeint, ist unklar: späte Quelle, nur kursorisch
Manche Forscher: größeren Söldneranteil eingeführt
Vorteil: Kampferfahrung, Disziplin, politisch neutral
Andere Forscher dagegen, größere Kontingente später (Ameling nicht vor dem späten 5. Jahrhundert), vielleicht die richtigere Richtung
Ab spätem 4. Jh. verstärkte Präsenz von Söldnern in den karthagischen Landtruppen zu rechnen, wird angenommen von der Forschung
Grund für die Zunahme: eigene Vollbürger gibt es nicht so viele, zu wenige für den Krieg vorhanden und viele Kriege, man braucht genügend Bürger für die Aufrechterhaltung des Wirtschaftslebens
Auch Rom hatte im 2. Punischen Krieg einen Mobilisierungsgrad von maximal 30 %, was sehr viel bei römischen Bürgern war
Söldner besonders mit und ab dem Ersten Punischen Krieg wegen der Auseinandersetzung mit Rom
Ethnische Gruppen bilden eigene Einheiten mit der national üblichen Bewaffnung wie die Schleuderer der Balearen und die numidische Reiterei
Bundesgenossen, Unterworfene und Söldner
Unterste Befehlsränge Vertreter der jeweiligen ethnischen Gruppe, damit die Soldaten jemanden aus den vertrauten Verhältnissen hatten
Idealerweise gab es einen punischen Offizier mit den entsprechenden Sprachkenntnissen als Kommandant
Polybios 1, 67, 4: Problematisch, vor allem Verständigungsschwierigkeiten, beherrschten nur ihre Muttersprache, aber kein Punisch, nachteilig bei den Ansprachen des Feldherrn (Anfeuern, Durchhalteparolen). Das ist fraglich, einseitig und rom-lastig
Karthago traf sicher Gegenmaßnahmen etwa durch Dolmetscher
Auch das römische Heer hatte zu einem guten Teil (mindestens 50 %) Bundesgenossen aus ganz Italien im Heer mit anderer Muttersprache auch ohne Lateinkenntnisse
HEILIGE SCHAR
Sicherlich nur karthagische Bürger
ἱερὸς λόχος, der punische Name ist unbekannt
kaum Informationen aus dem phönikisch-karthagischen Bereich, Informationen stammen von anderen antiken Autoren
Elitekampftruppe
Aus dem Adel/Oberschicht
Ca. 2500 – 3000 Mann
Selten in den antiken Quellen
Laut Diodor und Plutarch zweimal im 4. Jh. in Sizilien (342, 310)
Scheint eine militärische Untergruppe des Heeres gewesen zu sein
Vermutlich stehende Truppe in ständiger Übung
Regelmäßig militärische Übungen
Aus der gesellschaftlichen Elite, zeigt dass militärische Tüchtigkeit ein gesellschaftlich relevanter Wert ist
Interne Organisation wenig bekannt
A. LANDHEER
a. SCHWERE INFANTERIE/Griechisch HOPLITEN: wohl über lange Zeit Kerntruppe des Landheeres über lange Zeit, volle offensive und defensive Bewaffnung: Metallhelme/Bronze, Panzer als Körperschutz, Schild, Lanze, Kurzschwert: karthagische Bürger, Westphöniker.
Bild: Helm, Grabfund, Grab eines Puniers
Korinthischer Typ, Sulci, 2. H, 6. Jh.
Auch im Grab: Beinschienen, Reste von Angriffswaffen z. B. Lanzen, Toter war vermutlich bei schwerer Infanterie
b. LEICHTE INFANTERIE: Unterstützung der schweren Infanterie, eröffnet den Kampf, verwirrt den Gegner
Schleuderer, Speerwerfer/besonders Iberer
Bundesgenossen, Söldner
c. KAVALLERIE: seitlich der Fußtruppen, Karthager selbst keine starke Kavallerie aufgebaut, vor allem Numider/sehr gute Reiter und Iberer (Verbündete), auch Kampaner und Kelten
d. KRIEGSELEFANTEN: an der Spitze des Heeres, für Angst und Verwirrung der Gegner und vor allem dessen Pferden
Hellenistische Kriegstechnik, ursprünglich aus Indien, dort schon sehr lange, von den Persern übernommen, von Alexander dem Großen in den Westen gebracht in großem Stil und erfolgreich eingesetzt
In Italien durch das Pyrrhos-Heer
In Karthago möglicherweise seit spätestens 262 im Ersten Punischen Krieg
Naturgemäß afrikanische Elefanten, Waldelefanten aus dem afrikanischen Hinterland, leichter zu organisieren
Bild: Münze aus Spanien, Elefantenführer
Vor Infanterie aufgestellt
Vor dem Anfang der Schlacht
Im Ersten Punischen Krieg besonders erfolgreich, Römer vor Karthago, griechischen Söldnerführer, den erfahrenen Xánthippos aus Sparta wegen der schwierigen Situation in Karthago verpflichtet, auch Söldnerführer konnten wichtig sein
e. KRIEGSTECHNIK
i. Aus dem phönikischen Osten
ii. Aus dem hellenistischen Bereich
Dazu gehören:
- Belagerungstürme mit Geschoßvorrichtungen z. B. Hannibal, Himera 409
- Rammböcke
- Unterirdische Tunnel
- Wurfgeschosse
Schnell übernommen, Innovationen aus dem hellenistischen Bereich
- Militärberater
B. FLOTTE/KRIEGSMARINE
Ganz wichtige Stellung
Galten traditionell als sehr gute Seeleute, Erbe der Phöniker
Vorwiegend karthagische Vollbürger, Libophöniker, Punier aus Nordafrika
Scheinbar Söldner, Unterworfene deutlich geringere Rolle als im Landheer
Ab dem Zweiten Punischen Krieg auch Sklaven als Ruderer dokumentiert, Versprechen auf Freilassung, war eine Ausnahme in Notsituationen, da erforderlich: Leistungsstärke, gut trainiert, auch politisch verlässlich, daher doch eher Bürger
Antike Autoren: Überlegenheit der Karthager zur See: Polybios 6, 52, 1
Ist richtig
Große Flotte 5. – 3. Jh. = klassische Zeit im Westmittelmeerraum
Groß, gut ausgebildet
Kriegsschiffe schnell, beweglich, können daher schnell Position ändern und Manöver rudern, zum Beginn der Auseinandersetzung mit Rom besser als die schweren römischen Schiffe, Römer kopieren aber die überlegenen karthagischen Schiffe, um gleichauf zu sein
Daneben kleine Wachschiffe, bauchige Frachtschiffe und Beiboote
Seitliches Rammen des gegnerischen Schiffes mit dem metallenen Rammsporn, damit das gegnerische Schiff ein Leck hat und idealerweise sinkt
Standard im Ersten und Zweiten Punischen Krieg gegen Rom
Pentére/Griechisch/Lateinisch Quinqueréme = Fünfruderer
Ruderkriegsschiff
Fünf Ruderer bilden eine operative Einheit, Verteilung umstritten, fünf Ruderer auf wahrscheinlich drei Ebenen auf drei übereinander angelegten Riemen, oben zwei/Mitte zwei/unteste Ebene einer, synchron agierend
Vgl: Triere auch da drei Riemen, aber drei Ruderer
Recht schmal und recht schnell, ca. 40 Meter lang, fünf Meter breit, vorne der Rammsporn, Segel möglich
Bild: Rekonstruktion einer typischen hellenistischen Pentere
Ca. 300 Ruderer
Deck: Seesoldaten für die Berührung mit dem feindlichen Schiff, ca. 60 – maximal 120
Karthago hatte einen großen Doppelhafen und sehr berühmten Kriegshafen
Rekonstruktion, auch Reste vorhanden aus hellenistischer Zeit
Vorne befindet sich der Handelshafen
Kriegshafen: Besonders gut geschützt, rund, groß, in der Mitte die sogenannte Admiralitätsinsel
Künstlicher Hafen Kothón (betontes o wird lang gesprochen), so etwas gab es auch in anderen punischen Siedlungen, jedoch in Karthago besonders groß und prächtig
Forschung: rund 200 – 220 Schiffe ständig zur Verfügung stehend, inkl. Besatzung, Appian, 2. Jh. NACH Chr., sehr spät
Große Macht zur See
FELDHERREN militärischer Oberbefehl im Krieg/Feldzug
Pun. Rab mahanét/Griechisch strategós = Heerführer
Häufig zu Land und zur See in einer Hand, möglich sind mehrere Feldherren pro Krieg auf mehreren Kriegsschauplätzen, z. B. Iberien und Italien gleichzeitig)
Von der Volksversammlung in Karthago gewähllt
Vermutlich spätestens seit spätem 5. Jh.
Vielleicht letzte Abtrennung vom Königtum
Karthago militärische und zivile Gewalt getrennt im Gegensatz zu Rom
Konsuln hatten die höchste zivile und die militärische Macht im Krieg gleichzeitig
Karthago war hier eher wie das klassische Athen
Archonten vs. Strategen (waren mehrere), letztere wurden von der Volksversammlung gewählt
Karthago Feldherren neben den Sufféten
Ob Suffeten auch Feldherren sein konnten, ist umstritten, sicher war das nicht automatisch der Fall
In der Regel aus dem Hochadel
Im Feld große Machtfülle
Reihe von Kompetenzen während des Feldzuges
Nicht auf ein Jahr gewählt wie die Konsuln, sondern für die Dauer des Feldzuges, der kürzer oder länger dauern konnte
Ernennung der Unterfeldherren, in der Regel karthagische Bürger, denen er vertraute
Im Kriegsgebiet zivile Sondervollmachten
Mächtig
Während des Feldzuges nicht der karthagischen Rechtsprechung unterworfen, möglichst unabhängig gehalten im Kriegsgebiet, das meistens nicht in der Nähe von Karthago lag
Wirksame Kontrollmechanismen, da Feldherr gefährlicher Aspirant auf eine erhöhte Machtstellung in Karthago galt
Rechenschaftsbericht an die 104
Kommando für die Dauer des Feldzugs, jedoch ist eine Absetzung möglich, im Feld begleitet durch ausgesuchte Ratsherren, siehe Eid des Hannibal am Anfang des Textes, Kontrollmechanismus während des Krieges
104 vielleicht um die Mitte des 5./Anfang des 4. Jh. eingeführt, Rechenschaftspflicht war keine lästige Pflicht des Feldherrn mit folgender Entlastung, konnte auch problematisch werden, Entlastung konnte verweigert werden, auch Todesurteile waren möglich, angeblich die mit einem qualvollen Tod verbundene Kreuzigung, vorher wohl dem Rat rechenschaftspflichtig
Selten, in Ausnahmefällen, nicht die Regel, 250 Hasdrubal verlor Schlacht bei Panormos gegen die Römer im Ersten Punischen Krieg, angeblich zum Tod verurteilt
Hannibal nach dem Zweiten Punischen Krieg von den 104 nach Zama und Kapitulation die Entlastung bekommen
Sicher eine HEERESVERSAMMLUNG existierend
Sicher nicht viele Kompetenzen, Hauptkompetenzen liegen beim Feldherrn
Hauptkompetenz: nach Tod eines Feldherrn während eines Feldzugs Nachwahl erforderlich. Einen Boten zu schicken, den Beschluss der Volksversammlung und die Rückkehr des Boten abzuwarten hätte zu lange gedauert, es war jedoch eine nachträgliche Bestätigung der Volksversammlung erforderlich, es musste schnell agiert werden
GESELLSCHAFT
Der Stadt Karthago, eine städtische
Gliederung:
Streng hierarchische Ordnung
An der Spitze die adelige Oberschicht
Nichtadelige Bürger
Frei geborene Nichtbürger, eine große Gruppe
Sklaven große Gruppe, persönlich unfrei
HOCHADEL
Karthagischer
An der Spitze
Römisch-lateinisch: nobiles/römische Oberschicht, Optimaten
Jeder Adelsherr hat vermutlich eine große Gefolgschaft, z. B. Malchus mit dem Rest seines Heeres verbannt, das wahrscheinlich mehr Malchus als dem Staat loyal war, Teil davon gehörte vielleicht zu seinem Gefolge
KLIENTÉLWESEN = stark ausgeprägtes Gefolgschaftswesen
Adelsherr unterstützt und schützt Gefolgsmann wo nötig und gut
z. B. Darlehen für die Eröffnung eines kleinen Geschäfts
Unterstützung in rechtlichen Angelegenheiten, Schutz durch Höhergestellte
Gefolgsmann dafür für die Anliegen seines Patrons eintretend, politisch in der Volksversammlung und für dessen militärische Interessen durch persönliche/physische Teilnahme an dessen Feldzügen
Inschriften: A des Adeligen B, wahrscheinlich A Gefolgsmann von B, auch wenn andere Deutungen (andere Art von Abhängigkeiten) möglich sind
Gegenseitiges Zweckbündnis, das beiden nützt
Ähnlich in Rom
Stärkere Position jedoch naturgemäß der Patron
Hochadel besetzt die wichtigen politischen, religiösen und militärischen Ämter
Gewisses Monopol der Magoniden möglich, stellen bis Ende des 5. Jh. angeblich alle großen Heerführer, offensichtlich besonderes Anrecht auf Feldherrenämter in der frühen Phase
Männliche Oberschicht Karthager bzw. ein Teil davon laut Überlieferung
teilweise regelmäßiges Essen und Trinken in kleineren Gruppen von Männern, Platon, Nomoi 637 d – e gemeinsame Trinkrituale SYSSÍTIEN, Aristoteles auch darauf Hinweise, bei Tischgemeinschaften Bezug zur archaischen Kriegsführung vermutet ähnlich wie bei Sparta/gut überliefert oder anderen Teilen der antiken Welt, griechische Bezeichnung bedeutet „Zusammenspeisen“, in Krieg und Frieden, Sinn war wahrscheinlich die Festigung des Zusammenhalts innerhalb der adeligen karthagischen Kampfgruppe, vielleicht Relikt aus der archaischen Zeit oder bei besonderen Truppenteilen wie d. Hiéros Lóchos, innere Solidarität gepflegt, schlechte Informationen, jedenfalls auch ein Zeichen der Wertschätzung von militärischer Tüchtigkeit im Adel, wurde erwartet, dass ein männlicher Adeliger sich hier profiliert
Adelsstolz besonders ausgeprägt, punische Inschriften, vor allem Grabinschriften, lange Genealogien X Sohn des…, Enkel des…, Nachfahre des… führt zu einer gewissen Rivalität um politische, religiöse und militärische Ämter sowie ehrenvolle Staatsaufgaben, war damals normal (athenische Adelsfamilien, oligarchisches Rom am Ende der Republik, unter wenigen hochadeligen Familien starke Konkurrenz), wenn es auch im karthagischen Staat große Ausmaße erreichte, die den Staat fast lahmgelegt haben
Auch in Athen und Rom am Ende der Republik nur von wenigen Hochadeligen kontrolliert
Hohe Staatsämter
Quelle des Reichtums: In der Regel Reichtum ererbt, großer Landbesitz mit Landwirtschaft, wohl auch Groß- und Fernhandel/mit Schiffen riskant und ertragreich
Vielleicht in der entwickelten Zeit aus Geld (Bank-, Kredit- und Handelsgeschäfte), dafür wenig konkrete Belege
Darunter MITTEL- UND UNTERSCHICHT
Nichtadelige Bürger Mittel- und teilweise Unterschicht
Kleine Händler, Handwerker, DienstleisterInnen
Berufswelt in der Stadt Karthago
Stark differenziertes Handwerk
Wichtigste Quellen punische Inschriften aus Karthago und anderen Gebieten (Grab-, Weih- und öffentliche Inschriften), sehr informatives Material
Sehr spezialisiertes Handwerk in Karthago
Stoff = nicht nur WeberIn, sondern auch
Leinen-
Bunt-
- ganz bestimmter Stoffe
Netzknüpfer
Zeigt sehr weite Entwicklung des Handwerks
Handwerker Mittelschicht
UNTERSCHICHT
Im wesentlichen
Tagelöhner
Keine eigene Werkstätte habend
Arbeiter in Manufakturen
Fischer
Kleinbauern
BAUERN im Umland
In der Regel/sehr häufig Untertanen/Unterworfene
Libysche Bauern
Karthagischen Bürgern nicht gleichgestellt
Hohe Abgabenpflicht
Tendenziell kein sehr gutes Leben, stark belastet schon im Frieden
Im Kriegsfall noch höhere Abgaben
Tendenziell sehr unzufrieden
Gefahr von Revolten, hauptsächlich hier
Soziale Durchlässigkeit unklar, vor allem Aufstieg von der Mittelschicht in die Oberschicht
Adel stark nach unten abgeschotteter Geburtsadel oder Aufstieg möglich?
Wahrscheinlich bei sehr großem finanziellem Reichtum möglich, aber wohl nicht die Regel
Wenig bekannt
Gewisse Freigiebigkeit des Adels gegen den Personenkreis, der im Lateinischen als plebs/die Vielen, Menge, Mittel- und Unterschicht, bezeichnet wird, bringt Ansehen, bei Adelshochzeiten große öffentliche Speisung der unteren Schichten Justin 21,4,4,
Andererseits Trennung Nobilität – normales Volk im Alltag: Valerius Maximus: Das Bad der Ratsherren (und deren Angehörige), ist für das Volk verschlossen, späte Überlieferung
FREIE FREMDE/NICHTBÜRGER
Vermutlich zumeist Händler, spezialisierte Handwerker, wohl wirtschaftliche Motive für die Präsenz in Karthago, mehr Profit erwartet
Auch Söldner fremder Herkunft
Flüchtlinge aus privaten bzw. politischen Gründen z. B. die aus Tyros, als es von Alexander dem Großen unterworfen wurde und zum Teil in Karthago unterkamen.
Vermutlich relativ zahlreich
Wenig bekannt
Keine Zahlen, nur „recht viele“
Wenige Inschriften: Namensmaterial: West- oder Ostphöniker aus dem Mittelmeergebiet, Bürger westphönikischer Kolonien aus dem Westmittelmeer
Sicher auch andere: Griechen (Händler, Handwerker, Söldner), literarischer Beleg Diodor 14,77,5: frühes 4. Jh, 396, Aufstand der libyschen Bauern, recht bedrohlich für Karthago, Angst, auch kultische Maßnahmen, neuer Kulte eingeführt für Démeter/Fruchtbarkeitsgöttin und deren Tochter Kóre nach griechischer Art, Durchführung in Karthago lebenden Griechen übertragen, durchaus auch wohlhabende und bekannte Fremde, Großteil ihres Lebens in Karthago, Griechen dürften auch Lehrende in Adelshäusern (Freie und Sklaven) gewesen sein, Griechisch lange Zeit erste Fremdsprache neben der Muttersprache Punisch
Wie in Rom, Adel anscheinend anfänglich Etruskisch als erste Fremdsprache, zu dieser Zeit schon Griechisch bei Gebildeten in ihrer Ausbildung
Nicht das Bürgerrecht, kein politisches Mitspracherecht, nicht in der Volksversammlung
SKLAVEN: unfreie Personen, persönliche Rechte abgesprochen und beschränkt, im Eigentum einer anderen Person
Sklave geworden durch
a. Kaufsklave
i. Kriegsgefangene, häufig
ii. Häufig Raub durch Piraten (Problem damals), Menschen für den Sklavenmarkt geraubt
Es konnte sehr schnell gehen, vom Freien zum Sklaven zu werden
b. Kind von Sklavin war Sklave unabhängig vom Vater, in Haushalten geboren
Zahl wahrscheinlich hoch, auch wenn die Zahl nicht schätzbar
Epigraphik, Literatur: vereinzelt Hinweise
Beispiel von Sklaven im Zusammenhang mit versuchtem Staatsstreich, ca. 340, Justin 21: Hanno aus dem Hochadel, wichtiger Politiker, wollte noch mehr Macht, Staatsputsch und Tyrannei geplant, versichert sich der Hilfe von 20.000 Sklaven, Mittel- und Unterschicht waren wichtig, da ihn der Adel nicht unterstützt hätte, Aufstand vereitelt, normales System bleibt
20000 Sklaven in der Stadt waren zu hoch, es ist jedoch mit einer hohen Zahl zu rechnen
Unterschiedliche Lebenssituation und Einsatzgebiete
STAATSSKLAVEN:
- staatliche Bauprojekte
- Minen zur Förderung von Metallen, so ziemlich das Schlechteste für Sklaven, extrem hart und unangenehm, geringe Lebenserwartung
- Hilfsdienste beim Militär, nicht unbedingt drückend
- Staatsdienst
PRIVATSKLAVEN
- Minen, siehe oben
- Feldarbeit auf großen Landwirtschaftsgütern, je größer, desto schlechter, insgesamt eher schlecht
- Manufakturen
- Werkstätten
- Handelshäuser, gebildetere Sklaven
- Privathaushalte
Privathaushalte der Oberschicht um 150 laut Pol 38,8,4 mindestens 100 verschiedene Sklaven mit verschiedenen Funktionen und unterschiedlicher Wertschätzung durch die Eigentümer: Der gebildete griechische Sklave für den Griechischunterricht der Kinder bringt mehr und erhält mehr Wertschätzung als ein kleiner Küchensklave
Aus dem gesamten Mittelmeerraum und Afrika: Griechen, vor allem sizilische, Sarden, Libyer, Numider, Schwarzafrikaner u. a. bunt
Inschriften von Sklaven religiös/Votivinschriften: Teilnahme an bestimmten Kulten gemeinsam mit Freien
Vom Eigentümer bisweilen Geldsumme zur eigenen Verfügung, eventuell Geld für Freikauf verdienen
Unter Umständen rechtsgültige Ehe fraglich, Quellen unsicher, für Antike ungewöhnlich, manche Forscher halten es für möglich
Freilassung möglich und angestrebtes Ziel
Häufig wohl durch Testament des Eigentümers
Wahrscheinlich kein volles karthagisches, sondern ein abgestuftes Bürgerrecht
Prinzipielle Behandlung scheint im karthagischen Bereich nicht allzu drückend schlecht gewesen zu sein, vielleicht besser als im damaligen Italien zur selben Zeit
Jedenfalls nicht viele Erhebungen in der Literatur überliefert
Eine große Erhebung 396 in Libyen, vielleicht größte, vielleicht große Sklavenzahl, nie größere Anzahl
Dafür kaum mehr Hinweise
Auch nicht in Krisenzeiten
FAMILIE
Bei Bürgern
Wie in Griechenland und Rom Kleinfamilie: Vater, Mutter, Kind Basis der Gemeinschaft
Innerhalb eines größeren Familienverbandes
Inschrift: Chef der Großfamilie
Üblicherweise Monogamie, durch Inschriften naheliegend
Patriarchalisches System, politische und wirtschaftliche Macht eindeutig bei den Männern wie bei den Griechen, Römern und Etruskern
FRAU kein politisches Stimmrecht, nicht in der Volksversammlung oder in politischen und militärischen Ämtern
Gewisse Bedeutung: Priesterinnen, zahlreich laut Inschriften und in bildlichen Quellen
Im religiösen Bereich: Bei Votivstelen in Inschriften viele weibliche Stifterinnen, gewisser Reichtum, über Erbe etc.
Unterschichten: Berufe für Frauen
Unterschicht in späterer Zeit: Händlerinnen/Markt, (Schank-)Wirtinnen
Bildunterschriften der Folien siehe die folgende Seite
Nächstes Mal: Vorurteile der Griechen und Römer, Wirtschaft
DIE TONDATEI WURDE ZUM ZWEITEN MAL ABGEHÖRT UND DIE MITSCHRIFT OPTIMIERT
Bildunterschriften:
Wiederum die Wikipedia-Karte Geschichte Karthagos
Punischer Helm eines Schwerbewaffneten: https:// museoarcheocagliari.it/attivita/racconti-dal-museo-archeologico-di-cagliari-puntata-68
Silbermünze mit Elefanten aus Spanien, 2. H. 3. Jh., British Museum:
https://britishmuseum.org/collection/object/C-1911-0702-1
Seleukidische Pentere 200 v. Chr.
Hafengebiet von Karthago/Rekonstruktion https:/www2.rgzm.de/Navis2/Harbours/Mainz/BilderNavisNeu/KarthagoGesamtrekonstruktion.jpg