NEUNTER TERMIN 19.5.2021
Test: Prüfungsmodalitäten 23.6.
Präsenztest
23.6. bleibt aufrecht, zur üblichen Vorlesungszeit ab 945, Raum wird noch bekanntgegeben.
Negativen Coronatest oder Impfnachweis mitnehmen
Laufend über die entsprechenden Vorschriften auf der Homepage der Uni Wien informieren
Details, Anzahl der Fragen usw. im Rahmen der folgenden Vorlesungstermine, die letzten im Juni.
Als Richtwert die Ankündigungen von WS 2019: 5 – 6 Fragen, es werden mehr als 2 – 3 Sätze erforderlich sein. KollegInnen, die bei ihr Prüfungen gemacht haben, sagen einhellig, dass sie sehr genau prüft und eher streng ist.
RELIGION FORTSETZUNG
Punische Götter eher durch IDOLE UND SYMBOLE dargestellt als anthropomorph
Gestirne
- Sonne Kreis
- Mond, Halbmond
Relativ häufig STEINIDOL, Kultstein, Stein kultisch verehrt „BAITYLOS“ (Terminus griechischen Ursprungs)
Einzelne Pfeiler, häufig Dreiergruppe
Bis zu zwei Metern groß
Erben eines sehr alten Steinkultes im punischen Bereich
TANITZEICHEN
Frauenfigur mit erhobenen Armen, nun stärker anthropomorph, stellt nicht nur Tanit dar, sondern Fruchtbarkeit allgemein
KERYKEION (Begriff griechischen Ursprungs)
Herolds-, oder Hermesstab: Hermes bringt Botschaften
Mit zwei einander zugewandten schlängelnden Schlangen
Bild: Votivstele Karthago, 2/1 Jh.
Häufiger gemeinsam mit Tanitzeichen
Vielleicht Zeichen für Fruchtbarkeit allgemein
Vielleicht Schutz für Reise, allgemein oder in die Unterwelt
FLASCHENIDOL
Häufig
Grobe Menschendarstellung
Grob anthropomorph
Bild: Votivstele von Mozia
Echt anthropomorph seltener, auch im syrisch-palästinensischen Raum
Punischer Bereich unterschiedlich gehandhabt, nach Regionen teilweise mehr anthropomorph, teilweise mehr Symbole und Idole
ANTHROPOMORPHE GROSSPLASTIKEN sehr selten im punischen Bereich in Heiligtümern
Thronende Tanit vom letzten Termin, Ibiza
Balearen, Sardinien und Sizilien eher anthropomorph (Bes-Figur letztes Mal, großplastische Ausnahme)
(Votiv)Stelenrelief mit Götterdarstellungen im kolonialen Bereich vor allem Sizilien, hier: Votivstelen in Mozia, vor allem die ganz rechts
TONKÖPFE zu Hause und im öffentlichen Raum, weiblich/häufig künstlerisch-handwerklich ägyptische und später auch starke griechische Einflüsse und männlich, apotropäisch = Übel abwendend
PRIESTER/INNEN
Besonders enge Verbindung zur Götterwelt
Korrekte Durchführung der Riten und Opferhandlungen in den Tempeln und relevanten Opfer in der Öffentlichkeit
Recht große Anzahl
Je nach Kult männlich oder weiblich
Wichtig KOLLEGIEN für Kulte
Interne Hierarchien
HohepriesterIn: Vorsteherschaft über das Kollegium
Einfache Priester
Gehilfen wie etwa für das Heranführen der Opfertiere
Begleitpersonal z. B. Schreiber
TempelsklavInnen für verschiedene Aufgaben
WICHTIGE PRIESTERÄMTER: Adel, soziale Elite auch im Kolonialbereich
Manche Ämter in bestimmten Familien erblich vom Vater auf den Sohn bzw. die Mutter auf die Tochter, gibt es auch sonst in der antiken Welt
Beispiel Stele aus dem Tophet in Karthago: 17. Generation einer Familie für einen Tanitpriester
Besondere Priester für DIVINATION, Deuten des göttlichen Willens/Zeichen, auch in Griechenland und Italien
Üblich in Karthago laut antiken Quellen
Eingeweideschau als Botschaft der Götter
Traumdeutung
Anscheinend keinen, bestimmt keinen direkten politischen Einfluss durch die Priesterschaft, Ausnahme indirekter beim Traum des Hannibal
Beschreibung eines Melqartpriesters in Gades von Silius Italicus, 1. Jh. NACH Chr., Epos über den Zweiten Punischen Krieg, Punica 3, 23 – 28, (auch bei Livius) Hannibal sucht vor dem Feldzug nach Italien den Melqarttempel von Gadir auf, ihm wird ein besonderes Verhältnis zu Melqart nachgesagt
Geschorene Haare, Glatze
Bartlos
Barfuß, bessere Verbindung zur Erde, damals nicht ungewöhnlich
Weite Ledertunika
Ohne Gürtel: Körperflüssigkeit nicht gestört/dient als Erklärung, nicht ungewöhnlich
Keusch leben
Da er im ersten NACHchristlichen Jahrhundert lebte, war Karthago schon lange zerstört und der historische Wert schwach
Bildliche Darstellungen aus dem punischen Raum, selten auch Votivstelen
Bild: Stele aus Lilybaeum in Palermo
Langes bodenlanges Gewand
Kopfbedeckung eher konisch
Bartlos
Steht vor Räucherbecken/Weihrauch
Opferhandlung
Tanitzeichen, Heroldsstab, Dreiergruppe Steinpfeiler, Mond und Sonne ganz oben = Göttersymbole
Sowie eine aus Umm el Amed./Libanon
Langes fließendes Gewand
Gegürtet
Barfuß
Kopfbedeckung
Bartlos
Trägt Kultgerätschaft
OPFER
Zentraler Akt, jede Zeremonie sakrale Handlung
Priester für die korrekte Durchführung zuständig
A. Unblutig: Milch, Öl, Mehl, bearbeitetes Mehl/Opferkuchen, Räuchern/Weihrauch, eigene Haare/etwa beim Übergang Kindheit ins Erwachsenenalter
B. Blutige: Blut fließt, höherer Stellenwert, teurer
a. Tiere
b. Menschen unter Umständen
TIERE
Sehr häufig
- Stiere: besonders aufwändige Opfer
- Schafe/Lämmer, Lämmer häufig
- Vögel/Hühner immer wieder erwähnt
Eigene punische Textgattung TARIFE
Gebührentabellen, -verordnungen
Buchführung, genaue Auflistung
Wahrscheinlich aus dem Osten
Opferhandlungen vor allem blutige
Welche Aufgaben die Priester haben
Anteil:
- Was Priester zusteht
- Was Opfernden zusteht, guter Teil, für Kultmahl
- Was Gottheit zusteht, geweiht und verbrannt
Gegliedert
- Welcher Teil
- Welche Gebühren
- Vermutlich von Beamten ausgearbeitet
- Je nach (dem geopferten) Tier
- Oferart: Brand, Sühne…opfer
- Bis ins Detail geregelt
- Welche Zahlung hat der Opfernde zu leisten für welche Dienstleistung
Bekanntester der OPFERTARIF von MARSEILLE
Wichtiger punischer Text
Corpus Inscriptionum Semiticarum CIS I, 165
Steininschrift 59 cm lang
Wichtige Teile zu lesen und erhalten
21 Zeilen punischer Text
Seit langer Zeit bekannt
Seit langer Zeit Diskussion
Steinbruch aus dem Raum Karthago nach Untersuchungen
- Inschrift für Baal-Sapon-Tempel in Karthago
- ODER für eine punische Gemeinde in Marseille, früher vertreten
Heute: zufällig nach Marseille gekommen und gehörte nach Karthago
4/3. Jh., um 300
- Verschiedene Opferarten
- Verschiedene Tiere nach der Größe aufgezählt
o Ochse
o Schaf
o Ziege
o Diverse Vögel
- Bestimmte Art aufgeteilt unter den Teilnehmenden
- Öl/Milch/Kuchen
- Regelt Entlohnung für den durchführenden Priester/Priesterschaft des Tempels, ganz genau, damit es keinen Streit gibt
- Sozialer Aspekt: Ganz Arme brauchen nichts zahlen/abliefern
MENSCHENOPFER
Im punischen Raum höchste Form des Opfers
In der Antike nicht unbekannt
Frühzeit Italiens und Griechenlands sehr selten
Griechische Mythologie: Iphigenie/Tochter des Agamemnon, um Artemis freundlich zu stimmen
Historisch selten und im Krieg
Karthago vermutlich aus Phönikien
aa. Erwachsene
bb. Kinder
ERWACHSENE
Hauptsächlich Fremde/Kriegsgefangene im Rahmen großer öffentlicher Zeremonien, Dank für den Sieg nach Versprechen des Feldherrn
Antike Literatur
Gefangene in großer Zahl getötet
409 nach dem Sieg über Himera angeblich 3000 griechische Gefangene, wahrscheinlich zu hoch
Viele oder besonders schöne, kräftige, heldenhafte = je besser die sind, desto besser ist das Opfer
Nach Schlacht in Italien/Etrurien, Rom, nicht sehr häufig
In Karthago vielleicht häufiger
KINDER
Vieldiskutiert, das meistdiskutierte Thema der karthagischen Religionsgeschichte
Kleinkinder und Säuglinge aus der eigenen Gruppe/Gegensatz zu Kriegsgefangenen, meist Oberschicht
Private und öffentliche Opfer
Je wertvoller das Opfer ist, desto eher ist die Gottheit bereit, das Geforderte zu erfüllen, in vielen Kulturen
Ersatz: wohl kleine Tiere/Lämmer weniger wert
Vermutlich alter orientalischer Brauch
Altes Testament: für Kanaan bezeugt: Südwestsyrien, Palästina
Figur des MÓLECH (hebräisch)/MÓLOCH (griechisch)
Altes Testament: Gott angeblich nach kanaanitisch-phönikischem Opferritus Kleinkinder im Feuer geopfert
Bild: sehr phantasievolle Darstellung, sehr bunt
Antike: keine Darstellung erhalten
Schon in Karthago könnte erhalten geblieben sein, da phönikischen Ursprungs
Praktizieren in großen Krisen möglich
- Krieg
- Hungersnot
- Seuchen
- Andere gefährliche Situationen
Götter besänftigen
Punische Inschriften, Sakralsprache Terminus mulk/molk wahrscheinlich Brandopfer
Stark angefeuert durch die antike Literatur
Griechisch-römische Autoren: aristokratische Oberschicht, physisch einwandfreie, eventuell nur Söhne, Säuglinge/Kleinkinder in Krisenzeiten Pflicht
Ennius, Diodor, Plutarch, Silius Italicus/Punica
In Krisenzeiten
Bei Nacht dem heiligen Feuer übergeben
Baal Hammon/Chronos
Von Bronzestatue ins Feuer fallen lassen, eventuell vorher vom Priester getötet
Diod 20,14, 1-7, 1. Jh.v.
310, sehr schwierige Lage, Belagerung durch Agathokles von Syrakus, sehr verzweifelt
Flehentliche Bitten
Glauben an Fehlverhalten gegenüber Chronos
In neuerer Zeit oft gekaufte Ersatzopfer, gekaufte und dafür aufgezogene Knaben, die Tradition wurde aufgegeben
Manche bei einer Untersuchung gefunden, die ersetzt worden sind
Karthago öffentliches Opfer 200 Knaben aus den vornehmsten Familien
300 Freiwillige aus Angst
Bronzestatue des Chronos mit ausgestreckten Armen
Nach unten geneigt, fallen ins Feuer, viele Spekulationen
Plutarch: Kinderlose Kinder von Armen für Opfer gekauft
Ort (das) TOPHET
Von antiken Autoren gebraucht
Kinderopfer in Griechenland und Italien/Etrurien und Rom in historischer Zeit wohl nicht mehr praktiziert, in Frühzeit wohl noch bekannt => In römischen und griechischen Quellen verurteilt und sicher in antikarthagischer Weise aufgebauscht
Altes Testament und antike Autoren und punische Sakralsprache
Tóphet
2 Definitionen
A. ALTES TESTAMENT: semitischer Begriff, etymologisch wahrscheinlich Feuerstelle,-grube, etymologisch nicht ganz klar und sicher, offenes Gelände bei Jerusalem/frühe Kanaaniter Kinder- und Brandopfer, keine Gebäude
B. PUNISCHE ARCHÄOLOGIE/MODERN: eingefriedeter Bereich im Umfeld größerer punischer Städte, viele Urnen gefunden, verbrannte Säuglinge und Kleinkinder, manchmal Tierknochen vor allem von Lämmern, selten Menschen- und Tierknochen gemischt
Punisch scheinbar qídeš oder qódeš, „Tophet“ nicht in punischen Inschriften
Säulen, große Anzahl von Votivstelen/sehr häufig z. T. beschriftet
Nach den Inschriften häufig Tophets für Baal Hammon und Tanit , scheinbar führendes Götterpaar, Hinweis auf Fruchtbarkeit
Zum Teil Kultgebäude, kein Muss
Besonders berühmt Karthago/SALÁMMBO/Villenvorort von Tunis
Süden der antiken Stadt
Wittke-Olshausen…-Atlas Karthago-Plan Punkt 14
Unmittelbare Hafennähe
1921 entdeckt, in der Folgezeit Grabungen, 50er Jahre besonders viel
Sehr schlecht dokumentiert, schlechte Grabungsmethoden, moderne Methoden hätten mehr Informationen gebracht
Jüngere amerikanische Untersuchungen, jedoch großer Bereich nach alten Methoden ergraben
Teile unter Villen, wo man nicht graben kann
Verschiedene Schichten
Älteste Schicht 8. Jh. – Mitte 2. Jh./letzte Jahre von Karthago belegt
Einzelne Urnen, Gruppen von Urnen mit Resten von Kleinkindern
Sehr häufig von (Votiv)Stelen oder Steinmarken
Tophets auch anderswo
Tunesien: Hadrumet im Süden
Archäologisch besser bekannt: große Inseln in Italien, Kolonialgebiet
Kleiner
Archäologisch besser bekannt, Bilder auf den Folien, siehe Bildunterschriften
Mozia/Sizilien, kleine Insel der Küste vorgelagert, sehr bekannt
Sardinien
Tharros: Gruppen, einzelne Gefäße, verstreute Stelen
Nora/Südsardinien, sehr früh/1890, einfach ausgebuddelt und in Gruppen zusammengestellt ohne Kontext, Gruppen nicht ursprüngliche Gruppenaufstellung
Sulci/Sánt Antíoco: wie man sich einen Tophet vorstellen soll
Frage: Tophets archäoligischer Beleg für Kinderopfer nach den antiken Autoren ODER Tophet ritueller Bestattungsplatz für natürlich gestorbene Kinder
Ältere: Opferplatz Bestätigung literarischer Quellen, grausamer und brutaler Charakter der Phöniker und Karthager, ganz viele Kinder für die Götter, Mittel gegen Bevölkerungswachstum/weit hergeholt, Populärwissenschaft und Belletristik ausgeschlachtet
Gustave Flaubert, Roman Salammbo, 1862 erschienen, verfilmt und Bearbeitungen für Theater, spielt nach dem Ersten Punischen Krieg im Umfeld des Söldneraufstands 241/38, rein fiktiv wie Hamilkars Tochter Salammbo
Antisemitisch ausgelegt
Heute: Mehrzahl der Forscher
Antike Autoren Mythos, Basis: antikarthagische Propaganda, Verleumdung
Sehr starker Einfluss Silius Italicus, Punica, 4, 763-829, 217 Hannibal Opfer seines Erstgeborenen verweigert, versprach dafür, zahlreiche Römer zu opfern, rein erfunden, aus dem ersten Jahrhundert NACH Christus, lange nach der Zerstörung Karthagos
Im Wesentlichen Begräbnisplatz für Neugeborene und Kleinkinder, die noch nicht Teil der Gemeinschaft der Erwachsenen, daher kein Platz in den Nekropolen
Erklärung von Moscáti
Nekropolen wenig Kinder, dort Erwachsene und Jugendliche
Anthropologische Untersuchungen der Knochen von 350 Urnen/über 500 Kinder/Individuen aus Tophets
Vermutlich Totgeburten gewisser Anteil
Frühgeburten
Andere Gegenstimmen nach anderen Untersuchungen, Diskussion bis heute
Kinder kaum älter als 5 – 6 Monate, Säuglinge
Todesursache vermutlich Krankheiten
Viele weibliche Kleinstkinder, nicht nur männliche
Mehrfachurnen
Keine Hinweise auf Massenverbrennung
Tophets keine normalen Nekropolen
Für Kleinkinder
Eher städtisches Heiligtum an der Peripherie punischer Siedlungen
Zahlreiche Stelen/Weihinschriften
1000fach belegt
Keine klassischen Grabinschriften
Weihinschriften
Gottheiten: wenn in Inschriften Baal Hammon und Tanit
Inschriften Dank für die Erhörung einer Bitte, Bitte an die Gottheit um ein gesundes Kind, Dank für Gesundung eines Kindes
Tieropfer/Lämmer
Altäre
Brunnenanlagen
ð Eindruck eines Heiligtums
Fragen offen: früh verstorbene Kleinkinder, Föten werden hier Gottheit zurückgegeben, brauchen besonderen Schutz in der Unterwelt, erbeten von Baal Hammon und Tanit, vor Dämonen der Unterwelt
Noch kein vollständiger Teil der Gemeinschaft, Sonderbehandlung von Kleinkindern in Karthago, auch sonst in der antiken Welt, vielleicht verbunden mit der Bitte um ein neues Kind und weniger tragischen Ausgang
Sicher keine Massenopferstätte
Ersuchen um besseren Schutz der toten Kinder
Daneben mit großer Wahrscheinlichkeit in großen Krisen TATSÄCHLICH ausgewählte Kinder geopfert, davon ausgehend bei Belagerung, Hungersnot, ansonsten nicht sehr ausgeführt, möglich und wahrscheinlich in Karthago und im punischen Bereich in ganz schwierigen Zeiten
Bild: Votivstele mit Priester in Karthago 4. Jh.
Priester mit Kopfbedeckung und Kind auf dem Arm
Interpretation schwer
a. Trägt ein zu opferndes Kind
b. Eher zum Dank haltend für besondere Errettung etwa nach einer Krankheit
Wegen der Kinder höchste Form des Opfers
Vielleicht von der Oberschicht durch das Volk erzwungen
Oberschicht fand Wege, dies zu umgehen (Austausch des Kindes)
Möglich: sicher nicht übliche Praxis oder Verbindung zum Tophet
Neben den Opfern WEIHEGESCHENKE
A. VERGÄNGLICHE wie Blumen oder Früchte
B. DAUERHAFTE
a. Votivstatuetten aus Ton
b. Keramikgefäße und Inhalt
Beide zum Teil einige Buchstaben/Inschriften
c. Wichtige Informationsträger VOTIVSTELEN
§ Aus Stein
§ In Heiligtümern geweiht
§ Stammen vielfach aus Tophets, besonders häufig dort
§ Karthago 7. – 2. Jh.
Bilder: - Votivstele aus dem Louvre in Karthago
§ Museum von Mozia
§ Sulci/Sant`Antioco
§ Mit figürlicher Darstellung: Gottheit Bezug
§ Weihinschrift möglich
§ Für Epigraphik interessant, Punische Sprache
§ Häufig Oberschicht-Bezug
§ Dokumentieren sakralen Akt
· Welche Gottheiten, ganz oben Baal Hammon und Tanit
· Stifter/Weihender, X Sohn des Y, manchmal Titel bzw. Beruf/Wichtig Handwerksbereich
· Manchmal zum Wohl welcher Person: „Klassiker“: Götter sollen auf Wunsch des Vaters auf dessen lebenden Sohn achten
REGELMÄSSIG WIEDERKEHRENDE RELIGIÖSE FESTE
Wie in der Antike üblich
Nicht viel bekannt
FRÜHLINGSFEST, aus karthagischen Inschriften des 4. Jh.
Dürfte 5 Tage gedauert haben, agrarische Erstlinge geopfert
HEILIGE ORTE
Heiligtümer, Kultbauten
TEMPELBAU
Griechenland und Italien nicht sehr ähnlich
Rechteckig, eher Flachdach, zum Teil frontaler Treppenzugang, jedenfalls Bereich für das Kultbild, Gliederung möglich z. T. Baithylion
vor allem ab dem 4. Jh. Statuen stark nach griechischer Art = anthropomorph
von Karthago wenig bekannt wie von Karthago sonst auch
etwas besser in der kolonialen Welt beim Tempelbau
Literatur
Gades angeblich Melqarttempel
Ergraben
Italien
Ergraben, einiges gefunden
Sardinien, Sizilien
Bild: Monate Sirai, Südwestsardinien, Rekonstruktionsversuch nach Fundamenten für den Astartetempel
Ziemlich viel archäologische Information
Bild Mozia/Westsizilien, Rekonstruktion 5. Jh.
Fast rundliche Insel
Dicht bebaut/Kothón, links davon Tempel von Mozia
Podium rechts wahrscheinlich für eine Götterfigur/Kultstatue
Errichtung eines Heiligtums besonders gottgefälliges Werk
HEILIGE PLÄTZE OHNE GEBÄUDE
Öffentliche und private Kulte
Häufig ohne größere Kultgebäude
Altäre
Naturkulte wie in der antiken Welt in Höhlen und Grotten
Kultstellen in privaten Wohnhäusern:
Hauskulte nachgewiesen archäologisch in punischen Siedlungen
Private Schutzgottheiten, kleine Nischen, Götterdarstellungen und -symbole, kleine Altäre
Religion im öffentlichen und privaten Bereich eine große Rolle
JENSEITSVORSTELLUNGEN
Keine literarische griechische oder römische Überlieferung, nicht interessant
Archäologie: Glauben an ein Weiterleben nach dem Tod wie in der Antike üblich
Frühzeit: Inhumation/Körperbestattung
Später Kremation parallel
Brandbestattung ab dem 4. Jh. deutlich häufiger
Bestattung meist in Steinurnen in Nekropolen
Tönerne Urnen nur bei Kindergräbern im Tophet – keine klassische Bestattung
Bei Körperbestattung/Oberschicht in Spätzeit
Trotz Nähe zu Ägypten keine Mumifizierung
Schön gearbeitete Sarkophage, Deckel anthropoide Züge, stellen wohl Verstorbenen dar
ANTHROPOIDE SARKOPHAGE/SARKOPHAGDECKEL
Primär aus Ägypten
Auf dem Rücken liegende Figur auf dem Deckel
Nach Phönikien und von dort aus nach Karthago
Bilder Cadiz/Museum, wahrscheinlich aus Sidon, wahrscheinlich Priesterin
St. Monique/Karthago, 4/3. Jh., Louvre, sehr schön
Frau wahrscheinlich Priesterin, Flügelrock, Weihrauchdose und Vogel, Kopfschmuck, vielleicht Isispriesterin
Starker ägyptischer, griechischer, italischer Einfluss, wahrscheinlich auf die anthropoiden Sarkophage
Seele des Verstorbenen in Gestalt eines Vogels ins Jenseits, Figur eines Hahnes/als Symbol für die Reise der Seele möglich, Grabdarstellungen weisen in diese Richtung
Um archaische Siedlungen herum gebaut
In hellenistischer Zeit Nekropolen im Stadtgebiet (z. B. St. Monique/Karthago), in der Regel in der Antike außerhalb
Gruben, Kistengräber, Schachtgräber, kleine Kammern, Familiengrabstätten für die Oberschicht
Punische Nekropolen von Palermo bis 3. Jh. gut ergraben
Sarkophaggrab
Steinkisten und Grabbeigaben drin
Griechische Importwaren
Schmuck(kästchen), Goldschmuck
Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs
Gerätschaften, Kämme immer wieder
Wein
Öle
Essenzen
Rasiermesser
Waffen selten
Weihgaben ab dem 5. Jh. weniger zahlreich und weniger wertvoll
Andere Glaubensvorstellungen/Jenseitsvorstellungen
Abstraktere Vorstellungen von der Unterwelt im Lauf der Zeit, allgemeiner Trend
Weihegaben weniger wichtig, symbolisch
Komplette Ausstattungen weniger wichtig, stattdessen symbolische Weihegaben
Grabinschriften
- Name
- Ahnengalerie
- Beruf, Titel, ev. Ämter
TÖNERNE GESICHTER/MASKEN
Sitte weit verbreitet
Große Anzahl in Gräbern, in Karthago seit allererster Zeit, vielfach
Wahrscheinlich auch in den Häusern der Lebenden aufgehängt, in allen Lebensbereichen
„BÄRTIGE MASKEN“ Normale Gesichter, Lockenhaar
„GRINSENDE MASKEN“ Furchterregend, grotesk, Grimassen, bleckende Zähne, verzogener Mund, meist männlich, wohl Geister
Fernhalten und Vertreiben von bösen Geistern und bösen Dämonen der Unterwelt, apotropäisch
AMULETTE
Wohl apotropäisch
Sehr häufig im punischen Bereich
Köpfe, Ketten, Anhänger
Wohl Schutzfunktion für die TrägerInnen
Unklar, wen darstellend: Baal Hammon, Melqart, Eschmun
Sicher sehr häufig Bes gegen böse Geister
DIE TONDATEI WURDE EIN ZWEITES MAL ABGEHÖRT UND DIE MITSCHRIFT OPTIMIERT
BILDER
Votivstelen aus Mozia
Votivstele Karthago 2/1 Jh: Tanitzeichen, Gestirne, Kerykeion
https://www.britishmuseum.org/collection/object/W_1857-1218-44
Stele Tharros Betyl/Mus. Civ
(https://www.museocabras.it/esposizione/tharros/#prettyPhoto)
Stele Lilybaeum, 3. Jh., Museum Palermo, Priester mit Räucherbecken, Moscati, Karthager, 1996, 226
Kalksteinstele Umme el-Amed/Libanon, Michelau, Hellenistische Stelen, ZDPV, 130/1, 2014, 77 -95
Opfertarif von Marseille, Museum Marseille, https://musees.marseille.fr/tarif-sacrificiel-de-marseille
Opfer an den Molech, Charles Foster, The Story of the Bible, 1883
Zippus und Urnen, Karthago/Tophet (https://books.openedition.org/pccj/1375)
Tophets
Tharros, 60er Jahre (https://www.tharros.sardegna.it/en/archaeological-site/monuments/tophet)
Nora 1890, 6/3 Jh. (http://nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edificireligiosi/
tophet)
Sulci, Rekonstruktion der Schichten, Mus.Arch.Barreca (http://nora.beniculturali.unipd.it/gli-edifici/edificireligiosi/tophet)
Mozia während der Ausgrabung, keine Bildangabe
Votivstele Priester und Kind, Moscati, Fenici, 1992, 306
Votivstelen aus Mozia, keine Bildangabe
Votivstelen aus Karthago (https://collections.louvre.fr/ark:/53355/cl010165910)
Rekonstruktionsversuch Tempel Monte Sirai http://www.comune.carbonia.ci.it/urbiportal/content/it_IT/267.html
Mozia Kothon und Tempel 5. Jh.
((https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Motya_from_above_artistic_reconstructi
on_1_0.jpg), „Motya from above artistic reconstruction 1 0“,
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode
https://www.researchgate.net/figure/Mozia-Tofet-assonometria-schematica-del-Tempio-T6-nella-Fase-5-Motya-VII-470-397-6_fig2_342703223)
Anthropoide Sarkophage
Cadiz, aus Sidon
Karthago, St.Monique 4/3 Jh. und Bardo Museum Tunis Priester? und Priesterin/Isis
www.museosdeandalucia.es/web/museodecadiz/obras-singulares
https://collections.louvre.fr/ark:/53355/cl010118508
Punisches Kammergräber aus Karthago (Pradigue
(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tombeau_punique_Byrsa.jpg), „Tombeau punique Byrsa“,
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode)
Punische Nekropole von Palermo verschiedene Grabtypen
https://www.palermoviva.it/la-necropoli-punica-di-palermo/
Schmuckkästchen mit Goldschmuck und Amulett, Karthago, 3. Jh., Bardo, keine Bildangabe
Masken aus Karthago
Louvre https://collections.louvre.fr/ark:/53355/cl010210668
Bardo, keine Angabe
Anhänger aus Glaspaste Olbia/Sardinien 4/3 Jh.
https://museoarcheocagliari.beniculturali.it/attivita/blog/collana-in-pasta-vitrea-da-olbia/
Fayence-Amulett des Bes, Karthago, Höhe 2,3 cm
https://collections.louvre.fr/en/ark:/53355/cl010145244