Mittwoch, 27. November 2019

LETZTE MELDUNG 27.11.19:
Vor einigen Tagen hat Prof. Hameter ausgesendet, dass die Lehrveranstaltung in einem Jahr wiederholt wird, am besten auf der Homepage der Alten Geschichte oder ufind ab Mitte 2020 nachsehen.

Montag, 4. November 2019

Amann Karthager WS 2019 REST DER LEHRVERANSTALTUNG ENTFÄLLT

wer die Prüfung machen will, muss sich an den SPL für Altertumswissenschaften wenden (zumindest dann möglich, wenn über USPACE angemeldet). Der Stoff ist allerdings selbst zu erarbeiten. Bei diesem Blog fehlen krankheitshalber der Zeitraum 5. Jh. - 264 inkl. dem ersten karthagisch-römischen Vertrag und der ausgiebigen Behandlung der Goldtafeln von Pyrgi, sowie von der Altertumskunde zumindest Verfassung und Verwaltung.

Dienstag, 29. Oktober 2019

Vorlesung am 30.10. ENTFÄLLT

bzw. ist entfallen.

Donnerstag, 24. Oktober 2019

Amann Karthager 23.10.19.

Voriger Termin:

Phöniker:

-      Anfänge

-      In der Levante

-      Kolonisation

Ein zweites Handout wird verteilt.

Die BIBLIOGRAPHIE kommt bei Gelegenheit auf moodle. Kommentare dazu:

Es kommen nur einführende Werke auf die Liste, die Werke sind nicht Pflichtstoff, sondern nur für den Interessierten (ich habe einen Teil der Werke zu Hause und habe 2009 dort nachgesehen, wenn ich nicht mitgekommen bin mit dem Schreiben, da Prof. Amann diese anscheinend zur Vorbereitung der Lehrveranstaltung zumindest teilweise herangezogen hat).

Nur ein Teil der Werke ist in deutscher Sprache, vieles auf Französisch, auch eine Anzahl der Werke auf Englisch.

Die Werke sind in der Universitätsbibliothek Wien bzw. der Fachbibliothek Alte Geschichte erhältlich.

Vor allem zu Phönikern:

Niemeyer:

-      Publikation eines internationalen Symposions: Expansion im Westen, Syrien

-      Ausgrabungen in Karthago

Werke zu Sardinien und Iberien für die Koloation
Zu Karthagern/Puniern und Karthago:

-      KLASSIKER: Meltzer/Kahrstedt: vieles veraltet (Archäologie…), aber immer noch ein Grundlagenwerk

-      Charles-Picard, Karthago: Alltagswelt, Kunst, Lebensweise, Religion

-      Moscati, Überblick, reich bebildert

-      KLASSIKER: Huß, Handbuch der Altertumswissenschaften

o   Inhalt: Die Karthager, letzte Auflage 2004

o   Taschenbuch, verdichtet auf kleinsten Raum, für die Prüfung nicht ausreichend, 4. Auflage 2008

-      Lidzbarski, Dictionnaire….

-      Walter Ameling: militärisch-staatliche Entwicklung und damit zusammenhängende gesellschaftliche Fragen.

-      Hannibal ad portas: Ausstellungskatalog Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2004

-      The Carthaginians, 2010



Zu Karthago und Rom, v. a. Punische Kriege

-      KLASSIKER Lazenby-Bücher

-      Römisch-Karthagische Verträge

-      Zimmermann, Rom und Karthago, gut

-      Grabungsberichte:

o   Punisches Italien

o   Viel aus Deutschland

o   Grabungen unter dem Decumanus maximus

o   Französische Grabungen in punischen Gräbern

-      Elliger: Zusammenfassung auch mit dem römischen Karthago (in der römischen Spätantike eine wichtige Stadt)

-      Moscati

-      Sizilien

-      Phönikische Präsenz auf Sardinien













ANFÄNGE KARTHAGOS

Die phönikische Kolonisation konzentriert sich schon recht früh auf den Golf von Tunis

Der Golf von Tunis ist klimatisch begünstigt und eignet sich daher gut für die Landwirtschaft und sehr gut gelegen (Zentralmittelmeer, man gelangt schnell nach Sizilien, zum metallreichen Sardinien und nach Mittelitalien)

Die erste Kolonie war angeblich Útica (lateinisch)/Ìtyke (griechisch) auf einer Landzunge, die heute verlandet ist, an einem Fluss gelegen, Tyros ist Metropole, angeblich so alt wie Gadir, gegr. ca. 1100, Funde stammen aber erst aus dem 8. Jh.

Karthago südlich davon, eine antike Schiffstagereise entfernt

Tyros wichtige Koloniegründerin

Karthago südlich davon

Gegründet spätes 9. oder frühes 8. Jh.

Phönikisch    qart ḥadášt neue Stadt (qart)

Griechisch    Καρχηδών

Lateinisch     Carthago

Name programmatisch

Bewusst angelegte Kolonie

Viele andere „Karthagos“: Spanien Carthago nova/Cartagena



Warum wurde es dort angelegt, dort gab es angeblich schon Utica

Laut Forschern Utica „Alte Stadt“, sie kann nur nach der Gründung von Karthago so genannt worden sein

Keine großen Metallvorkommen




Allerdings:

-      Sehr günstige verkehrstechnische Lage, Scharnierfunktion zwischen Ost- und Westmittelmeer, Erschließung der nordafrikanischen Küste, und des zentralen Mittelmeerraums mit Sardinien und Italien

-      günstige geographische Bedingungen für einen phönikischen Hafen, guter Schutz vor den starken Nordostwinden, günstige Gelegenheit für einen Naturhafen

-      genügend landwirtschaftlich nutzbares Hinterland

-      Halbinsel, gut geschützt, da zum großen Teil von Wasser umgeben:

o   Norden: Lagune

o   Osten: Meer

o   Süden: See von Tunis



Im Hinterland die Vorstadt Mέγαρα

Heute Carthage, der Villenvorort von Tunis mit teuren Villen



Býrsa: Zentraler Stadthügel



Ausgrabungen von Deutschland, Frankreich, auch USA und Großbritannien




GRÜNDUNGSDATUM
Viele Meinungen in der antiken Literatur, verschiedene Überlieferungen, auch bei Rom, Ideologien spielen eine Rolle bei Gründungssagen
Ca. 25 antike Autoren, die mehr oder weniger direkt ein Gründungsdatum nennen, darunter:
-      Philistos von Syrakus FrGRHist F 47, kurz vor dem Trojanischen Krieg ca. 1215, überhaupt kein historisches Gewicht, Ansatz unklar, steht alleine da
-      Timaios von Tauromenion/Taormina apud Dion. Hal.
(Dionysios von Halikarnassos) 1, 74, 1)
Im 38 Jahr vor den ersten Olympischen Spielen: 814/3
-      Menandros von Ephesos (2. Jh. v. Chr.), überliefert bei Flavius Josephus Contra Apiónem 116 – 126: 155. Jahr der Königsherrschaft in Tyros = 7. Jahr des tyrischen Königs Pygmalion 825/813. Eine Königsliste von Tyros ist vorhanden, die Zeitansetzung schwankt jedoch. „ORIENTALISCHER ÜBERLIEFERUNGSSTRANG“, da er sich auf orientalische Quellen beruft. Übereinstimmung mit Timaios von Tauromenion, auch durch andere literarische Quellen.
Sicher: Karthago älter als Rom, gegr. angeblich 753, aus propagandistischen Gründen Karthago jünger als Rom gemacht z. B. von Cicero, in der Antike hatte eine ältere Stadt das größere Prestige

GRÜNDUNGSMYTHOS
Charakteristisch: Gründer ist eine Frau, die tyrische Prinzessin Elissa (lateinische Version des phönikischen Namens), Schwester des Königs Pygmalion, Tochter des Königs Mutto. Frauen als Siedlungsgründer sehr ungewöhnlich, höchstens ganz wenige
In Tyros Streitigkeiten im Königshaus, ausgehend von König Pygmalion, Elissas Bruder nach dem Tod von Mutto. Er ist auf den Elissas Ehemann und Onkel wegen dessen Reichtums neidisch und lässt ihn ermorden.
Elissa flüchtet, erst nach Zypern, dann in den zentralen und westlichen Mittelmeerraum mit dem Reichtum ihres Mannes und den sacra (heiligen Gegenständen) des Melkarttempels. Eine Anzahl bedeutender Männer, Senatoren genannt, flüchtet mit. Es handelt sich nicht um Wirtschafts-, sondern um politische Flüchtlinge. Sie und ihr Gefolge erreichen den Golf von Tunis.


Elissa kauft Land von den Einheimischen für die Stadtgründung. Die Einheimischen sind sehr erfreut wegen der Gelegenheit, mit den Siedlern zu handeln. An der ursprünglich geplanten Stelle für den Gründungsritus wird ein Loch gebohrt und ein Ochsenschädel gefunden. Laut den Priestern ist dies ein schlechtes Omen (prosperierende Stadt, aber später Sklaven anderer Mächte). Der Gründungsritus wird verschoben, dort wird ein Pferdeschädel gefunden (stark, kriegerisch).
Utica hat nichts gegen die Gründung, erweisen Elissa ihre Ehrerbietung und bieten Waren zum Tausch an.
Dido, deido soll der afrikanische Name der Elissa sein, und bedeutet in einer lokalen Sprache „die Herumirrende“
Mythos kurz bei Flavius Josephus/Menandros
Längste Version: Justinus, Spätantike, 3. Jahrhundert, Zusammenfassung von Pompeius Trogus aus der augusteischen Zeit.
Vergil: Augusteische Zeit, Dido-Frage mit Aeneas-Frage verknüpft, was bisher nicht der Fall war. Aeneas flüchtet nur aus dem brennenden Troja nach Westen. Hier landet er bei Dido, hier nur so genannt, sie verliebt sich unsterblich in ihn. Aeneas muss seinen Auftrag erfüllen, nach Latium zu fahren, wird von den Göttern dazu gezwungen, seine Nachfahren sind u. a. das iulische Kaiserhaus. Zu Vergils Zeit war Karthago seit hundert Jahren zerstört in Grund und Boden, es erfolgte gerade der Wiederaufbau.

Elemente laut Forschern
-      Phönikische: Elissa, Tyros, Stopp auf Zypern/phönikische Kolonie, Astárte, sacra aus dem Melkarttempel
-      Karthagisch: Pferdeschädel, auf späteren karthagischen Münzen Pferdekopf ganz wichtig, auf der Rückseite Pferd, der Vorderseite Götterbilder
-      Griechisch: Trick der Elissa, angeblich schlaue Frau, „so viel Land, wie eine Rinderhaut umfassen würde“, an sich nicht viel, aber sie schnitt die Rinderhaut in ganz dünne Streifen und band diese aneinander, erwarb dadurch das Gebiet der Býrsa, klingt in griechischen Ohren wie βύρσα, búrsa/Rinderhaut. Ähnliche Tricks auch in anderen griechischen Legenden, die sollen die Überlegenheit der Kolonisatoren gegenüber den Einheimischen zeigen, siehe die zahlreichen Tricks des Odysseus.

Das Pferd ist mit der phönikischen Sprache nicht zu erklären, laut Literatur: es ist ein Auslöser erforderlich, auch wenn dieser noch so weit weg ist.
Die Überlieferung erfolgte viel später: es handelt sich um eine nach langer Zeit entstandene Endfassung, mehrfach von den verschiedensten Stellen überarbeitet und mit neuen Elementen angereichert, die für den Hinzufügenden eine starke Bedeutung hatten. Der Gründungsmythos enthält viel Griechisches und Römisches, auch Ideologisches.
Ähnlich ist es beim Gründungsmythos von Rom.
Enthält einen historischen Kern
-      Karthago ist eine Kolonie von Tyros
-      Verweis auf älteres Utica
-      Möglich: Politische Spannungen in Tyros
-      Möglich: Gründung nicht von vornherein geplant, sondern kurzes Verweilen, erst später Stadtgründung
Ende der Elissa: Selbstmord auf dem Scheiterhaufen: heroisches Motiv, auch in der griechischen Überlieferung, Entrückung in höhere Sphären zu den Göttern
Grund
1.    Der einheimische libysche König will Dido heiraten, sie gegen eine Ehe
2.    Vergil: Trauer über die Abreise des Aeneas, nachträgliche mythologische Erklärung für die Feindschaft zwischen Rom und Karthago

ARCHÄOLOGIE:
Älteste archäologische Funde 1. H. 8. Jh.
Ausgrabungen 1983 besser Bescheid wissend über archaische Siedlungsreste, südlich, südöstlich und östlich der Byrsa wichtig
Spätes 9. Jh. noch nicht belegt, als Siedlungsbeginn möglich und wahrscheinlich. Vielleicht noch nicht dauerhafte Holzbauten und erst später die ersten verstorben
Mögliches ursprüngliches Zentrum die obigen Bauten und die Byrsa selbst, Reste von Hausgrundrissen von Deutschen ausgegraben.
Karte: auf dem heutigen Handout das Quadrat südöstlich der Byrsa.
Älteste Funde recht regelmäßig und rechteckig/orthogonal, zeigt die geplante Organisation der Siedlung, nur einzelne sporadische Funde
Damalige Südgrenze unbekannt
Frühes 8. Jh. Hinweise auf Metallverarbeitung und zerstoßene Purpurschnecken
Archäologisch: erstes Heiligtum auf der Byrsa in Form einer Akropolis und vielleicht Befestigung, nie nachweisbar, die Byrsa-Kuppe wurde in der römischen Kaiserzeit abgetragen, besonders im 2. Jh. bis auf 56 m „abrasiert“ für öffentliche und sakrale Bauten, ältere Schichten unwiederbringlich weg.
Die älteste Siedlung vielleicht auf der Byrsa
Später in die Ebene verlegt oder ausgedehnt, vielleicht Ochsen- und Pferdeschädel Bezug darauf
An der Südflanke auch Nekropolen des 7. Jh., vielleicht auch außerhalb, nie innerhalb einer Siedlung
Byrsa im 4./3. Jh., Handwerkszone, vielleicht an der damaligen Peripherie
Spätestens 2. Jh. Wohnquartiere
Frage: in wie weit sich die Stadt Richtung heutiger Hafenzone erstreckte: unbekannt
Ganz im Süden: Tóphet (Heiliger Bezirk), in der Regel am Rand einer phönikischen Siedlung
Älteste Frequenz des Tophets: 3. Viertel 8. Jh.
Urnen: heutiges Handout ganz unten
Vor allem (Klein-)Kinder, zum Teil relativ gute Beigaben (Keramik, Schmuck), zum Teil schon griechische Importkeramik z. B. Euböa. Elfenbeinarbeiten, ägyptische Amulette: Begüterte beginnende Oberschicht
Phönikische Vase mit typisch griechischer Dekoration: vielleicht ein griechischer Keramiker in Karthago
Karthago attraktiver Standort seit dem 8. Jh.
Archaischer Hafen: unbekannte Lage (ob im Norden oder Süden bzw. an der Stelle des Kothon). Noch keine Hafenstrukturen aus Stein, im 4. oder 3. Jahrhundert mit länglichem Handelshafen und rundem Kriegshafen nahe dem Tophet.

Etwas bessere Informationen zu den Nekropolen, liegen wie üblich um die Siedlung herum auf den Hügeln Byrsa, Iunohügel, Douïmès

Iunohügel: Importgefäß aus Griechenland 2. Viertel 8. Jh.

Keramik wichtig für Datierung

Iunohügel (G: Hera), Grund für die Benennung unbekannt, seit 19. Jahrhundert in der archäologischen Literatur so genannt, keine wissenschaftliche Rechtfertigung dafür

8. Jh. nicht sehr viel

Ab 7. Jh. Zahl der Gräber stark steigend

Bei Erwachsenen Inhumation, Körperbestattung

Im Norden und Nordosten reicher ausgestattete Nekropolen für reiche Aristokraten

Douïmès: eine der größten Nekreopolen, im 19. Jh. schon sehr früh ausgegraben, schnell wegen des Wachsens von Carthage

1100 Gräber freigelegt, sehr schlecht dokumentiert

Brandbestattungen v. a. im Tophet, speziell für früh verstorbene Kinder/Säuglinge

Nur wenige Grablegen besser dokumentiert

2.V.7.Jh. Douïmès -Grab, 1894 entdeckt und schnell ausgegraben, genauer Ort heute unbekannt

Gebautes Grab, Grabkammer aus Stein, Eingangstür, Kammer 2,5 m lang, 1,5 m breit und 1,44 m hoch, nicht aufrecht begehbar, aber für karthagische Verhältnisse relativ groß, Wände mit weißem Stuck ausgekleidet (heller Eindruck), Holzdecke eingestürzt

2 Körperbestattungen, Aristokrat und seine Ehefrau

Griechische (Transport-)Amphoren mit Inhalt, Wein?, Öl?, Olivenöl?, typisch phönikische Kanne, Vorratsgefäß, Öllampe, griechisches Importgefäß (klein, Doppelhenkel, Trinkgefäß aus Korinth, 2.V.7.Jh., datiert Grab) für Bankett im Jenseits, Silbergefäße, Schmuck (Goldschmuck: kleine Reste von Schmuck, 1 kleiner GOLDANHÄNGER für Halsband oder Schmuck)

Der o. a. GOLDANHÄNGER enthält eine sechszeilige phönikische Inschrift, ist die älteste in Karthago, 1. H. 7. Jh., Interpretation umstritten: Astarte, Gott Pygmalion (diesen Gott gibt es nur hier), jedenfalls religiöser Kontext

Mann: Yada´milk, Sohn des F/Parai

Weitere Gräber in der Nekropole: Elfenbeingegenstände (Kannen, Becher), Gefäße aus Silber, Straußeneier (typisch, bemalt (Farbe oft nicht erhalten), Straußeneiergefäße auch bei Yada’milk

Ausstattung ist in Etrurien ähnlich, hier waren Phöniker die Vermittler

7. Jh. ältester bekannter Import aus Etrurien, kleine Amphore aus Bucchero, zeigt die Handelskontakte spätestens ab dem 7. Jh.

Iunohügel: Urne mit kurzer Inschrift zeitgleich mit Yada`milk

Im Süden Byrsa-Nekropole, etwas über 100 Gräber freigelegt, unter der archaischen, hellenistischen und römischen Stadt, auch 7. Jh., Entscheidung, welche Schicht man bewahrt, die anderen werden zerstört, relativ einfach, meist Körperbestattung, stark nivellierte Mittelschicht, weder reich noch arm, phönikische Keramikgefäße, städtische Mittelschicht (Handwerker, kleinere Händler)

Wenige Brandbestattungen, vielleicht Zugewanderte aus dem Osten

Datierung über griechische Importkeramik

Quellenlage: 8/7. Jh. schlecht:

Literatur: Gründungsmythos und –daten, sonst nichts (griechische und römische Autoren)

Archäologie: nicht viel

Jedenfalls stabile Hierarchie und Oberschicht, die sich so empfindet und repräsentiert

Einbindung in den Handelsraum (Griechenland, Italien)

Bescheidene urbane Organisation, orthogonal

Verbindung zur Mutterstadt Tyros: anfänglich Kolonie und der Metropole eng verbunden, Gegensatz zu Griechen (autonom und nur kulturell und religiös verbunden, die gleichen Gottheiten)

Karthago ist eine Kolonie: „Sklave“ eines Königs von Sidon in Zypern

Abgabepflicht: bei der Eroberung einer phönikischen Stadt vom Fremdherrscher (Assyrer, Perser) mit einbezogen

Karthago will sich lösen und die Tribute verringern

Quellen: regelmäßig Gesandte nach Tyros, einmal jährlich zum Melkarttempel, Zehent (1/10 der Staatsausgaben)

Gut für die Wirtschaft der Metropole

Wird im Lauf der Zeit schwächer durch den Aufstieg von Karthago zur bedeutenden Stadt und die Schwächung der phönikischen Städte, ca. Mitte des 6. Jh. kaum mehr Abgaben

Ab 7. Jh. der Begriff Karthager sinnvoll, gerechtfertigt, dazu die Vermischung der Phöniker aus der Levante partiell mit der einheimischen Bevölkerung, Namenmaterial nicht mehr rein phönikisch

„Punier“ aus lateinisch „Poenus“ für die phönikischstämmige Bevölkerung von Nordafrika und im Westmittelmeer, seit dem späten 6. Jh. sinnvoll

Punische Sprache, in Karthago, Nordafrika und dem Herrschaftsgebiet, Sonderentwicklung seit dem 5. Jh. (Inschriften), bestimmte Lautentwicklungen für Punisch. Das tyrische Phönikisch erfährt eine autonome Weiterentwicklung in Karthago, kein Dialekt, unter dem Einfluss der umgebenden einheimischen Sprachen.







Freitag, 11. Oktober 2019

Amann Karthager 2019 1. Sitzung 9.10.19 und Ankündigung, dass am 16.10. die Vorlesung ausfällt.




9.10.2019
Power Point nicht an die Studierenden wegen Bildrechten
Unkosten 1 Euro für die Handouts des Semesters
Bibliographien etc. sollen auf Moodle
Prüfung geplant in der letzten Sitzung am 29.1.20
Es kommen ca. 5 – 6 Fragen
Sonst nur mündliche Termine
Fehlt man, muss man sich die Mitschrift bei KollegInnen organisieren, ich habe übrigens auch die alte Mitschrift von 2009 online gestellt, bei der drei Einheiten fehlen.
Zeitraum: Anfänge bis zur Zerstörung 146 v. Chr.
Ereignisgeschichte
Staat, Struktur
Gesellschaft
Wirtschaft
Religion, Kultur

-      Phöniker, Phönikien als ursprüngliche Heimat. Karthago phönikische Kolonie, kulturelle Wurzeln (9.10.19)
-      Gründung, Mythen und Archäologie
-      Expansion in Afrika, seit 6. Jh., Expeditionsfahrten nach Westafrika
-      Expansion außerhalb Afrikas (Inseln Sizilien, Sardinien und Balearen und Südspanien), Erkundungsfahrt nach Südengland
-      Politische Kontrolle im Mittelmeerraum, Verhältnis zu anderen Mächten: Etrusker, Römer, Griechen
-      Innere Organisation: Verfassung, Verwaltung, Militär
-      Gesellschaft: Struktur, Adel, Untere Schichten
-      Wirtschaft
-      Vorurteile
-      Religion: Götterwelt, Kultplätze, Kinderopfer
-      Konflikt mit Rom

DIE PHÖNIKER UND IHRE EXPANSION
Ein Handout mit Plan der phönikischen Niederlassungen im Mittelmeer und Atlantik mit einer Höhlenmalerei, die ein phönikisches Schiff darstellen soll, wurde verteilt. Aus rechtlichen Gründen kann ich Handouts hier nicht hineinkopieren, man kann aber mit mir zu einem Kopierer gehen und fehlende Handouts kopieren.
(Phönizier auch richtig)
Heimatgebiet: Ostmittelmeerraum, „Levante“
Relativ enger Küstenstreifen im Libanon und Westsyrien
Zypern vorgelagert
Begrenzt durch Orontes- und Jordantal, dazwischen Gebirgszug Antilibanon, die Westgrenze wird vom Mittelmeer gebildet
„Phöniker“: Sammelbegriff für eine Reihe unabhängiger Stadtstaaten
Kulturelle Gemeinsamkeiten, jedoch unabhängig
Konstituierten sich in den Wirren der Endbronzezeit (Seevölkersturm)
Von Norden nach Süden:
Arwad/grie. Arados
Byblos, „Bibel“, Umschlagplatz für Papyrus, βιβλίον = Buch
Berýtos, Beirut
Sidon
TYROS
Akko
Dor
Die Stadtstaaten sind autonom = selbstbestimmt
Jedoch unterschiedliche Abhängigkeit von Großreichen
Byblos hat enge Kontakte zu Ägypten (Papyrus)
Sie wurden in der Frühzeit von Königen regiert

König vom Byblos Áhiram, im Museum von Beirut befindet sich ein von ihm benützter Sarkophag mit einer der ältesten phönikischen Inschriften, nach 200 Jahren wurde er noch einmal verwendet, er wurde im 12. Jahrhundert für einen anderen König hergestellt.
Kein Einheits- oder Territorialstaat
Gemeinsam sind Sprache, Schrift, Kultur und Religion
Phönikisch: Semitische Sprachen, Untergruppe Kanaanäisch
Die moderne Bezeichnung Phöniker leitet sich von der griechischen Bezeichnung her Φοίνικες, dies war ein Sammelname für Kaufleute aus dem syrisch-palästinensischen Raum, der von den Römern übernommen wurde von griechisch φοίνιξ = (purpur)rot wegen der Purpurfärberei, danach „Rot/Purpurfärber“ genannt, es handelt sich um eine Fremdbezeichnung
Fraglich: Ob die Phöniker selbst für sich eine Gruppenbezeichnung hatten oder sich Sidonier oder Tyrer… nannten
Die spezifisch phönikische Kultur entsteht 1200 = Beginn der Eisenzeit in dieser Region
11. Jahrhundert: Entstehung der phönikischen Schrift
In früher Phase Küstenregion wichtig
Phönikien ist eingebettet in eine kontinuierliche Entwicklung vor Ort
Eigentlich wenig gewaltsame Brüche
13/12. Jh. Seevölker (aus dem Raum Balkan/Ägäis) bringen den Ostmittelmeerraum in Unordnung, haben das Hethiterreich zum Einsturz gebracht, Angriff auf Ägypten, in der engeren Region wurde nur Ugarit zerstört, die Städte südlich davon waren nur wenig tangiert
Ab 12. Jh. Siedlungen prosperieren, deutlicher Aufschwung, Wirtschaft profitierte
Ab 1000 bessere Informationen, aus der Frühzeit wenig bekannt
Quellen: Archäologie, Inschriften, Altes Testament
Wahrscheinlich sehr früh eine der wichtigsten und größten Städte: Tyros, eine der erfolgreichsten Siedlungen, viel Quellenmaterial, angeblich alte Stadtchronik von Menándros von Ephesos ca. 2. Jh. ins Griechische übersetzt, damit wurde sie auch anderen Autoren zugänglich gemacht, so Flavius Josephus, Antiquitates Judaicae 8. Buch
AT: Buch der Könige: Salomon/Jerusalem stand in Kontakt zu König Hiram I von Tyros (10. Jh., reg. ca. 960 – 936). Hiram sandte Handwerker zum Tempelbau nach Jerusalem, Salomon im Gegenzug Öl und Getreide für Hirams Hof
Bis zum 8. Jh. waren die Stadtstaaten selbstständig/autonom
Sie gerieten dann sehr rasch unter die Oberherrschaft des von einem Großkönig regierten neuassyrischen Großreichs, dauerhafte Unterwerfung und Kontrolle, die lokalen Könige standen unter assyrischer Oberherrschaft, hohe Tributleistungen verlangt, um diese erbringen zu können, expandierten die Phöniker
Seit 6. Jh. babylonische Oberherrschaft
Seit 2. Hälfte 6. Jh. persische Oberherrschaft
Verwalten sich selbst, jedoch politisch abhängig und tributpflichtig den Großkönigen gegenüber
Nicht jeder Stadtstaat agiert gleich
Stadtstaaten verbündeten sich viel miteinander, der Widerstand gegen eine Großmacht war jedoch chancenlos, der Konflikt mit den Großmächten verlief eher unblutig, sie haben sich ergeben
4. Jh. seit Alexander III./dem Großen makedonisch
Kultur: nur lückenhaft bekannt, noch viel Forschung nötig
Phöniker erbrachten wichtige Kulturleistungen auch außerhalb der Stadtstaaten
Gelten als Erfinder der Buchstabenschrift
Wohl 11. Jh. Alphabet entwickelt
1 Lautwert = 1 Zeichen = 1 Buchstabe
Alles kann man mit 22 Zeichen schreiben, höchster Grad der Abstraktion
Konsonantenschrift
Daraus entwickelt
Aramäische Schrift
Griechische Schrift> Etruskische Schrift> Römer die lateinische Schrift
Sehr gute Idee, von anderen adaptiert für lokale Sprachen

Ausgesprochen entwickelte Stadtkultur, sehr urban, das gilt auch für Karthago


Florierendes Handwerk
Purpurfärberei, gefärbt mit dem Sekret der Purpurschnecke, Farbe rot bis violett
Metallverarbeitung: Gefäße verschiedenster Art, ägyptische und assyrische Ikonographie
Elfenbein: Kästchen, Toilettengerätschaften, Plaketten für Möbel
Glasverarbeitung, -paste: kleinere Perlen, Anhänger, Ketten, ganz weit verstreut im Mittelmeerraum, „Leitfossil“ für phönikische Präsenz und Kontakte mit Phönikern
Holzverarbeitung: sehr qualitätsvolles Holz (Zedern), sehr dauerhaft auch gegen Wassereinflüsse z. B. für Schifffahrt, sehr beliebt, die Bestände der Libanonzeder waren schon in der Antike stark abgeholzt, z. B. f. Pharaonen
Ägyptische Quellen: Fenchu: Land der Baumfäller

Das Gebiet hatte eine wichtige Schnittfunktion an den Handelsrouten nach Ägypten und Kleinasien, war jedoch wahrscheinlich besonders stark in Richtung Meer orientiert wegen der Begrenzungen durch Gebirge und Flüsse, daher kein Platz für Expansionen „nach hinten“

Sehr begabte und sehr gute Seefahrer, Herodot 4. Buch, im Auftrag von Pharao Necho sogar die erste Afrikaumsegelung von Ost nach West, Dauer drei Jahre mit mehreren Schiffen, Zeit 596 – 594, bewies ihre guten nautischen Kenntnisse

Errichteten ein riesiges Handelsnetz
1.    Beschaffung von Rohmaterialien für ihr eigenes hochentwickeltes Handwerk, da die Levante rohstoffarm ist
2.    Produkte für den Zwischenhandel, Weiterverhandlung
Edelmetalle z. B. Silber, Buntmetalle Kupfer und Eisen, Öl u. a. für Düfte, Stoffe, Sklaven
Gefördert durch die Tributpflicht seit dem 8. Jh., Intensivierung
Zypern, bedeutet Kupferinsel und Sardinien, sehr wichtig für die Legierung Bronze neben Zinn
Gold: Nordägäis, überhaupt der griechische Raum
Eisenerze: Westmittelitalien/Etrurien
Spanien, vor allem im Süden: sehr viel Metall, vor allem Silber und Kupfer

Dem phönikischen Handel war ein gutes Verhältnis zu den lokalen Eliten wichtig, um an die Ressourcen heranzukommen, seit 6. Jh. Der Zugang wurde ihnen gewährt gegen Luxusgüter zur Festigung der eigenen elitären Position: Edelmetalle, Elfenbeinarbeiten, Weitergeben von Technologien durch phönikische Handwerker, die an die lokalen Herrscher verschenkt wurden, z. B. in Etrurien Eisenerze gegen Goldverarbeitungstechniken: Granulation: kleine Kügelchen aufgetragen, war eine phönikische Technik
Auch Ideologisches: Purpur als Farbe der Könige, Elfenbein aus dem phönikischen Raum übernommen als Abbild des Herrschers
Orientalisierende Periode: aus dem Orient in den zentralen Mittelmeerraum vermittelt vor allem durch die Phöniker
Eigene Niederlassungen: kleine Stützpunkte, Handelskontore, fließende Grenzen zu Kolonien mit Bewohnern
Punktuelle Kolonisierung
10/9. Jh.
Seit 8. Jh. sehr zielgerichtet und rasch durch phönikische Siedler, richtet sich nach dem Handelsinteresse bis in den äußersten Westen
von Ost nach West, folgt zum Teil den Strömungsverhältnissen im Mittelmeer, stellt eine erhebliche organisatorische Leistung dar
ZYPERN: liegt direkt gegenüber der Küste, natürliche Anlaufstelle seit frühester Zeit, rege Kupferindustrie, Kitíon, heute Larnaka Mitte 9. oder spätes 10. Jh. als erste Kolonie, Mutterstadt Tyros, Zwischenstation, enge Beziehung Zyperns zu Sardinien, Wanderung von Technologien, wahrscheinlich errichteten auch andere Stadtstaaten Kolonien, Amathús an der Südküste, wichtig, typisch phönikischer Friedhof mit Brandbestattungen aus dem 6/5 Jh.


GRIECHISCHE INSELWELT: seit 10./9. Jh. Handelszone für Phöniker, Homer, Odyssee: Schnelle Schiffe, wichtige Rolle, auch andere Autoren
Rhodos: phönikische Waren (Schmuck z. T. lokal produziert), kleine phönikische Gemeinde
Kreta: phönikische Inschrift 9. Jh. aus Knossos, 8. Jh. Zeushöhle auf dem Berg Ida, im Süden phönikische Niederlassung in Kommos
Thasos: ganz oben in der Nordägäis phönikische Präsenz, lt. Her. 6,47 haben die Phöniker Goldminen ausgebeutet, Heraklestempel, 8. Jh., archäologisch nicht nachgewiesen.
Ägäis und andere Griechen/Städte: Handelsbeziehungen mit Phönikern im 8/7. Jh. sind Fakt, weniger mit dem für den internationalen Handel eher wenig bedeutenden Athen
Keine Kolonien
Griechen übernehmen die Schrift wahrscheinlich aus Euböa
WESTMITTELMEER: Kolonisierung ab dem 9., spätestens dem 8. Jh. durch phönikische und phönikozypriotische Gruppen
MALTA und Inselgruppe: keine natürlichen Ressourcen wie Metall, keine Landwirtschaftszonen, geographische Lage zwischen Sizilien und Nordafrika, wichtige Station auf dem Weg in den Westen, früh Versorgungsstation, 8. Jh.: phönikische Inschriften, Grabfunde, Tempel, fast Koexistenz mit der einheimischen Bevölkerung, überregional keine große historische Bedeutung
SIZILIEN: Thukydides 6, 2, 6: Phöniker rings um die Insel Sizilien, auf Landspitzen und vorgelagerten Inseln für Handel mit Einheimischen, große phönikische Präsenz vor Ankunft der Griechen 2. Hälfte 8. Jh., Syrakus an der Ostküste ca. 732, die auch territoriale Interessen, Phöniker werden vertrieben aus dem Osten, ziehen sich in den Westen zurück. Mózia/Motýe vorgelagerte Insel mit Nekropole aus dem späten 8. Jh. wichtige Grabungsstätte. Andere Solúnt, Panórmos/Palermo. Sizilien strategisch wichtig wegen der Nähe zu Nordafrika und dem Golf von Tunis mit Karthago und zum Eisenerzgebiet in Mittelitalien
PITHEKOUSSAI/ISCHIA: kleine Niederlassung



SARDINIEN: ganz wichtig, Metall: Kupfer- und Eisenerze. 14/3 Jh., Bronzezeit, Mykener, deren Erben die Phöniker, 12/1. Jh. Kontakte Sardinien-Zypern, 11. Jh. Vorkoloniale phönikische Phase (phönikische Interessen werden manifestiert), spätes 9. Jh. die koloniale: Nóra in Südsardinien: Stele spätes 9./frühes 8. Jahrhundert, Stele mit phönikischer Inschrift, inhaltlich unklar, eine der ältesten Inschriften im westlichen und zentralen Mittelmeerraum, vor allem an der Süd- und Westküste massiv kolonialisiert, Cágliari, Nora, Súlci, Thárros. Einheimische Nurághenkultur zieht sich in den Norden und Osten der Insel zurück. Früher wurde an die Rivalität der beiden Seiten geglaubt, heute glaubt man eher an ein Zusammenleben
ETRURIEN: keine Kolonie, höchstens kleine Kontore
SÜDSPANIEN: in den letzten Jahrzehnten viele neue Erkenntnisse. Gold, Silber, andere Metalle wie Eisen, Kupfer und Zinn, in Südspanien viel, sonst weniger. Archäologische Belege seit 8. Jh., vereinzelt Hinweise auf ältere Präsenz. Gádir/Cadiz, spätes 12. Jh., 1104/03, gegründet von Tyros aus, Name bedeutet „ummauerte Zitadelle“, archäologisch nicht belegt, sondern seit dem späten 9/8 Jh., vielleicht schon früher Kontakte, liegt auf der Atlantikseite, typisch für Phöniker: auf Inseln wie Mozia, strategisch gut gelegen
Ein Flusstal erschließt das Hinterland (Die iberischen Stämme bauen ab, verhandeln die Bodenschätze an die Phöniker weiter, diese im gesamten Mittelmeerraum und vielleicht auch nördlich von Gadir)
Südspanische Küste östlich der Säulen des Herakles kleinere Siedlungen auf Landzungen wie Granada oder Malaga
Gutes landwirtschaftliches Hinterland
Relativ starker Einfluss 8/7. J. auf die iberische Kultur
„Tartessos-Region“/Andalusien
Handout: Höhlenmalerei, sehr ungewöhnlich, Datierung schwer, 1000 – 700, laut Forschern ein phönikisches Handelsschiff
Balearen v. a. Íbiza = Insel des Bes: phönikische Präsenz, Stützpunkt für Handel, Silberabbau, an den Schiffsrouten nach Nordostspanien und Südfrankreich




NORDAFRIKA: relativ früh Konzentration auf den Golf von Tunis, strategisch gut gelegen, Verbindungen nach Sizilien, Sardinien und Mittelitalien
Utica: älter als Karthago, ähnlich wie Gadir um 1100 von Tyros gegründet. Archäologisch seit dem 8. Jh. Nachweise, eigentliche Siedlung unbekannt, Nekropole auf heute verlandeter Landzunge
KARTHAGO: spätes 9. oder frühes 8. Jh.
Weiter in östlicher Richtung libysche Küste sehr lückenhaft bekannt, sporadisch wegen Untiefen, ungünstigen Winden und Strömungen und schlechter Sicht
Hadrumetum; Leptis Magna, wahrscheinlich phönikisch, kleine Zwischenstation
Westlich: phönikische Niederlassungen westlich von Karthago 7/6. Jh.
Atlantikküste von Marokko: schon relativ früh
Líxus: angeblich 1180/frühes 12. Jahrhundert gegründet, wichtige Station für Atlantikhandel, archäologisch nachgewiesen seit dem 8. Jh., am rohstoffreichen Atlasgebirge, vor allem Gold, aber auch Eisen und Blei, deswegen dort Lixus gegründet. Wahrscheinlich auch hier schon frühe Kontakte ohne Kolonien
Wahrscheinlich Madeira und kanarische Inseln
Mógador: südlichster bekannter phönikischer Stützpunkt, 650/500 Phöniker hier aktiv, phönikische Keramik wahrscheinlich aus Gadir, phönikische Inschriften, zypriotische und griechische Keramik, wichtig für den Tausch mit der einheimischen afrikanischen Bevölkerung (diese bieten Gold und Elfenbein)

PHÖNIKISCHE KOLONIEN: mit der Gründermetropole eng verbunden, politisch und verwaltungstechnisch untergeordnet, diese schickt einen Verwalter in die Kolonie
Gegensatz: griechische Kolonien sind politisch autonom, es besteht nur eine religiöse und kulturelle Bildung an die Metropole
Nur wenige Belege: Statthalter/Vorsteher in die Kolonie geschickt: „Sklave des Königs Hiram von Sidon“
Abgabepflicht an die Metropole, dies betrifft auch die Kolonien der Kolonie. Zehent 10 %, in Krisenzeiten wurden bis zu vierzig Prozent verlangt, die Kolonien wurden aber von der Metropole nicht „zu Tode erpresst“. Je mehr abgeführt wird, desto mehr bleibt den Kolonien auch. Der Zehent dient (auch) dazu, die Tribute für Assyrer und Perser zu bezahlen
Im Lauf der Geschichte besteht die Tendenz, dass sich die Kolonien autonom machen, sich von der Mutterstadt lösen wollen.

Siedlungsmuster der Kolonien: direkt am Meer, selten im Landesinneren wegen des Handels, in Lagunen, auf vorgelagerten Landzungen, Halbinseln, Inseln, bieten natürlichen Schutz, daher weniger Aufwand zur Verteidigung. Sardinien, Sizilien, Südspanien.
Idealfall, nicht notwendig: fruchtbares Hinterland v. a. bei Karthago





16.11.2019

Vorlesung ist entfallen


























23.10.2019