Freitag, 26. März 2021

 

1.      DRITTER TERMIN AM 24.3.2021, 945 – 1115, ERST ZWISCHEN 10.15 UND 10.30 EINGEGEBEN

 

Politisch und militärisch dominiertes Gebiet

Im Lauf des 7. Jh. Stabilisierung und Konsolidierung des Stadtstaates und kontinuierliche Ausweitung der stabilen kommerziellen Beziehungen

Stadt Karthago immer präsenter und kommerzielle Beziehungen immer stabiler und weiter

7. Jh. Verbindung zu Etrurien

Zahlreiche Keramikimporten aus Etrurien in karthagischen Gräbern

Weniger direkte intensive Beziehungen anscheinend zu Griechenland im 7. Jh.

6. Jh. Karthago weitgespanntes Handelsnetz durch karthagische Neugründungen oder hauptsächlich Kontrolle über die anderen bzw. altphönizischen Kolonien, im westlichen und zentralen Mittelmeer, zahlreiche phönizische Kolonien im Westmittelmeer

Geraten sukzessive unter karthagische Kontrolle

Stadt Karthago ziemlich in der Mitte

Die Karte mit den blauen Flächen (siehe nach der heutigen Mitschrift) Stand des vierten Jh.

Starke Ausdehnung

Karthago ausgeprägter innerer Expansionsdrang durch führende Schicht stark und zielgerichtet, ursprünglich eine von vielen phönikischen Kolonien in der Region

Phönikische Mutterstädte, im konkreten Fall Tyros, haben Probleme (Assyrisches Großreich…, tributpflichtig und untertänig, können seit dem 7. Jh. nicht mehr so nach Westen ausgreifen)

2. Viertel 6. Jh. Tyros kann seine Kolonien nicht mehr schützen, Kontakte bleiben noch, Delegation von Karthago nach Tyros kommt aber immer seltener

Parallel zur Schwächung Phönikiens Aufstieg Karthagos

Tyros kann seine Kolonien nicht mehr schützen, Karthago muss sich selber helfen, sonst hätte es keiner getan

Häufig Karthago Schutzmacht gegen Einheimische oder andere Kolonisten

Dazu gezwungen

Karthago jetzt unabhängig und zur militärischen Verteidigung seiner Interessen gezwungen

Quellen sehr spärlich, geringe Anzahl

Eines der ältesten Zeugnisse karthagischer Expansion 7. Jh. Balearen/Íbiza

Ébesos 654, Timaios von Tauromenion, frühes 3. Jh.,  apud Diodorus Siculus 5, 16 2f, „Insel des Bes“, Kolonie Ébesos 160 Jahre nach der Gründung Karthagos, die Timaios auf das Jahr 814 festsetzt = 654, Latein Ébesus

Verschiedene Vorschläge für die Bedeutung des Namens, vielleicht Insel des Bes, Insel des Wohlgeruchs

Bes ägyptische Schutzgottheit, von Phönikern und Karthagern übernommen, koboldartig, zwergenhaft, schützt in der Nacht vor bösen Geistern und vor bösen Geistern zu Hause und Schwangere

Strategisch für die Schifffahrt gut gelegen, Verbindung iberische Küste – Sardinien (Metalle)

Karthagischer Stützpunkt für die Seefahrt

Dort auch Salinen genutzt (Salzhandel)

Phönikisch-punische Präsenz auch archäologisch sehr gut belegt

Bis Mitte des 7. Jh. zurückreichend

Nahe Ibiza-Stadt große Nekropolen

Bild Fruchtbarkeitsgottheit für das Wohlergehen der Toten, häufig solche Statuetten aus Ibiza, aus Puig des Molins-Nekropole

Theoretisch auch eine phönikische Gründung möglich, von Spanien aus, so früh ist eine Unterscheidung phönikisch oder punisch archäologisch nue schwer oder gar nicht möglich

Sicher ab dem 6. Jh. karthagischer Einflussbereich

Große Inseln in der Nähe von Karthago Sizilien und Sardinien

Beide Inseln im Lauf des 6. Jh. in den karthagischen Machtbereich, offenbar auf Hilfeersuchen an Karthago

Panormos phönikisch ziz = Blume

Frühes 6. Jh. Karthago wohl noch keine große Rolle

Um 580 laut Literatur griechischer Versuch auch im phönikischen Westen eine Kolonie zu gründen

Bei Lilybaíon eine große Kolonie geplant durch Knidos und Rhodos, damals in der griechischen Kolonisation sehr aktiv

Phönikische Kolonien dagegen

Motýe, Panórmos am Golf von Palermo (ist der griechische Name: Bedeutung: gut zum Anlanden, was den Phönikern wichtig war, Solúnt waren phönikische Gründungen

Die phönikischen Kolonien und die einheimischen Elýmer schließen ein Bündnis und schlagen die Griechen zurück

Jedoch wurde später die Hilfe Karthagos notwendig, die auch erbeten wurde

Gegen die westlichste griechische Kolonie Selinúnt (macht natürlich Probleme) und Ákragas

Karthago schickt Mitte des 6. Jh. den General Málchus

Nur späte Überlieferung Justin 18,7,1 mit dem Heer von Karthago nach Sizilien, besiegt die Griechen und sorgt für Ruhe

Wahrscheinlich seither Karthago immer wichtiger und Schutzmacht gegen die Griechen

Karthagische Kontrolle über die westphönikischen Kolonien

Karthagische Hegemonie über Westsizilien

Seit der 2. Hälfte 6. Jh. spätestens

Malta wohl auch ab dem 6. Jh. unter karthagischer Kontrolle, wichtiger Stützpunkt für die Seeroute auch nach Karthago

Sardinien

Altphönikische Siedlungen

Westphöniker ersuchen um Hilfe gegen die einheimischen Sarden = Nurághenkultur

Thárros wichtig, Westküste, Landzunge, „halb im Meer“ = Halbinsel, typisch phönikisch

Monte Siraí, Süden

Súlci, typisch, kleine Insel, Süden

Bíthia, Süden

Nóra, Süden

Karális/Cágliari, Süden

Griechen spielen keine Rolle

Rufen Karthago um Hilfe

Karthager schicken wieder Malchus laut Überlieferung

Hier wird er aber laut Überlieferung (die an sich schlecht und spät ist) besiegt, Justin 8, 7, 2

Zur Strafe wird er angeblich in die Verbannung geschickt nach seiner Rückkehr

Langfristig kann Karthago ab Mitte 6. Jh. in seinen Einflussbereich ziehen

Karthagische Oberherrschaft

Diod. 4, 30, 5: Sardinien nie zur Gänze unter karthagisch-punische Kontrolle

Vor allem unwirtliche innere Gebiete, der Norden und der Osten bleiben sardisch

Weitreichende Kontrolle der Küstengebiete mit den Metallabbaugebieten, kann wirtschaftlich gut genutzt werden

Spanien/Südspanien

Von Gadir aus jenseits der Säulen des Herakles am Atlantik

Justin Überlieferung

Gegen Ende des 6. Jh. bittet Gadir um Hilfe gegen die einheimischen Iberer, fühlen sich bedroht

Karthager schicken Hilfe

Karthago bleibt und wird Schutzmacht über die Westphöniker in Südspanien

Bis zum 3. Jh. nur wenig bekannt, wenige Quellen, Änderung erst mit den Barkiden ab Hamilkar Barkas und deren punisches Herrschaftsgebiet

Karthagischer Einflussbereich als Erbe der phönikischen Kolonisation

Die Westafrika vorgelagerten Inseln

Madeira in archaischer Zeit, Diodor 5, 19 ff wunderbare Insel im Atlantik, reich bewachsen, von den Phönikern entdeckt, Madeira oder Kanareninsel (Kanaren waren bekannt), fallen wohl in den karthagischen Machtbereich

Weit entfernte Azoren später in den karthagischen Machtbereich geratend, vielleicht in der hellenistischen Zeit in die karthagische Einflusssphäre, karthagische Münzen aus dem 3./2. Jh. im karthagischen Handelsnetz, von Schiffen angefahren

Nordafrikanische Küstenregion, konkrete und interessante Belege, Tunesien und Ostalgerien an der Küste abgesehen von der Region um Karthago

Definitive karthagische Kolonisierung ab dem 6. Jh.

Spärliche Quellen, wenig direkte Quellen

Viele Ortsnamen zeigen eindeutig punische Präsenz, punisch-semitische Namen

Archäologische Hinweise

Keine durchgehende Besiedlung der nordafrikanischen Küste

Eher geht man von Enklaven aus, dazwischen leere Bereiche

Einheitliches Herrschaftsgebiet sicher nur Tunesien und Ostalgerien, dem Einzugsgebiet Karthagos

Ausweitung nach Osten in Richtung Große Syrte

Dort eher spät eine karthagische Ausbreitung, später als im Westen und westafrikanischer Küste, spätes 6. Jh.

Laut der Überlieferung einheimische Bevölkerung, Libyer, hier, die libyschen Máken bitten Karthago um Hilfe gegen in diesem Bereich siedelnde Griechen

Her. 5, 42f, zeitnah, verlässlich, ausgezeichnete Quelle

Spartanische Koloniegründung

Spartanischer Königssohn (Sparta war eine der wenigen Poleis mit Königtum in Griechenland)

Zweitgeborener Königssohn Dorieús sucht sich ein Betätigungsfeld, da er selbst nicht König werden kann

Am Kinyps, Mündungsgebiet, gegen 515, Oasengebiet, Wadi Caam, ca. 18 km südlich von Leptis Magna, fruchtbar, gut für eine Kolonie geeignet

Nach zwei Jahren von den Maken und die sie unterstützenden Karthagern zur Aufgabe gezwungen und vertrieben

Den Karthagern passte eine griechische Kolonie in dieser Region auch nicht, Ende der griechischen Kolonisationsbestrebungen in dieser Region

Dorieus geht zunächst zurück nach Sparta

Dann unternimmt er einen neuen Kolonisierungsversuch in Sizilien, klassisches Gebiet für eine griechische Koloniegründung

Der Stützpunkt am Kinyps wird in der Folge punisiert, phönikisch-punischer Stützpunkt Leptis Magna

Im Osten nicht in großem Stil und eher spät

Massiver im Westen

In Westen Marokko westlich der Säulen des Herakles

Ganz gute punische Quellen

Echte Kolonialisierung durch Karthago 2. Hälfte 6. Jh.

Reihe von Neugründungen, Mittelmeer- und Atlantikküste westlich und östlich der Säulen des Herakles

Archäologisch gut belegt (Nekropolen…)

Sehr wahrscheinlich mit dem Einverständnis der einheimischen Berberstämme

Kolonien nicht sehr geschützt, keine Militärsiedlungen

Hätten sich kaum halten können, wenn die Einheimischen dagegen gewesen wären

Der Handel war auch für sie nützlich, wahrscheinlich für den Handel gegründet

Neugründung Tíngis westlich und nahe der Säulen des Herakles/Tánger, Küstenstadt, wichtig

Alte Siedlungen sukzessive wie sonst im Mittelmeerraum unter karthagische Kontrolle, übernommen

Líxus nach und nach auch hier karthagische Kontrolle und Einfluss

2 Kolonien nahe beieinander westlich der Säulen des Herakles, starkes Interesse Karthagos an der Region der beiden Städte, weitere  Unternehmungen

Karthagische Entdeckungsfahrt Säulen des Herakles-Westafrikanische Küste-nach Süden, zeigt deutliches Interesse an der Region

Reise/Fahrt des Hanno, „Périplus Hannónis“ in den Quellen genannt, Entdeckungsfahrt

Projekt zur Kolonialisierung an der westafrikanischen Küste, Erkundung Westafrikas wahrscheinlich

Vorhanden sind gewisse Vorstellungen von Afrikas Küsten bei den Phönikern und Karthagern

Frühere Afrikaumsegelung durch phönikische Segler im Auftrag vom ägyptischen  Pharao Necho, der dort Interessen hatte, von Ost nach West, die drei Jahre dauerte, erfolgreich, frühes 6. Jh.

Zweiter Versuch durch den Perser Satáspes von Osten nach Westen zur Zeit vom persischen Großkönig Xerxes I, 80/70/60er Jahre des 5. Jh., war ein Fehlschlag

Recht gute Quellenlage für Hanno

Griechischer Bericht, Zeit um 400, spätestens 4. Jh.

3 Handschriften überliefert

Älteste aus dem 9, Jh. NACH Chr., heute UB Heidelberg, einer deren Schätze

Vermutlich eine freie griechische Übersetzung eines punischen Originals

Fahrtenbericht im Tempel von Baal Hammon in Karthago

Weihegabe für die glückliche und erfolgreiche Rückkehr, von Hanno verfasst

„Chronos“

Konnte dort eingesehen werden, öffentlich aufgestellt

Übersetzung „Périplus“ = Umsegelung, Küstenfahrt, Erkundungsfahrt entlang der Küste

Expedition mehr als eine Erkundung, Entdeckungsreise, für Ausbau der Handelsbeziehungen

In der Antike vermutlich mehrere griechische Übersetzungen, die unterschiedlich lang sind

Heidelberg: anscheinend die gekürzte Fassung eines punischen Originals

Periplus Hannonis auch anderen antiken Autoren bekannt (Plinius, naturalis historia - Naturbeschreibungen in den Büchern 2, 5 und 6)

Relativ gesicherte Informationen zu Hannos Periplus

Zum Teil als Fälschung angesehen aufgrund von nautischen Überlegungen von Forschern in der Vergangenheit

Heute doch als authentisch angesehen (Sprachwissenschaft: Ortsnamen, Historiker, um 500)

Datierung unsicher: noch letztes Drittel des 6., oder schon das frühe 5. Jh.

Es spricht nichts dagegen

Keine Zeitangaben

Name des Expeditionsleiters Hanno hilft auch nicht weiter, sehr häufig bei Politikern und hohen Militärs, generell häufiger Name, daher nicht festzumachen an einem Herrscher oder Admiral 480/440

Ausweitung des Handelsimperiums, das geht aus dem Inhalt hervor

Griechische Konkurrenz im Westmittelmeerraum wird immer stärker

Wollen Griechen abschrecken, damit sie keinen Versuch in Westafrika machen, Karthago will ein Zeichen setzen

Die Griechen machen dort keinen Versuch

Auch echte Erkundung vor allem im Süden

Prospektionsfahrt für die Suche nach neuen Ressourcen

-      Metalle, hier sehr wichtig

o   Gold (vor allem), im Afrika immer wichtig

o   Kupfer

o   Zinn, vor allem in Nigeria, begehrt

-      Elfenbein

-      Edelhölzer (auch die beiden letzteren sind wichtige Handelsgüter)

Säulen des Herakles – Westafrikanische Küste – bis in den Golf von Guinea – Umkehr

Identifizierung der Orte umstritten, wahrscheinliche Vorschläge siehe unten

Der deutschsprachige Text, der in der Vorlesung verwendet wurde: Artemis, Plinius naturalis historia, 5. Buch Seite 338ff, von Karl Bayer

Basiléus: König, oft mit Suffet übersetzt = Obermagistrat, ob das hier so korrekt übersetzt ist, ist strittig, jedenfalls Heerführer

Libysch: im griechischen Sinn, das westliche Nordafrika jenseits/westlich von Ägypten

„Karthager beschlossen“: Reise aufgrund des Beschlusses eines karthagischen Kollegialorgans, ob Senat oder Volksversammlung ist unklar, keine Privatfahrt eines reichen Karthagers

Nicht zu klein 50-Ruderer (25 Ruderer je Seite)

Für eine Kolonie sind immer Frauen nötig

Freiwillige SiedlerInnen

Zahl zu hoch, schon wegen der Verpflegung, wären 3000 Ruderer und 30000KolonistInnen

Umstritten

500 Siedler und 50 Ruderer pro Schiff wären dies

Die meisten sagen, es handelt sich um einen Fehler bei der Übertragung phönikischer Zahlzeichen vom Phönikisch-Punischen ins Griechische, phönikische Zeichen falsch gelesen

Aber: größere Mengen für mehrere Kolonien waren schon notwendig, wenn auch nicht so viel

Thymiatérion: nordöstlich von Rabat, Mehdi(y)a oder Mahdia, schon recht bald angelegt

Nach der durchschnittlichen Fahrtleistung eines Schiffes von 220 km (Herodot: pro Tag) = 9 km/h

Gräzisierte Form eines semitischen Namens, gedeutet als dumothier = Stadt in einer Ebene (Hinweis im Text, Lage betont)

Verballhornung, der griechische Name bedeutet Räuchergefäß, hat wahrscheinlich mit Räuchern nichts zu tun

Poseidon: wahrscheinlich Baal-Ras

Beschrieb auch Tiere und wo sie vorkamen

Kárikon Teichos, Gýtte, Ákra, Melítta, Arámbys nicht zu bestimmen

Líxos am ehesten Wadi Draa, hat nichts mit der Stadt Lixos zu tun, die liegt weiter im Norden

Lixíten, wahrscheinlich ein Berberstamm, mit dem die Verständigung kein Problem war

Vorräte auffüllen, Erholung

Expedition ins Hinterland, Berge im Quellgebiet

Troglodyten, Herodot Trogodyten: sehr schnell im Laufen und bekannt bei den Lixiten an der Küste, andere Bevölkerung, einheimischer afrikanischer Stamm

„von ihnen“ = Lixiten gemeint

 

 

 

 

Kérne die wahrscheinlich südlichste Kolonie von Karthago in Afrika

Typisches Muster Insel

Lokalisierungen im Wesentlichen zwei:

1.    Rio de Oro-Bucht Hérne: ist wesentlich größer als die angegebenen 5 Stadien

2.    Weiter südlich in der Árguin-Bucht eine Reihe kleinerer Inseln, wahrscheinlichster Ort

Teile der Mannschaft fahren weiter

Chremétes: Expedition offenbar ins Senegaldelta

Wilde Menschen, kein Interesse an den Menschen vom Meer

Mehrere Expeditionsfahrten von und nach Kerne (dort Vorräte auffüllen und Erholung), sind klare Erkundungsfahrten

Ziemlich lang, 12 Tage der Küste entlang

Kontaktversuche erfolglos

„Aithiopen“ dunkelhäutige Afrikaner, hier wird schon eine Sprache gesprochen, die nicht einmal die Lixiten verstehen

Hinweise auf Tiere, Bäume (Edelhölzer gesucht)

Tropenwälder

Weite Meeresfläche

Feuer aufsteigen: unklar, welche Ursache: Brandrodungen, Folge eines Vulkanausbruchs, Einheimische warnt die Expeditionsmitglieder (damit sie sich von der Küste fernhalten)

19 Tage: Horn des Westens = wohl die Bucht von Benín, Einheimische offenbar nicht erfreut über deren Anwesenheit, Gegend nicht besonders gastlich

Seher sind bei solchen Reisen immer dabei und fragen die Götter, was man tun soll

Götterwagen: Vulkanausbruch und die Folgen

Sehr wahrscheinlich Kámerunberg, der einzige damals tätige Vulkan in der Region, der nächste war auf den Kanaren

Letzter Ausbruch 1922, von Einheimischen Thron der Götter genannt

Horn des Südens: Bucht von Biáfra

Goríllai: einheimische afrikanische Bezeichnung, die „kleiner Mann“ bedeutet

Wahrscheinlich Gorillas (wahrscheinlicher, sehr wehrhaft, vor allem die Männchen) oder Schimpansen

Unwahrscheinlich Pygmäen wegen der starken Behaarung

Als man die Gorillas entdeckte, haben sie die Naturforscher nach dieser Stelle benannt, sie waren breit humanistisch gebildet

Ganz tief im Süden

Neue Erkenntnisse, geographisch

Aber keine wirtschaftlichen Auswirkungen, unwillkommen, Vulkanausbruch etc. südlich von Kerne

Zweite Fernexpedition: Plin., nat. hist. 2, 169

Nach Norden/Nordeuropa

Hímilko Kapitän und Anführer

Reisebericht nicht erhalten, nur Bruchstücke oder eher Reflexe im Werk Ora marítima von Aviénus 4. Jh. NACH Chr., viel später, alte Periploi als Quelle

Entdeckungsreise

Westeuropäische Küste nach Norden

Gibraltar – Spanische Küste – Westfranzösische Atlantikküste – Ärmelkanalüberquerung – Südenglandküste

Avienus: Ziel Östrumeniden, Herodot 3, 115, 1 Kassiteriden/Zinninseln in Nordeuropa, gleichgesetzt

Nahe der Südwestspitze Englands, Cornwall, angeblich gelegen, dort altes Minengebiet an der Küste bis Südengland

Laut Avienus eventuell Weiterfahrt bis Südirland

Plinius 2, 169 zeitgleich mit Hanno-Fahrt, um 500 oder kurz danach

Wohl im staatlichen Auftrag

Suche nach ertragreichen Metallvorkommen, Zinn wegen Bronze, das im Mittelmeer selten vorkommt und daher begehrt und wichtig ist

Eventuell auch andere Metalle wie Blei

Wirtschaftliches Interesse

Nicht wissenschaftliche Neugier und Entdeckerdrang

Nicht von Koloniegründungen jenseits von Spanien die Rede

Fahrt dauerte laut Avienus vier Monate

Knüpfen von Kontakten

Etablieren von Handelsbeziehungen

Avienus berichtet von Schwierigkeiten und Gefahren: Windstille, kein Weiterkommen, Untiefen im Meer, gefährliche Strömungen, riesige Algenteppiche, dichten Nebelbänken, Meeresungeheuern = sehr wahrscheinlich Wale im Atlantik

Die Betonung der Gefahren sollte vielleicht potenzielle Nachahmer und Konkurrenten, z. B. Griechen, abschrecken, zum Teil real, Reiseberichte im allgemeinen so

-      Weite Erkundungsfahrten, weit jenseits des Mittelmeers

-      Im Staatsauftrag

-      Unbekannte Gebiete, was die Karthager nicht abschreckte

-      Wirtschaftliche Gründe

Fahrten nach Amerika/Entdeckung Amerikas  nicht belegt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildunterschriften auf den Folien:

Wikipedia Geschichte Karthagos (Zeichnung mit blau eingezeichneten Gebieten)

Assyrisches Reich Map of Assyria siehe erster Termin

Weibliche Statuette, Ibiza, Nekropole Puig des Molins, 2. H. 4. Jh. Ibiza, Archäologisches Museum, S. Moscati, Phöniker, Ausstellung Palazzo Grassi Venedig 1988, S. 349

Golf von Panormos/Palermo www.foto-sicilia.it

Uwe Dedering, wikicommons, Sicily BC

Tharros auf der Sinis-Halbinsel www.tharros.sardegna.it

Merkoe, Phönizier, 8 – 9

Moscati, Fenici, Ausstellung Palazzo Grassi, S. 167

Xerxes2k, Wikicommons, Hanno der Seefahrer

Karl Bayer, in: C. Plinius Secundus d. Ä., Buch V (Afrika und Asien), Artemis, 1993, S. 338 – 345 (von dort der vorliegende Text)

Raul 654, wikicommons, Male silverback Gorilla

https: honestexplorer.com the botallack mine walk cornwall

Wittke – Olshausen, Szydlak, Historischer Atlas der antiken Welt, DNP-Suppl. 3, 2007, 69

 

Dazu ein von mir 2003 begonnenes Projekt (der Verein hat das Projekt aus finanziellen Gründen eingestellt): http://gisaf.sil.at/periplus.html

 

 

 

 

 

 

 

Freitag, 19. März 2021

 

ZWEITER TERMIN: 17.3.2021, 945 – 1115

Zu Beginn geht Prof. Amann eine Literaturliste durch.

Die Bücher sind für Interessierte, für die Prüfung reicht die Mitschrift plus die Powerpoint-Folien, wenn auch Zusatzkenntnisse willkommen sind, z. B. jemand eines der Bücher daheim hat. Alle sind in der Universitätsbibliothek und/oder der FB Alte Geschichte zu bekommen. Entlehnungen sind bereits möglich.

Gegliedert ist die Liste nach folgenden Gesichtspunkten

-      Phöniker

-      Karthager/Punier und Karthago

-      Karthago und Rom

-      Grabungsberichte/Punier in Italien

Da keines der Bücher Pflichtstoff ist, schreibe ich sie auch nicht ab.

Ich nenne jedoch auf der Folie abgebildete und extra erwähnte Bücher, ggf. mit Kommentar

(Meine Punologie-Lieblingslisten sind offline, da amazon diesen Dienst eingestellt hat, ein guter Teil der Liste waren auch dort enthalten, so die ersten vier abgebildeten, unter meinem Namen lassen sich aber Rezensionen mit amazon.de, books.google, mit Stichwörtern wie Phöniker, Phönizier, Karthago… ergoogeln mit den konkreten Angaben zu den Büchern.)

Abgebildet:

-      Markoe

-      Moscati, Die Karthager

-      Huß, Karthager, HAW

-      Ameling

Wichtig:

-      Moscati, Phöniker, Ausstellungskatalog Palazzo Grassi Venedig, 1988, in diversen Sprachen

-      Markoe, Phönizier, 2003, guter Überblick

-      Moscati, Die Karthager, 1996

-      KLASSIKER UND GRUNDLAGENLITERATUR: Huß, Geschichte der Karthager, HAW III.8, 1985 (ist teilweise auf google books einzusehen, ggf. auch für andere Bücher dort oder „Blick ins Buch“ oder Leseproben bei amazon oder anderen Plattformen vorhanden, etwa für Zusatzstoff in der Prüfungḥ)

o   Dazu Sonderausgabe mit dem reinen Text: Die Karthager, Beck-Verlag, zuletzt 3. Auflage 2004

o   Taschenbuchausgabe, nur grober Überblick: Karthago, Beck, zuletzt 4. Auflage 2008

-      Lancel, Carthage, Englisch 1995, Französisch 1992

-      KLASSIKER FÜR DIE INNERE STRUKTUR, Ameling, 1993

-      Hannibal ad portas, Ausstellungskatalog Badisches Landesmuseum, Karlsruhe 2004, von Prof. Amann empfohlen, u. a. wegen des Bildmaterials

-      Hoyos, Carthaginians, 2010, solid

-      Miles, Carthage Must Be Destroyed

-      SOLIDE!!!!! Zimmermann, Karthago, 2010

-      Hoyos, Companion to the Punic Wars, 2011

-      Benichou-Safar, Les tombes puniques, 1982

-      Barreca, La civiltá fenicio-punica in Sardegna, 1986

-      Moscati, Karthager, 1996

-      Moscati, Sardegna punica, 1986/1995

-      Bagnall, Rom und Karthago

 

Folie: Die Anfänge Karthagos:

Die Handelsrouten-Karte aus der ersten Vorlesung

Neu: Eric Garba, Wikicommons, Tunis Gulf topo map

 

Qart ḥadašt/Karchedón/Carthago

 

Die phönikische Kolonisation konzentriert sich anfänglich auf den Golf von Tunis

Klimatisch relativ gemäßigt, landwirtschaftlich nutzbar, regnet

Vor allem, weil der Golf von Tunis günstig gelegen ist für den Zentralmittelmeerraum

Nicht weit

-      Westsizilien, sehr rasch erreichbar

-      Sardinien, metallreich, sehr rasch erreichbar

-      Mittelitalien, Eisenerz der Etrusker

 

Laut Überlieferung war die erste phönikische Kolonie der Region Útica (latinisierte Form des phönikischen Namens), griechisch Iτύκη

Auf einer Landzunge

Meeresnähe, auf der Westseite des Golfs

Heutige Situation ganz anders, verlandet

Durch den Flusslauf, der das Landesinnere erschließt

Gegründet laut Überlieferung von Tyros um 1100 ähnlich wie Gadir/Cadiz, sehr alte Gründung laut Plinius, Naturalis Historia 16, 216 und Velleius Paterculus , Historia Romana I, 2 = 80 Jahre nach dem Trojanischen Krieg, den antike Autoren um 1200/1100 angesetzt haben

Funde in der Nekropole stammen aus dem 8. Jh.

Gründungsdatum fraglich oder bezieht sich nur auf die Vorkolonisation

KARTHAGO weiter südlich im Golf von Tunis

Spätes 9. oder frühes 8. Jh. der Überlieferung nach von Tyros

Qart ḥadašt bedeutet neue Stadt

Griechisch Καρχηδών

Lateinisch Carthago, davon leitet sich die moderne Bezeichnung ab

Programmatischer Name = bewusst angelegte Kolonie

Andere Städte dieses Namens in Zypern, Sardinien, Südostspanien/heute Cartagena

Die Gründe für die Gründung etwas unklar, da dort schon eine andere Kolonie, Utica (die Alte (Stadt), das macht nur Sinn, wenn man sie erst nach der Gründung Karthagos so genannt hat).

Die Luftlinie Utica-Karthago beträgt 30 Kilometer, eine antike Schiffstagereise entfernt, damals die komfortabelste Reiseart

Keine großen Metallvorkommen im Hinterland

Im Wesentlichen verkehrstechnisch

Die Region ist ein wichtiges Scharnier für Verbildungen nach Osten und nach Westen

Vermehrter Kontakt zu den Einheimischen (Ressourcen aus dem weiter entfernten Hinterland, mit diesen getauscht, Karthago handelt die Waren als Zwischenhändler weiter oder bearbeitet sie)

Sehr gute topographische Bedingungen für eine phönizische Siedlung und vor allem einen Hafen

Im Golf von Tunis eine Bucht im Inneren des Golfs, die guten Schutz auch vor den starken und unangenehmen Winden aus dem Norden, Nordosten, Osten und Westen  bietet

Genügend landwirtschaftlich nutzbares Hinterland

Gelegen auf einer Art Halbinsel

Im Norden eine Lagune

Folie: Zimmermann, Karthago, S. 9

Earthobservatory.org site_of_carthage_tunisia

Hafen/Hellenistische Häfen und Golf von Tunis, Luftbild

Süden: See von Tunis, gute Möglichkeit für die Anlage eines Naturhafens

Westen/Nordwesten/Norden der Stadt mit Landwirtschaftszone „Mégara“ in den antiken Quellen genannt, später breitete sich das Siedlungsgebiet der Stadt auch hierher aus

Heute Villenvorort Carthage von Tunis

Für Feinde schwer zugänglich

Gegraben vor allem von Deutschland (Niemeyer), viel natürlich von Frankreich, weiters USA und Großbritannien

Archäologische Situation schwierig, Wissenschaft leidet darunter

Grabungen im 19. und 20. Jahrhundert

Frühere schlecht dokumentiert

Gründungsdatum

Philistos von Syrakus FGrHist 556 F 47 kurz vor dem Trojanischen Krieg ca. 1215, kein historisches Gewicht

Timaios von Tauromenion/Taormina an der Ostküste Siziliens:

apud Dion. Hal. 1, 74, 1, im 38. Jahr vor den ersten Olympischen Spielen = 814/13

Menándros von Ephesos (wichtige österreichische Ausgrabungen), angeblich 2. Jh., bei Flavius Josephus Contra Apionem I 116 – 126: 7. Jahr der Herrschaft von König Pygmalion = 155. Jahr nach Beginn der Königsherrschaft von Tyros, 825/813. Menandros verwendete angeblich eine tyrisch-phönikische Stadtchronik, Menandros übersetzte diese angeblich ins Griechische, Teile davon bei Flavius Josephus. Die Königsliste von Tyros: in den Quellen gibt es kleine Abweichungen, bei der Umrechnung erhält man den genannten Zeitraum. ORIENTALISCHER ÜBERLIEFERUNGSSTRANG genannt, da eine orientalische Quelle genutzt. Gründung letztes Viertel 9. Jh. passt auch zu Timaios und anderen antiken Autoren

25 antike Autoren liefern Gründungsdaten für Karthago, verschieden ausführlich und verschieden deutlich

Verschiedene Überlieferungsstränge und verschiedene Gründungsdaten nicht ungewöhnlich bei gewachsenen Städten, kommt auch bei Rom vor

Karthago unter anderem für die antiken Autoren älter als Rom (klassisches Gründungsdatum 753).

In der Antike ist in der Regel die ältere Stadt auch die prestigeträchtigere, daher nennen die antiken Autoren oft ein älteres Datum, wenn man die Stadt positiv darstellen wollte)

Es gibt Versuche, unter anderem von Cicero, Karthago jünger als Rom zu „machen“, aber in der Regel ist in den antiken Quellen Karthago die ältere

Gründungsmythos

In späterer Zeit detaillierter ausgearbeitet

Eine Frauenfigur spielt eine wichtige Rolle, die tyrische Prinzessin Elissa (latinisierter phönikischer Name), später in Überlieferung Dido

Laut Überlieferung Tochter des Königs Mútto

Frauen als Stadtgründerinnen in der Antike sehr selten

Historischer Gehalt umstritten

Streitigkeiten im tyrischen Königshaus

Bruder Pygmálion nach dem Tod von Mutto König, ist eifersüchtig auf den Ehemann gleichzeitig Onkel Elissas, der sehr reich war, und lässt ihn töten, da es Pygmalion auf dessen Geld abgesehen hatte

Elissa ergreift die Flucht zur See über Zypern nach Nordafrika mit den Reichtümern ihres Mannes und zahlreichen bedeutenden Männern/“Senatoren“, die Feinde des Königs sind

Eindruck einer (auch) politisch motivierten Flucht, keine ausschließlich wirtschaftlichen Gründe

Heiligtümer (sacra) des Melkart mitgenommen

Landen im Golf von Tunis

Dort kauft Elissa von den Einheimischen, die auf regen Tauschhandel hoffen, ein kleines Stück Land, dort wird Karthago gegründet

An der ursprünglich geplanten Stelle beim Gründungsritus ein Ochsenschädel beim Graben gefunden, der wurde als schlechtes Omen gedeutet (prosperierend, Versklavung, Abhängigkeit = Ochse zieht den Pflug). Die Gründung wird verschoben und der Gründungsritus an einer anderen Stelle wiederholt, dort wird ein Pferdeschädel gefunden (kriegerisch, mächtig)

Uticenser waren auch erfreut über die neuen Kolonisten, Ehrerbietung für Elissa und bieten Waren zum Tausch an

Oft in der Überlieferung Verweis auf die eigentliche Motivation der Phöniker = Tausch

Dido/Deido ist der afrikanische Name, die Herumirrende laut Überlieferung

Quelle Menander/Flavius Josephus umstritten

Ausführlichste Quelle: Justin (3. Jh. NACH Chr.), angeblich Zusammenfassung von einem Werk von Pompeius Trogus/Augusteische Zeit/Zeitenwende

Augusteische Zeit: Vergil, Dido in Afrika Verknüpfung mit der Flucht des Aeneas nach Westen/Landung in Latium, Aufnahme bei Dido

Vergil, Aeneis I und IV, I, 340: Gründung durch Dido, liest sich mehr wie die Gründung einer römischen als einer phönikischen Kolonie, kein historischer Wert, das punische Karthago damals schon lange zerstört, es gab erste Aufbauversuche unter Caesar

Verschiedene Elemente:

A.   Phönikische: Elissa, Tyros, Stopp in Zypern, Astarte-Riten, Sacra aus dem Melkarttempel,

B.    Punische: Ochsen- und Pferdeschädel, eine angenommene Interpretation: auf karthagischen Münzen Pferdedarstellung Zimmermann, Karthago, Seite 61: Karthagische Goldmünze aus der Zeit des Ersten Punischen Krieges

C.   Griechisch: Bύρσα

Die Einheimischen billigen ihr so viel Land zu, wie eine Rinderhaut umfasst. Dido schnitt diese in kleine feine Streifen, die sie aneinander band, und umschloss damit den Byrsa-Hügel, was ein größeres Gebiet umfasste als die Einheimischen geplant hatten („Trick der Königin Elissa“ genannt)

Die Erklärung liegt wahrscheinlich am Wort Byrsa. Bύρσα bedeutet im Griechischen Rinder/Ochsenhaut/leder. (Volksetymologie)

Ähnliche Tricks bei der Kolonisation und anderen Völkern soll die Überlegenheit einer ihrer Meinung nach höheren Zivilisation (Griechen, hier Phöniker) gegenüber Einheimischen zeigen

Die Erzählung wurde auf jeden Fall mehrfach überarbeitet, stetig neue Erzählungen und Elemente dazugekommen

Alle vorhandenen Quellen relativ jung, stark griechisch und römisch überarbeitet und ideologisiert, nicht ungewöhnlich

Ein historischer Kern ist möglich

-      Gründung einer Kolonie durch Tyros

-      Verweis auf die ältere Siedlung Utica

-      Kolonisierung nicht geplant, Dido plante nur ein vorübergehendes Bleiben und wurde angeblich von den Kolonisten von Utica zur definitiven Gründung Karthagos überredet

Dido angeblich Freitod durch Selbstverbrennung auf dem Scheiterhaufen, legendenhaft, Erhebung in höhere/göttliche Sphären

Grund:

Ältere: will nicht den benachbarten einheimischen libyschen König Hiárbas heiraten, der wegen der Weigerung schon mit Krieg drohte, um den zu vermeiden, beging sie Selbstmord

Jüngere: Vergil: Trauer um den Abzug des Aeneas, er und Dido wurden ein Liebespaar, der seine Bestimmung erfüllen und daher nach Latium fahren muss, was für die Gründung Roms wichtig ist, daher muss er Karthago verlassen, Motiv der unglücklichen Liebe, später in Rom Erklärung für seine Feindschaft mit Karthago, war in der Antike nicht ungewöhnlich, ist unhistorisch

Elissa fortan als Göttin verehrt, aber ob es einen Elissa-Kult gegeben hat, ist unklar

Archäologie:

Spätestens seit den deutschen Ausgrabungen 1983 archaische Siedlungsreste v. a. östlich und südlich des Byrsahügels gefunden

Folie: Wittke – Olshausen – Szydlak (Hg), Historischer Atlas der antiken Welt, DNP Suppl. 3, 73a

Älteste archäologische Zeugnisse aus der 1. H. 8. Jh.

Spätes 9. Jh. noch nicht belegt, gegeben durch die literarische Überlieferung

Kein großes Problem

Besiedlungsbeginn schon früher mit noch nicht dauerhaftem Holz ohne archäologische Reste

Recht gut belegt

Raum um die Byrsa und die Byrsa selbst vielleicht das ursprüngliche Zentrum laut Archäologie

Dann folgen die Ebene und die meernahe Zone mit der antiken Stadt

Dann eine Reihe von Hügeln = Rücken der Stadt, schützen sie

Häuser orthogonales System = regelmäßig rechteckig östlich der Byrsa

Unklar ist die Ausdehnung nach Süden

Archäologie: Hinweis auf Metallurgie/Metallverarbeitung

Zerstoßene Purpurschnecken/Purpurfärberei = das klassische phönikische Handwerk

Auf der Byrsa wahrscheinlich ein erste Heiligtümer in Form einer Art Akropolis

Auch nicht mehr nachweisbar, denn die Hügelgruppe wurde für große römische Bauprojekte auf 56 Meter abgetragen, vor allem ab dem 2. Jh. NACH Christus für offizielle und sakrale Bauten, große Bauprojekte, höchstens noch im Abraumschutt etwas zu finden

Theoretisch: erste Siedlung wegen des Schutzes auf der Byrsa und dann in die Ebene übersiedelt oder sehr rasch ausgedehnt (die beiden Schädel)

Südhang der Byrsa: Nekropolen des 7. Jh., der entwickelteren Phase, wohl außerhalb der Siedlung damals, im 4./3. Jh. Handwerk offenbar an der peripheren Zone, im zweiten Siedlung stark angewachsen, Wohnsiedlung

Im Süden wahrscheinlich der Tóphet bzw. heilige Opferbezirk in der Regel am Rand einer phönikischen Siedlung, in der Regel am Rand üblich, jede phönikische Siedlung hatte einen

Älteste Frequentationsschichten 2. H. 8. Jh. älteste Funde

Berichon-Safar, Le tophet, Tafel XXV, www.asor.org Understanding Tophet Short

Markoe, Phönizier, S. 77

Nicolas Fauqué, http://www.imagesdetunisie.com/france/detail/27573-A02-079.html, Tophet-Keramik aus dem 8. Jh.

In einem Fall reiche Beigaben in Kinderbestattung

Phönikische Tonurnen, Brandbestattungen, 2. H. 8. Jh. auf gewachsenen Fels, 750 – 675 Periode I, vor allem vermutlich Bestattungen von (Klein)Kindern

Schmuck, phönikische Keramik, griechische Importkeramik, vor allem aus Euböa, Kettenglieder ägyptischer Amulette (Verbindungen nach Ägypten und Phönikien), kleine Elfenbeinobjekte, wohl relativ begüterte Oberschicht

In wenigen Fällen typische phönikische Vasenform mit typisch griechischer Dekoration, eventuell eine lokale euböische Werkstatt in Karthago – Zuwanderer verbindet Einflüsse miteinander

Ähnliches auch im Westmittelmeer auf Ischia

Euböa war in der griechischen Kolonisation des 8. Jh. sehr aktiv

Spricht für die Attraktivität der Stadt/des Standorts Karthago

Lage des archaischen Hafens unsicher, im Norden oder schon im Süden

8./7. Jahrhundert keine echten Hafenstrukturen aus Stein, Steinstrukturen für Hafenanlagen im Mittelmeer damals unüblich

4./3. Jh./Klassische Zeit im Süden

Sicher spätes 3. Oder 2. Jh. hellenistische Zeit große Anlage im Süden

2 Hafenanlagen, runder Kriegshafen im Inneren, vorgelagerter länglich-rechteckiger Handelshafen

Bei Tophet ganz im Süden

Etwas bessere Informationen haben wir zu den Nekropolen ab dem 7. Jh.

Nekropolen

-      St. Monika

-      Derméch

-      Douímes

-      Iuno im NW und N, ein griechisches Importgefäß aus dem 2. Viertel des 8. Jh, ist sehr früh, „Iunohügel“: woher die Bezeichnung kommt, ist unbekannt, aus dem 19. Jh., wohl keine wissenschaftliche Rechtfertigung, keine erkennbaren Verbindungen zu Iuno oder ihrem phönikisch-karthagischen Pendant

Zahlreiche Gräber und Funde aus dem 7. Jh.

Norden und Nordosten Körperbestattung (phönikisch-punisch), recht gut ausgestattet, für phönikische Verhältnisse reiche Gräber, aristokratische Oberschicht

Douímes, eine der größeren Nekropolen, in der archaischen Zeit 7/6 Jh.

früh ergraben

Über 1100 Gräber freigelegt, eine der größten des 7. Jh.

Unterschiedliche Zeitphasen

Schlecht dokumentiert, katastrophal für die Wissenschaft

Yada’milk-Grab

Besser dokumentiert

Genaue Lage unbekannt, nicht mehr auffindbar

Pläne und Umzeichnungen vorhanden

Zweites Viertel des 7. Jh./675 – 650

Mit regelmäßigen Steinplatten und Steinblöcken ausgelegte Grabkammer

2,50 m lang, 1,50 breit, 1,44 hoch, recht groß im Vergleich zu anderen in Karthago

Reiches Grab, 1894 entdeckt

Beschreibung

Grabkammer

Eingangstür

Decke wahrscheinlich mit Holzplatten, vermodert

Körperbestattung von einem Mann und einer Frau

Reicher Aristokrat und wahrscheinlich seine Gattin

Zahlreiche Grabbeigaben: zahlreiche Tongefäße, Reihe von typischen Amphoren, Yada’milk/Yada’melek (Sohn des Padai)

Typisch phönikische Trink- und Gießgefäße

1 griechisches Importgefäß = protokorinthische Kotýle, typisches  Trinkgefäß wichtig für die Datierung, 2. Viertel 7. Jh.

Öllampe, ein Silbergefäß, kleine Goldschmuckteile

Ein kleiner Goldanhänge wichtig wegen Inschrift, 6zeilig, phönikisch, CIS I 6057, eine der ältesten Inschriften Karthagos, Anfang des 7. Jh., Interpretation umstritten, Anrufung von Göttern, von Astarte, ev. Pygmalion als Gott (sonst unbekannt)

Offenbar Inhaber des Grabes Yada‘milk

Weitere in den Douimes-Gräbern und Iuno-Gräber im N

Relativ reich ausgestattet: Elfenbein, Kämme, Fächergriffe, Gefäße aus Silber, Straußeneiergefäße

Orientalisierende Phase im Mittelmeerraum inkl. Karthago

Ähnliches in reichen Gräbern aus Etrurien

Vermittler der asiatischen Prestigeobjekte Phöniker

7. Jh. älteste bekannter Import aus Etrurien Bucchero (Schwarze gebrannte Keramik, typisch für Etrusker)-Amphore im Grab 6/Iuno

Grab 8 Iuno: Urne mit Grabinschrift, phönikische Inschrift zeitgleich mit Yada`milk

Im Süden südlich der Byrsa (Byrsa-Nähe) etwas über 100 Gräber freigelegt, schwierig, ganz unten unter der hellenistisch-punischen und römischen Stadt, wahrscheinlich dicht belegt

Relativ einfach im Vergleich zu den Gräbern im Norden, 7. Jh., zumeist Körperbestattungen

Im Gegensatz zum Norden und Osten

Materiell starke nivellierte Mittelschicht in urbaner Siedlung notwendig

Vor allem Keramikgefäße

Städtische Mittelschicht: Handwerker, kleine Händler

Wenige Brandbestattungen, zugereiste orientalische Handwerker

Datierung beruht häufig auf den griechischen Importen, im gesamten früheren Mittelmeerraum ganz wichtiger Faktor für Datierung

Quellen im 8/7. Jh. eher schlecht dokumentiert

Literarisch nur Gründungsmythos, Epigraphik sehr wenige Inschriften (2 Beispiele genannt)

Archaisches 7. Jh. Gesellschaft mit stabiler Hierarchie laut Archäologie

Ganz klar sich absetzende Oberschicht, Einbindung in den mediterranen Handel (griechische Importe, Präsenz griechischer und orientalischer Handwerker, Beziehung zum reichen Etrurien)

Bescheidene urbane Organisation

Verbindung zu Tyros

Koloniegründungen politisch und verwaltungstechnisch sehr wahrscheinlich der Gründungsmetropole untergeordnet, Gegensatz griechische Kolonien, die politisch autonom sind, eine kulturelle Bindung besteht auch hier.

Abgabepflichten

Bei der Eroberung einer Mutterstadt durch Fremdherrscher werden Kolonien in die Tributpflichten einbezogen

Die Kolonien tendieren zur Verringerung der Tribute und Abhängigkeiten

Quellen: Regelmäßige Gesandtschaften nach Tyros am Anfang einmal jährlich zum Tempel des Melkart/Herakles

Ein Zehntel der Staatsausgaben/üblicher Zehent

Religiöse und wirtschaftliche Verbindung mit Tyros, für die Mutterstadt deutlicher Profit

Bindung wird schwächer

Karthago wird immer wichtiger und eine zentrale Siedlung im Westmittelmeer

Schwächung der Metropolen in Phönikien durch die militärisch-politischen Ereignisse dort

Ab Mitte des 6. Jh. zahlt Karthago wahrscheinlich kaum mehr Abgaben -> politisch und wirtschaftlich autonom

Ab 7. Jh. eigenständige politische und kulturelle Entwicklung, Karthager als eigene Größe sinnvoll und gerechtfertigt, deutliche Unterschiede zu Phönikien, Vermischung mit den einheimischen Libyern, Namensmaterial klar, Bevölkerung von Karthago hat eigene Note, Unterschied zu phönikischen Städten

Punier von lateinisch Poenus für phönikisch(stämmig)e Bevölkerung Nordafrikas und Kolonialgebiete vom Zentral- und Westmittelmeerraum, ab dem späten 6/5. Jh. auf jeden Fall sinnvoll und angebracht

5. Jh. eigene Sprache Punisch, phönikische Sprache mit lautlicher Sonderentwicklung, für Sprachwissenschaft sichtbar und gerechtfertigt

 

DIE TONDATEI WURDE EIN ZWEITES MAL ABGEHÖRT UND DIE MITSCHRIFT OPTIMIERT