10.11.2009
Die
Vorlesung am 17.11. findet wegen einer Feier nicht im Hörsaal 34, sondern im
Hörsaal des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung statt. Dieser ist
folgendermaßen zu erreichen: UB-Eingänge -> früherer Standort der
Getränkeautomaten -> Stiegenhaus zur Reichsratsstraße, es werden Aushänge
gemacht. ACHTUNG: Es wird deutlich weniger Plätze geben, daher überpünktlich
kommen
Dr.
Amann teilt Kopien aus, auf deren einer Seite sich eine Literaturliste, auf der
anderen die Übersetzung des Periplus des Hanno, Text anbei (ohne Karte)
Der
Fahrtenbericht des Hanno
Quelle:
C. Plinius Secundus d. Ä, Naturkunde, Buch V, Reihe Tusculum, München 1993, S.
337 ff (Karl Bayer)
Aus Angst, gegen das Urheberrecht zu verstoßen, drucke ich den Text nicht ab.
Wenn jemand nicht an ein Handout kommt:
Das Buch ist aber in der UB Wien entlehnbar und ein weiteres Examplar im Lesesaal zu benutzen, in der FB Klassische Archäologie gibt es auch eines. Im Katalog nicht verzeichnet ist die FB Alte Geschichte, die aber meines Wissens eines hat und die FB Klassische Philologie müßte auch eines besitzen. Der Text ist aber auch griechisch, deutsch und englisch zu ergoogeln.
Die
Bibliographie (auf der Rückseite des Handouts ist nur zum Nachsehen bzw. die am Thema Interessierten. Für die
Prüfung gilt der durchgenommene Stoff. Zusätzlich zu diesem Skriptum ist daher
keine weitere Lektüre mehr erforderlich.
KOMMENTAR
ZUR BIBLIOGRAPHIE
Auswahl
aus der einführenden Literatur
Moscati,
Fenici: gibt es in Englisch und Italienisch
Archäologie
in Sardinien: sehr viel getan.
Meltzer-Kahrstedt:
KLASSIKER!!!!!!!!!!!!!!!!!!
In
großen Zügen noch aktuell (Antike Autoren), archäologisch naturgemäß veraltet
Huß,
Handbuch der Altertumswissenschaften (HAW) 1985 KLASSIKER!!!!!!!!!!!
Huß,
Die Karthager 2. Auflage, Zusammenfassung des HAW, im wesentlichen dasselbe,
ohne Fußnoten, aktualisiert
Huß,
Beck - Taschenbuch
Hannibal
ad portas, keine Hannibal- sondern eine große Karthago-Ausstellung,
EMPFEHLENSWERT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Lazenby-Bücher
KLASSIKER!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Hannibal-Werke:
unüberschaubar (v. a. deutsch, englisch, französisch), die Werke haben ihre
jeweiligen Stärken und Schwächen
Niemeyer
wie Rakob Grabungsleiter in Karthago
Elliger,
Ausblick auf die römische Geschichte
Karthago
wurde nach der Neugründung eine der bedeutendsten Städte des Römischen Reiches
und Nordafrikas, die Vorlesung endet jedoch mit dem Ende der Karthager 146 v.
Chr.
FRÜHZEIT
KARTHAGOS
Quellenlage
im 9/8/7 Jahrhundert schlecht, dürftig
Literarisch:
Gründungssagen um Elissa
Epigraphisch:
wenige Inschriften
Archäologisch:
Erkenntnisse Basis der Erkenntnisse
Erkenntnisse:
hierarchische Struktur, stabil, adelige Oberschicht, Karthago Teil des
Mittelmeer-Handelsnetzes
7.
Jahrhundert: urbane Organisation
Verbindung
zur Mutterstadt Tyros:
In
der Regel sind die Kolonien der Gründermetropole zumindest anfänglich
verwaltungstechnisch und politisch untergeordnet
Gegensatz
griechische Kolonien: von Anfang an politisch autonom, auch keine Abgaben,
nicht folgepflichtig, jedoch kulturelle und kultische Bindungen
Inschrift
in Zypern: Statthalter einer unbekannten Stadt auf einer Inschrift „Sklave des
Königs Hiram dem Sidonier genannt“, dies belegt die politische Unterordnung
Auch
Abgabenpflicht gegenüber der Gründerstadt
Die
Gründerstadt stellt Herrschaftsansprüche auch gegenüber den Kolonien einer
Stadt
Die
Kolonien versuchen sich dem Einfluss zu entziehen, dies ist leichter im Falle
der Unterwerfung der Metropole
Karthago
von Tyros abhängig, einmal im Jahr wird eine Gesandtschaft nach Tyros gesendet
(Pflicht), es ist Tribut zu zahlen, was als Gabenpflicht an den
Melqart/Heraklestempel bezeichnet wurde, die Höhe betrug ursprünglich 10 % der
Staatsausgaben)
Diese
Abgaben (Zehent) war für die Mutterstädte sehr wichtig für die eigenen Tribute
an die Fremdherrscher (Assyrer…)
Die
Verbindung wurde auch im Falle Karthagos immer schwächer (Aufstieg Karthagos,
Schwächung von Tyros, das im 6. Jahrhundert babylonisch und 540 persisch
wurde), Karthago lockert die Verbindung, leistet vielleicht keine Tribute mehr,
vielleicht besteht noch eine religiöse Bindung, die wirtschaftliche fällt
sicher weg
Karthago
nimmt eine politische und kulturelle Eigenentwicklung, spätestens jetzt ist es
berechtigt, von Karthagern und Puniern im Gegensatz zu anderen Westphöniziern
zu sprechen.
Punier
ist die eingedeutschte Version von lateinisch Poenus, die Bezeichnung für die
phönikischen Einwohner Nordafrikas
Eigenständige
Entwicklung seit dem 7. Jahrhundert, ebenfalls eigenständig, die
Bevölkerungsvermischung mit den einheimischen Libyern, was den Karthagern eine
eigenständige Note verleiht (auf vielen Inschriften libysche Namen), auch die
Schriftsteller bestätigen eine Vermischung
Die
Sprache ist Punisch, sprachhistorisch ab dem 5. Jahrhundert, so weit hat sich
damals Karthago von Tyros weg entwickelt, lautliche Sonderentwicklung, eigener
Zweig des Phönikischen
Zeit
der Stabilisierung und Konsolidierung des Stadtstaates Karthago
Stabilisierung
der kommerziellen Beziehungen (Etrurien), offenbar weniger intensiv seither zu
den Griechen, in Gräbern Hinweise im 8. Jahrhundert, stärker als im 7.
EXPANSION
6.
Jahrhundert Zeit der Expansion vor allem im Handel, vor allem militärische
Absicherung
Weiter
gespanntes Handelsnetz
Ermöglicht
durch:
karthagische
Neugründungen
wichtiger:
Kontrolle über die anderen westphönikischen Kolonien
langsamer
und stetiger Prozess
Auch
bei den Römern sind die Gründe für die Expansion schwer fassbar
Ausgeprägte
Expansion Bestreben der Oberschicht (Handelsinteresse)
Schwächung
des phönikischen Mutterlandes, Krise
Im
6. Jahrhundert Unterstützung der Kolonien übernommen (Mutterland babylonisch
bzw. persisch)
Karthago
ist im 6./5 Jahrhundert aufgetreten, wird zur Verteidigung der militärischen
Interessen gezwungen zur Erhaltung
Quellen
zur Expansion spärlich:
Eine
der ältesten Balearen v. a. Íbiza (Diod. Sic, 5, 16, 2f) zurück gehend
wahrscheinlich auf Timaios von Tauromenion: Stadt Ébesos von Karthago gegründet
160 Jahre nach der Gründung Karthagos (814 – 160 =) 654, archäologisch
bestätigt: ab Mitte des 7. Jahrhunderts östlich der Stadt Ibiza, ob es sich um
eine phönikische oder karthagische Gründung handelt, ist jedoch nicht beweisbar
Ebesos
bedeutet auf deutsch Insel des ägyptischen Gottes Bes
6.
Jahrhundert: Karthago expandiert in größerem Ausmaß
Sizilien
und Sardinien liegen sehr nahe bei Karthago
Westphönikische
Siedlungen kommen unter karthagische Kontrolle
In
Sizilien werden die Phöniker von den griechischen Kolonisten nach Westsizilien
gedrängt
Versuche
der Griechen, auch in Westsizilien um 580 die Karthager bei Lilybaeum eine
Kolonie zu gründen (Knidos und Rhodos), es kommt zum Krieg, die Phöniker und
Einheimischen vertreiben die Griechen
580
noch kein Karthago erwähnt (Mozia, Panórmos, Solúnt die drei großen
phönikischen Siedlungen), die Phöniker auf Sizilien schafften es noch alleine
gemeinsam mit den einheimischen Elýmern (eher prophönikisch/karthagisch als
progriechisch)
Griechische
Städte Selinúnt, Akragas Mitte des 6. Jahrhunderts
Jetzt
rufen die phönikischen Siedler auf Sizilien Karthago zu Hilfe.
1.
namentlich bekannte Gestalt der karthagischen Geschichte General Malchus mit
Heer landet in Sizilien, schlägt die Griechen kurzzeitig (Karthager und
Griechen in Sizilien ständig Konflikte)
Spätestens
Mitte 6. Jahrhundert: Karthago übernimmt die Kontrolle auch militärisch, hat
die Stärke, sich durchzusetzen
Sardinien:
anscheinend gegen die Sarden, Griechen spielten dort nie eine Rolle,
westphönizische Städte expansiv ins Landesinnere, wollten Eisen- und
Kupferbergwerke, die Einheimischen waren dagegen
Thárros
wichtige alte Kolonie
Monte
Siraí im Hinterland militärischer phönikischer Stützpunkt
Súlci
Stützpunkt
Antas
Bítia
Nóra
Cagliari
Karthago
schickt Malchus als Hilfe, im Gegensatz zu Sizilien wird er von den Sarden
vernichtend geschlagen, darauf werden er und der Rest der Soldaten
lebenslänglich aus der Stadt Karthago verbannt, dies hat Malchus nicht
akzeptiert
Sardinien
geschlossen ab der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts karthagisch
Sardinien
zur Gänze unter der karthagischen Herrschaft ist übertrieben, jedoch seit
damals karthagische Oberhoheit über die Zentren
Spanien
ähnlich wie Sardinien
Es
geht um Gadir/Cadiz
Mit
den Iberern Streit aus wirtschaftlichen Gründen (Abbaugründe laut Iustinus)
Phöniker
suchen bei Karthagern um Hilfe an, das ein Heer nach Südspanien schickt, um
dort Fuß zu fassen, Karthager bleiben ab Ende des 6. Jahrhunderts dauerhaft in
Süd-Spanien
Schutzmacht
der iberischen Phöniker
Karthago
gewährt Schutz gegen Oberherrschaft
Atlantische
Küste(ngruppen)
Azóren
weit im Atlantik, 1500 Kilometer von Afrika entfernt, offenbar karthagisches
Einflussgebiet, karthagische Münzen aus dem 3/2. Jahrhundert
Sicher:
Madeira, Kanaren, nahe am Festland
Fruchtbar,
von den Phönikern entdeckt und besiedelt (mehrere antike Stellen)
Gesamter
Bereich ab dem 5./4. Jahrhundert unter karthagische Oberherrschaft
Nordafrikanische
Geschichte, Golf von Tunis, dort Karthago selbst
Küste
ab dem 6. Jahrhundert Reihe von Kolonien, es handelt sich um Projekte der
Karthager ausgehend bzw. Übernahme, wenige Quellen, viele Ortsnamen enthalten
Qart Stadt
Raš
Kap
Tunesien
und Algerien
Durch
Ausgrabungen bessere Kenntnisse, jedoch keine durchgehende Besiedlung im
m
Sinne eines durchgehenden Herrschaftsbereiches, sondern Enklaven, komplettes
flächendeckendes Herrschaftsgebiet in Tunesien, eventuell Ostalgerien
Richtung
Libyen, Große Syrte: Strömungen
Keine
alte phönikische Kolonie
Auf
den Meer nach der Kyrenaika
Sinne eines durchgehenden Herrschaftsbereiches,
sondern Enklaven, komplettes flächendeckendes Herrschaftsgebiet in Tunesien,
eventuell Ostalgerien
Richtung
Libyen, Große Syrte: Strömungen
Keine
alte phönikische Kolonie
Auf
den Meer nach der Kyrenaika
D
ús
konnte in Sparta als Zweitgeborener nicht König werden, suchte Land im Westen
von Tripolis/Oea
Die
Kolonie soll die einheimischen libyschen Máken sehr gestört haben, die Karthago
um Hilfe rufen, es kommt zu längeren Kämpfen, im zweiten Jahr wurde di潋潬楮
e
Kolonie von den Griechen aufgegeben und geräumt. Dies bedeutete das Ende der
griechischen Expansion in Nordafrika (karthagischer Bereich)
Karthago
setzt sich selbst an der libyschen Küste fest, in Leptis Magna im 6/5.
Jahrhundert
Ausdehnung
des karthagischen Imperiums bis Libyen im Osten
Marokko:
2. Hälfte des 6. Jahrhunderts echte karthagische Kolonisation
Küsten
am Mittelmeer und am Atlantik
Durchfahrt
Mittelmeer-Atlantik soll von Spanien und Marokko aus gesichert werden
Einheimische
Berber wahrscheinlich einverstanden (reger Tausch, Kolonien hätten gegen ihren
Willen nicht gegründet werden dürfen)
alte
phönikische Kolonien übernommen
Líxus
westlich der Säulen des Herakles, in der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts
punisiert
Südliches
Marokko: Überlieferung erhalten, Hanno segelte die westafrikanische Küste
wahrscheinlich bis Gabún, Erkundung des Bereiches
Phöniker
bereits Vorstellungen von Afrika (Nécho)
Hanno
segelte in umgekehrter Richtung
Karthago-Nordafrika-Säulen
des Herakles-marokkanische Küste-westafrikanische Küste
Reisebericht
in griechischer Sprache in 3 griechischen Handschriften aus dem Mittelalter von
alten Quellen abgeschrieben, älteste aus dem 9. Jahrhundert, heute UB
Heidelberg, dort einzusehen, Basis für den Handout Text, der auch in diesem
Skriptum wiedergegeben wird.
Ein
weiterer in London, ein dritter in Paris, beide wahrscheinlich jünger, im
wesentlichen der gleiche Text.
Basis
war ein griechischer Text um 400 v. Chr, der Übersetzung eines punischen Textes
war, freie griechische Übersetzung eines punischen Tatenberichtes auf einer
Inschrift des Baal-Hammon/Herakles-Tempels in Karthago, wahrscheinlich als
Weihegabe aufgrund der glücklichen Reise gestiftet
Die
Antike kannte mehrere Übersetzungen, die zum Teil gekürzt ist, wie auch die
erhaltene Vorlage
Griechischer
Name: Periplus „Umsegelung, Küstenfahrt“ mit Schiff entlang der Küste
Küstenerkundung
und Kolonisationsunternehmen, Name hier ungenau
Übersetzung
im Band Plinius naturalis historia, Band V (Afrika und Asien)
In
moderner Literatur teilweise als Fälschung angesehen aufgrund der nautischen
Angaben
Heute
als höchstwahrscheinlich authentisch angesehen, aus dem späten 6. oder frühen
5. Jahrhundert, vor 500 wäre eine derartige Fahrt durchaus möglich, da damals
die Zeit der Expansion in Nordafrika war
Es
gab viele Hannos in der karthagischen Geschichte, ca. 1/3 der bei den antiken
Autoren genannten Karthager hießen Hanno
Expedition
suchte neue Wege für den Handel, Erkundung wissenschaftliches und
wirtschaftliches Interesse
In
Nigeria Gold, Kupfer, Zinn, vielleicht Elfenbein, Edelhölzer, würden neue
Ressourcen bilden
Identifizierung
der einzelnen Stationen schwierig, es gibt meist verschiedene Möglichkeiten
Expedition
bis in den Golf von Guinea
Suffét:
karthagischer Oberbeamter, im griechischen Text
bῂ̍Bedeutet auf griechisch
Bedeutet
auf griechisch „König“, beinhaltete wahrscheinlich auch den
militärischen
Oberbefehl
wahrscheinlich
mehr als ein Expeditionsleiter
Libyer:
in der Antike Afrika westlich von Ägypten
Karthager:
Hier: Kollegialorgan der Karthager
30.000
zuminndest
sehr umstritten, die meisten Forscher meinen, dass
diese
Zahl zu hoch ist
für
60 Schiffe zu viel, auch bei dichtem Gedränge, alleine 3000 Rudersklaven
erforderlich
wahrscheinlich
wurde die phönikische Zahl falsch übertragen
wahrscheinlich
5.000 – 5.500 Siedler, sicher ist, dass die anzusetzende Mindestzahl sehr hoch
ist
für
Kolonie realistisch
Rom
entsandte für eine latinische Kolonie 2.500 Personen
Thýmiaterion:
heute nicht für Tanger gehalten, sondern Medinia?
Poseidon:
Interpretatio graeca für Baal-Ras, Heiligtum angelegt
Kárikon…Arambýs
auch in anderen Quellen, z. B. bei Herodot, genaue Lage unbekannt
Lixiten:
einheimischer Berberstamm, nicht mit der Stadt Líxos zu verwechseln, sondern
Fluss Lixos, wahrscheinlich Wadi Draa, dort siedelten Lixiten
Aithiópen:
Schwarzafrikaner im Gegensatz zu Libyern
Troglodyten:
wahrscheinlich ein Stamm, der schnell im Laufen war
Kerne:
Lokalisation: südlichste phönikisch-karthagische Kolonie
Bucht
von Rio de Oro: Insel Herne, jedoch viel größer
Bucht
von Arguin: viele kleine Inseln
Chremetes:
Senegal, im Mündungsgebiet viele Inseln
Bevölkerung
nicht sehr entwickelt, wollen daher keinen Kontakt mit
den
Karthagern
Ausflug
ins Delta des Senegal
Wirkliche
Erkundung: Strecke von Kerne nach Süden
Karthago
interessiert an Handel mit Edelhölzern
Weite
Meeresfläche wohl Golf von Guinea
Brand:
am ehesten Brandrodungen durch die Einheimischen
Jetzt
in der westafrikanischen Brandzone
Seher
immer mitgeführt