Montag, 19. April 2021

 

VIERTER TERMIN 14.4.2021, BEREITS VOR DEM OFFIZIELLEN BEGINN EINGESTELLT

 

Karthagischer Einflussbereich

Nordafrika von Osten nach Westen, von Libyen und Tunesien bis nach Marokko, teilweise direkt, insgesamt prinzipiell karthagisches Einflussgebiet/karthagischer Machtbereich

Spanien: Südspanien Küste und Hinterland, Ostspanien große Teile der Küste, Balearen besonders Ibiza

Ab dem 6. Jh. dazu gekommen: Sardinien, Westsizilien, Malta-Gozo-Inselgruppe

 

Andere Protagonisten im Mittelmeer: Griechen und Etrusker

 

GRIECHEN

Westgriechen

West- und Zentralmittelmeer

Ergebnis der griechischen Westkolonisation, bedeutende Macht in der Region, hat mit Karthago viel zu tun gehabt

Teil einer großen Kolonisationsbewegung im gesamten Mittelmeerraum

West- und Ostkolonisation, aus der Perspektive des griechischen Mutterlandes

Ostkolonisation: Westkleinasien sehr früh ab dem 11. Jh., Kolonisation an der Schwarzmeerküste ab dem 7./6. Jh.

Griechische WESTKOLONISATION

Prä/Vorkolinisation vorausgehend 2.H.9Jh./1.H.8.Jh.: erste Kontaktaufnahme mit den

Einheimischen

in Zielgebieten, Sondierung (Landschaftliche Gegebenheiten, Auskundschaften, erste Tauschbeziehungen, die ganz wichtig sind für eine Kolonie)

Erste griechische geometrische Keramik in Italien, vor allem in Etrurien und Latium

1.H.8.Jh. auch in Karthago

„Metallprospektoren“-Zeit: Suchen besonders ertragreicher Metalllagerstätten in Zusammenarbeit mit den Einheimischen

Erschließung am Anfang wichtig

Fortgeschrittene Präkolonisation Vielleicht erste Händlergruppe, kleine Grüppchen und kleine Ansiedlungen im Zentral- und Westmittelmeer

Angenommen für Ischia vor dem Golf von Neapel 8. Jh., internationaler Treffpunkt

Ab Mitte 8. Jh. eigentliche Kolonisation in großem Stil

Hauptzielgebiet süditalische Küsten, inneres Gebiet nicht kolonisiert

Sizilien an der Ostküste sehr früh, später auch Südsizilien

Ab dem 6. Jh. massive Kolonisationsbewegung in Südfrankreich/Küste, Richtung Norden der iberischen Halbinsel

Nicht betroffen Sardinien, so phönikisch-karthagisch besetzt und wegen der Einheimischen, dass die Griechen eine Koloniegründung hier für aussichtslos hielten

und iberische Halbinsel offenbar auch hier für Griechen kaum mehr möglich

gut dokumentiert (Archäologie, Literatur)

Auswanderung größerer Gruppen aus Griechenland

Ganze Familien mit Ziel eines neuen Lebensraums und Territoriums im Westen

Unterschiedliche Motive, die teilweise zusammenwirken

Protokolonisation und frühe Kolonisation im 8. Jh.: wichtig die Suche nach Rohstoffen und Metall und günstige Tauschplätze und guten Kontakten für Tausch und Ressourcen, merkantile Motive

Ischia, Kyme

Daneben immer wichtiger werden andere Motive:

Überbevölkerung in Griechenland: Nahrungsmittel werden knapp, vor allem bei Ernteausfällen, Dürren wird es problematisch, freiwillig oder zur Auswanderung bestimmt

Innere Streitigkeiten zwischen Siedlungen, innerhalb von Siedlungen (Adelsgruppen, unterliegende flieht oder wird zur Auswanderung gezwungen)

Bedrohung durch äußere Feinde, Kriege -> Flucht in ein besseres Leben (kleinasiatische Westküste, Phokaia wegen persischer Einfälle bis Unterwerfung durch die Perser

An Kolonisation fast alle griechischen Stämme inkl. der aus Ägäis und Kleinasien beteiligt, vor allem Ionier, Dorer, Achäer

Besonders aktiv Euböa, langgezogene Insel östlich von Mittelgriechenland, Städte Chálkis und Erétria in der frühen Kolonisation in Süditalien

Später viele dorische, Sizilien und Süditalien in der Folgezeit, etwa Korinth, von dort  aus in Sizilien und Süditalien

Für Wahl des Platzes ausschlaggebend

-      Nähe zum Meer vor allem bei der Westkolonisation mit direkter Anbindung ans Meer

-      Möglichkeit eines Hafens

-      Hinterland, landwirtschaftlich nutzbar, für die Grundsicherung

Unterschiede zur phönikischen Kolonisation, die auf Halbinseln, Inseln und Lagunen Wert legte, auf eine geschützte Position zwischen Land und Meer

Das Landesinnere bleibt in der Hand von Einheimischen in Italien und Sizilien

Griechischer Termin für Kolonie Apoikía = Außensiedlung von oíkos = Haus, außerhalb der Metropolis

Älteste griechische Niederlassung möglicherweise Ischia, griechisch Pithekoussai = Affeninsel, Grund für diesen Namen unbekannt. Kleine Handelssiedlung/niederlassung/stützpunkt 1.H.8.Jh. Emporion, teilweise Kolonie genannt, zeitgleich Phöniker dort, Griechen ab ca. 775, genaues Datum unmöglich

Von Ischia aus – vorgelagerte Küste angesehen – Sprung zum Festland

Kolonie Kýme, nahe am und nördlich vom Golf von Neapel, um 750, älteste Griechenkolonie auf italischem Boden und zugleich nördlichste der frühen Kolonien an der Westküste, anhand eines gefundenen Alphabets von Euböa, ionisch, Handelsinteressen im Vordergrund

Ostseite Italiens viel später, Versuche vereinzelt Griechenkolonien und Handelsniederlassungen,

Euböa in Ostsizilien aktiv 3.V.8.Jh., zeitgleich mit der phönikisch-karthagischen Expansion, Interessen treffen direkt aufeinander

Älteste Griechenkolonie Náxos, Ostsizilien

Zankle, später Messána, heute Messína, am Golf von Messina, ganz wichtiges Nadelöhr an der Meerenge  und von Messina, Handelsschiffe sparen sich auf der Handelsroute Italien – Ostmittelmeer eine sehr lange Strecke mit gefährlichen Gewässern und entsprechend Zeit

Alle in der Region um die Straße von Messina

Sehr früh dort griechische Interessen, daher abgesichert

Ungefähr zeitgleich 733/2 lt. Thukydides Syrakus, Ostküste, von Korinth, wichtigste Kolonie von Korinth im Westen, Karthago dort wichtige Macht, Syrakus bedeutendste und mächtigste griechische Stadt in Sizilien, wichtig auch in Unteritalien, Hauptrolle im 5. Jh., Erzrivalin Karthagos in Sizilien

Gründungen rasch aufeinanderfolgend 2.H.8.Jh, 7. und 6. Jh.

Massive Kolonisierung in Ost- und Südsizilien

Kolonien gründen selber Kolonien, werden selber Metropolis

Westlichste Selinús/Selinúnt Mitte 7.Jh. von Mégara

Inselgruppe Lipárische Inseln, kontrolliere Straße von Messina, strategisch wichtig, um 580 von Rhodos und Kreta (Inselgriechen) auf Lípari, wegen der Lage, kontrollieren auch den Eingang zur Straße von Messina

Strategische Interessen an den Liparischen Inseln

Lange Zeit Kämpfe mit den Etruskern, die dort auch Interessen hatten

Wichtig Golf von Tarént

um 715/10 Sýbaris, Króton, Metapónt, Ende 8 Jh. dorisch, achäisch, Süditalien

Tarént, Táras, um 705/4, Sparta, dorisch, wichtig in Süditalien, einzige spartanische Kolonie in Italien

Ostküste von Kalabrien, Kampanien, vor allem der Süden

Untereinander friedlich, Handelsbeziehungen, Machtkämpfe auch unter Griechen

Klassisches Beispiel: der lange Konflikt zwischen Sybaris und Kroton, 510 reiches mächtiges Sybaris von Kroton komplett zerstört

Ab dem späten 7. Jh. Kolonien an der südfranzösischen Küste

Vor allem Kleinasien, Phokäer/Phókaia, sehr aktive Segler, Händler, weitgespanntes Handelsnetz, weit in das Mittelmeer hinein

Um 600 Massília/Marseille, aus kommerziellen Gründen, bald Handelszentrum in Südfrankreich, an sich gerissen, Etrusker sehr dagegen, hatten dort auch Interessen

Wahrscheinlich gleichzeitig mit Massalia Empórion/Ampurias, Nordspanien, Stützpunkt, Handel, Name programmatisch, schon sehr nahe am karthagischen Einflussbereich

Kein Hinweis auf echte karthagische Kolonien in Südfrankreich, aber karthagische Handelspräsenz (Schiffe, vielleicht kleiner Handelsstützpunkt), auch hier karthagische Interessen

In diesem Küstenabschnitt Handelsstützpunkte ab 5./4. Jh.

Nikaía, Nizza

Antípolis

Vielleicht Monóikos, Mónaco

Wichtig: um 565 phokäische Kolonie auf Korsika, Ostküste, Alalía, provokant gegenüber dem etruskischen Mutterland angelegt

Athen: damals wichtig, erst sehr spät in die Kolonisation im Westen eingestiegen, frühe Zeit verschlafen, 5. Jh. eingestiegen, als nicht mehr viel möglich war, Neapolis, Teil einer panhellenischen Bewegung im Westen unter athenischer Führung, im Westen eigentlich keine große Rolle

Nordafrika und Ägäis ab dem 7. Jh.

Kyréne, Libyen, von Insel Théra/Santorín, nicht sehr weit weg, um 631 laut antiken Autoren, Kyrene in Ostlibyen

in Ostlibyen, Herodot 4,150 – 158 über die Gründung: extreme Dürre und Hungersnot in Thera, Teil geht, auch Zuzug anderer Griechen, Königreich Kyrene (Könige in Griechenland auch spät selten)

fünf Siedlungen, Hauptstadt Kyrene, etwas im Landesinneren, wegen Landwirtschaft, fruchtbar, Flusstal

Apollonia, Hafen

Kyrenes Exportschlager Silphion, Heilwirkungen nachgesagt, Gewürz, Monopol, Doldenblütler, ausgestorben, da zu viel geerntet

Bild: Vase, 560, König beaufsichtigt Wiegetätigkeiten und Laden von Wolle oder  Silphion

Kyrene wirtschaftlich aktiv

Grenzt an das karthagische Interessensgebiet in Libyen, Handelskonkurrenz sicher und groß

Wenig Reibereien überliefert

Naúkratis: westliches Nildelta, Handelsniederlassung, archäologische Belege zurückgehend bis 4.V.7.Jh., treibende Kraft Milét an der kleinasiatischen Küste, daneben andere Griechen

Herodot, 2, 171ff, Einverständnis des ägyptischen Pharaos Ámasis, um 560, Umschlagplatz für griechische Importgüter in Ägypten, einziger erlaubter Hafen für griechische Güter in Ägypten, sehr starke Protektion, zehn Prozent Einfuhrsteuer, die Blüte von Naukratis verursacht den Niedergang der zweiten griechischen Siedlung, der Söldnersiedlung Dáphne im Ostdelta

Westkolonisation einige Reibepunkte zu karthagischen Machtansprüchen

Besonderes Problem in Sizilien

ETRUSKER dritte Größe im Mittelmeer

Etruskisches Kern- und Einflussgebiet

Kerngebiet: Westmittelitalien, Grenzlinien ungefähr Arno im Norden Grenze, Tiber im Osten und Süden, Norden auch Toskanischer Apennín

Sehr früh etruskische Kolonisation ab spätem 10./9. Jh. in Italien

-      SÜDEN/Kampanien, sehr alt, vor allem im Inneren Nordkampaniens

o    Cápua

Weiter südlich

o   Golf von Salerno

o   Halbinsel von Sorrent

Landwirtschaft, sehr fruchtbar, für Handel gut gelegen, sehr starke Fremdinteressen und Interessen der Einheimischen, Etrusker und Griechen von Ischia und Kyme in Kampanien, dort direkte Nachbarn, ständige Konflikte, im Wesentlichen Karthago nicht involviert

-       NORDEN/Poebene

o   Üb er den Apennin

o   Obere Adriaküste

o   Bológna

o   Mántua

o   Rimini, wahrscheinliche Gründung

o   Spína, wichtiger Hafen, 5. Jh., obere Adria

7. Jh. etruskische Handelstätigkeit zur See, gesamte tyrrhenische Küste nach Süden

Verschiedene Richtungen

Tyrrhenische Küste

Griechisch Etrusker = Tyrrhéner

Ligúrische Küste zur südfranzösischen Küste: etruskische Gründung Genua

Über Korsika zur südfranzösischen Küste

Südfranzösische Küste eine Reihe von Schiffswracks entlang der Küste, Ladungen etruskisch, griechisch, karthagisch, zeigt den versponnenen Handel im 7. Jh.

Wahrscheinlich vereinzelte etruskische Handelsstützpunkte in Südfrankreich

Hier etruskische Inschriften vereinzelt in Südfrankreich

Korsika

Exportgebiet auch nach Sardinien mit den Einheimischen und im Einflussbereich Karthagos, 6. Jh.

Informationen unterschiedlich gut

Fronten recht klar, Dokumente zum Teil recht gut

Traditionell gute Beziehung Karthager – Etrusker

Etrusker autonome Stadtstaaten

Kein etruskisches Territorialreich

8/7. Jh. beginnend

Gute Kontakte zu den phönikischen und punischen Kaufleuten

Kaufleute und Adel

Schon unter Phönikern massive orientalisierende Phase v. a. 7. Jh.,  wäre ohne etruskisch-phönikische Kontakte kaum denkbar

Beziehungen ausgebaut, bleiben traditionell gut

Punier verkaufen an Etrusker: Elfenbein, weiterverarbeitet zu Luxusgegenständen, die berühmte Purpurstoffe, Metalle Silber und Gold, davon gibt es nicht viel in Etrurien für Luxusgüter, Zinn

Etrusker verkaufen an Punier: Quelle: Wracks z. T. mit ganzer Ladung: Eisen, Luxusgüter Wein, Keramik, Landwirtschaftserzeugnisse wie Oliven, Handwerksgegenstände wie geschnitzte Flöten aus Holz

6. Jh.: fortgefahren mit den guten Beziehungen im Interesse der Etrusker wie der Karthager

 

Zeugnisse verschiedene Sphären betreffend:

Betr. HANDELSBEZIEHUNGEN: kleines Täfelchen, 10 cm Länge, geschnitzt, Elfenbein, Grab eines Puniers in Karthago, St. Monika, eine der reichen Nekropolen im Norden, Form eines liegenden Ebers, Rückseite Inschrift, Etruskisch, hat erstaunt, Gastfreundschaftsmarke Tessera hospitalis

Etruskisch von rechts nach links zu lesen, Anfang lesbar

mi ich

puinel, des Puniers, Nominativ puine, lateinisch Poenus

karthazie aus Karthago

Verstorbener zu Lebzeiten = Ausweis eines punischen Kaufmanns für Etrurien mitgetragen bei Fahrten nach Etrurien, galt auch für dessen Beauftragte

Rest schlecht zu lesen, wahrscheinlich der Name der etruskischen (wahrscheinlich Adels-)Familie, mit der der Gastfreundschaftsvertrag und das Handelsabkommen abgeschlossen wurde

Etrusker hatten Kopie des Täfelchens, bei Warenlieferung und -abholung durch Löcher Stab durchgesteckt = bei Passen/hundertprozentiger Übereinstimmung  legitimiert

Vielleicht Vulci, genau nicht bekannt

Aristoteles, Politik, III, 1280 a: Vertragliche Bindungen Karthager – Etrusker/Tyrrhéner, wahrscheinlich gemeint: einzelne Stadtstaaten/Südetruskische Hafenmetropolen, Abmachungen über Importe, sich gegenseitig nicht zu schaden, militärischer Beistand = 3 Typen von Abkommen

a.    Handelsvertrag: Importe, wie viel, wann, Menge, Art der Ware, Regelung der Zölle, typisch für karthagische Verträge, Ausdifferenzierung der Handelsbedingungen,

b.    Offenbar Friedens/Völkerrechtliche Verträge: „nicht zu schaden“, Behandlung der Bürger des jeweils anderen Staates, Rechtssicherheit für fremde Händler, offenbar Rechtsschutz, sonst relativ rechtlos und ungeschützt samt Gastfreundschaft in der Archaik, völkerrechtlich gut entwickelt, stabile Beziehung

c.    Militärbündnisse = Symmachien und außenpolitische Abkommen

Aristoteles, 4. Jh., 384 – 322

Durchaus schon vor dem 4. Jh., vielleicht schon im 6. Jh., klar belegt, Militärbündnis/Sýmmachie/“Zusammenkampf“ 535 gegen Griechen,

Herodot, 5. Jh., I, 166: Zeitlich sehr nahe am Ereignis, gute Qualität, Schlacht um Alalía/Sardónisches Meer

Erste überlieferte Auseinandersetzung der dreí Großmächte

565 Alalia provokant angelegt mitten in den etruskisch-karthagischen Machtsphären

Für beide inakzeptabel, haben es aber erst einmal toleriert

Dann kam ein neuer Einwanderungsschub der Phokäer, die anscheinend das labile Gleichgewicht stören, sind Teil einer Fluchtbewegung wegen der Bedrohung durch Kýros.

Laut Herodot betreiben sie Seeraub ringsum bei den Nachbarn, Piraterie gegen die Karthager in Sardinien und die Etrusker/Südetruskische Küstenmetropolen, für diese untolerierbar.

Herodot relativ neutral.

Karthagisch-etruskisches Defensivbündnis wird geschlossen, müssen sich wehren zum Schutz ihrer Handelszonen, Herodot hat für Karthager und Etrusker Verständnis

Schiffsschlacht vor Alalia, Nördliches Korsika

Schiffe rammen mit Rammsporn vorne gegnerische Schiffe, bis diese manövrierunfähig sind bzw. sinken

Griechen 60 Schiffe

Etrusker und Karthager 120

Gewässer von Alalia oder Nordsardinien

Herodot: Phokäer siegen, aber sehr große Verluste, ein Teil der Schiffe ist komplett zerstört

Bild: Schiffe in einem Museum in Vetulonia

Griechische Quelle, zweifelhaft, eher griechische Niederlage

Ergebnis zugunsten der Karthager und Etrusker, Phokäer müssen Korsika räumen, Überlebende auf den manövrierefähigen Schiffen segeln für immer ab nach Kampanien und gründen Eléa/Vélia (österreichische Grabungen)

Bündnis hat erfolgreich ihr Ziel erreicht: Griechen aus dem unmittelbaren Einflussbereich vertrieben, Wiederherstellung der alten Machtverhältnisse vor Eintreffen der Griechen

Etruskischer Einfluss definitiv an der korsischen Ostküstenregion, Kolonie in Alalía/Aléria von den Etruskern angelegt, Nekropolen des 5. Jh., etruskische Inschriften

Karthager verstärken und festigen weiter ihren Einfluss, bisher schon relativ stark, auf Sardinien an der Süd- und Westküste

Für die Militärbündnisse laut Aristoteles ist das ein Beleg, konkret für die 2. H.6.Jh.

Weiteres Dokument für die etruskisch-karthagischen Beziehungen, vermutlich karthagische Parteinahme in der etruskischen Innenpolitik, zumindest für eine enge Beziehung zwischen Karthagern und Etruskern

Zeigt enge Beziehungen

DREI GOLDTÄFELCHEN VON PYRGI

Karthagische Einmischung in die etruskische Innenpolitik

3 beschriftete Goldbleche mit Inschriften

Klein, 9 x 19 cm

2 in etruskischer Sprache und Schrift, äußere Texte, rechts nach links zu lesen, einer länger, einer kürzer

1 in punischer Sprache und Schrift, was für allgemeine Überraschung sorgte

Längerer etruskischer und punischer Text gleicher Inhalt, keine wortgetreue Übersetzung, Quasi/Fast-Bilingue

Am ehesten frühes 5. Jh.

Fundort: Kern-Etrurien

Pýrgi wichtigster Hafen der Etruskermetropole Caere (Betonung erste Silbe)/Cervéteri, ganz wichtige Stadt, mehrere Hafenanlagen/Siedlungen

Pyrgi hatte viel internationalen Verkehr mit Griechen und Karthagern, fremde Händler gehen dort ein und aus

Fundort: Großer heiliger Bezirk/Kultbereich

Kultisch bestattet, ursprünglich vermutlich in einem der beiden Tempel, dem kleineren älteren Tempel B, bei den Löchern vergoldete Nägel bei den Täfelchen, wahrscheinlich an einer Holztür, öffentliche Kundgebung in Punisch etwas Besonderes

Inhalt in etruskischer Sprache teilweise bekannt, soweit die Sprache bekannt ist, Inhalt des Textes erfassbar, wenn auch nicht jeder Teil

Punischer Text hat Schwierigkeiten, jedoch zu übersetzen

Weihung eines Thefárie Véliana, Herrscher von Caere an Úni (Etr.)/Héra (Grie.)/Astárte (Pun.), wird von Etruskern häufig verehrt, Tempel für Uni, phönikischer Text Astarte

Im 3. Jahr seiner Herrschaft

 

 

 

Umstritten:

Weihung eines Standbilds?

Ausbau des Tempels?

Tempelbau?

Jedenfalls etwas Erhebliches aus Dankbarkeit

Grund unbekannt, in Weihungen oft nicht erwähnt

Etr. Zílath über Caere = etruskischer Oberbeamter, Magistrat im republikanischen System, an sich jährlich gewählt

Vermutlich de facto Usurpator für längere Zeit, Tyrann von Caere, monokratisch

Als eigentliche Legitimation

Putsch?

3jährige Herrschaft statt jährlich

Auch punischer Text: mlk = melek = Herrscher, König = monokratisch regierender Oberbeamter

Offensichtlich heiliger Bezirk von Etruskern und Karthagern frequentiert

Öffentlich, auch für Karthager verständlich

Staatliche Protektion für Karthager, Caere = Handel in Caere nützlich, Heiligtum

Karthager können Heiligtümer nutzen, stehen unter Schutz

Politisches etruskisch-karthagisches Abkommen

Enger Bezug Thefárie Vélianas und der politischen Führung von Karthago

Hat Karthago Thefárie Véliana bei der Erlangung seiner Macht unterstützt oder andere seiner Aktionen?

Jedenfalls zuvorkommende Behandlung Karthagos

Grund nicht genannt, häufig bei Weihungen

Ganz wichtiges historisches Dokument Karthagos mit einem anderen Stadtstaat im 5. Jh.

 

 

WIRTSCHAFT – VERMUTLICHER BELEG FÜR DIE PRÄSENZ EINES PUNIERS

In Populonia, wichtigste Hafenstadt in Nordetrurien, blühende Metropole, Eisen aus Elba und dem Hinterland, DAS Zentrum der Metallverarbeitung/Eisen, verarbeitet und exportiert, zog fremde Arbeiter, Handwerker, Händler an

„Eisenherz von Etrurien“

Neopunische Inschrift entdeckt in jüngster Zeit, Le Grotte Nekropole Grab 4, Vaseninschrift/Teller mit punischer Inschrift, 3. Jh., in Drómos/Gang eines Kammergrabes, zerstört durch Grabräuber, dort zahlreich, sonst total ausgeraubt, Befund total gestört, viel weniger Informationen als bei einem ungeöffneten Grab

Wenn, was wahrscheinlicher ist, Zusammenhang mit der bestatteten Person und nicht zufällig ins Grab gelangt, wirtschaftlich und sozial gut integrierter Metöke/Fremder, gut möglich wegen Interesse am Eisen

Etrusker und Karthager

-      Traditionell gute Beziehungen miteinander

-      Dauerhaft unmittelbare Interessenskonflikte aus geographischen GRünden nicht gegeben

-      Florierende Handelsgeschäfte im Vordergrund,  viele Jahrhunderte profitabel

-      Griechen der gemeinsame Feind

-      Konkurrenzsituationen zwischen etruskischen Stadtstaaten und Karthago sehr wenig bekannt, Ausnahme Diodorus Siculus 5,19: ganz wunderbare tolle fruchtbare Insel im Atlantik vor der afrikanischen Küste, am wahrscheinlichsten Madeira oder auch eine Kanareninsel, sei von den Karthagern entdeckt worden, jedoch planten die Etrusker eine Kolonie (jenseits der Säulen des Herakles!!!), aber Karthago untersagte dies. Historischer Hintergrund: Karthago war gegen andere Mächte in Nordafrika jenseits der Säulen des Herakles inkl. der vorgelagerten Inseln, dies hat es geschützt, zeitlich 6. Jh., bei Diodor fehlt eine Datierung

Nächster Termin

Karthagos Beziehungen

-      Die frühen zu Rom

-      Zu den Griechen

 

 

 

 

DIE TONDATEI WURDE NOCH EINMAL ABGEHÖRT UND DIE MITSCHRIFT KORREKTURGELESEN

 

Bildunterschriften der Folien z. T. gekürzt:

Karte (schon bei früheren Sitzungen): Wittke – Olshausen – Szydlak, Historischer Atlas, DNP-Supplement 3, 2007, 69

 

König Arkesilaos – Kyrene, lakonische Schale, Wikicommons, Arkesilaos_Cup, Marie-Lan Nguyen

 

Karte: Die Etrusker und Europa, Ausstellungskatalog, Mailand 1993, S. 45 (auch mit den Zeichnungen der beiden Tempel, im kleineren waren die Goldbleche zu sehen), möglich auch bei Torelli

 

Tessera hospitalis aus Karthago, Rasenna, Mailand 1986, Abb. 55f

 

Karte: Markoe, Phönizier, S. 77

 

Rekonstruktion von drei Schiffen: L`allestimento della Sala delle Vele nel Museo Archeologico Isidoro Falchi de Vetulonia, fotografia Paolo Nannini, rendering dell‘ allatestimento di Riccardo Marraccini

 

Goldtäfelchen von Pyrgi: M. Torelli, Gli Etruschi, Ausstellungskatalog, Mailand 2000, S. 489 (es gibt aber sicher noch andere auch im Internet)

 

www.parchivaldicornia.it/images/servizi-img/Parco_archeologico-di-Baratti-Populonia-Necropoli_delle_grotte.jpg

 

Teller mit neopunischer Inschrift, Populonia, Grab 4, siehe auch A. Romualdi – M. G. Amadasi, Cartaginesi a Populonia, Ann Faina 14, 2007, 161 – 175, Fig. 11