Donnerstag, 24. Oktober 2013

Amann Karthager 3. Einheit

10.11.2009

Die Vorlesung am 17.11. findet wegen einer Feier nicht im Hörsaal 34, sondern im Hörsaal des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung statt. Dieser ist folgendermaßen zu erreichen: UB-Eingänge -> früherer Standort der Getränkeautomaten -> Stiegenhaus zur Reichsratsstraße, es werden Aushänge gemacht. ACHTUNG: Es wird deutlich weniger Plätze geben, daher überpünktlich kommen

Dr. Amann teilt Kopien aus, auf deren einer Seite sich eine Literaturliste, auf der anderen die Übersetzung des Periplus des Hanno, Text anbei (ohne Karte)
Der Fahrtenbericht des Hanno
Quelle: C. Plinius Secundus d. Ä, Naturkunde, Buch V, Reihe Tusculum, München 1993, S. 337 ff (Karl Bayer)

Aus Angst, gegen das Urheberrecht zu verstoßen, drucke ich den Text nicht ab. 
Wenn jemand nicht an ein Handout kommt:
Das Buch ist aber in der UB Wien entlehnbar und ein weiteres Examplar im Lesesaal zu benutzen, in der FB Klassische Archäologie gibt es auch eines. Im Katalog nicht verzeichnet ist die FB Alte Geschichte, die aber meines Wissens eines hat und die FB Klassische Philologie müßte auch eines besitzen. Der Text ist aber auch griechisch, deutsch und englisch zu ergoogeln.

 
Die Bibliographie (auf der Rückseite des Handouts ist nur zum Nachsehen bzw. die am Thema Interessierten. Für die Prüfung gilt der durchgenommene Stoff. Zusätzlich zu diesem Skriptum ist daher keine weitere Lektüre mehr erforderlich.

KOMMENTAR ZUR BIBLIOGRAPHIE

Auswahl aus der einführenden Literatur

Moscati, Fenici: gibt es in Englisch und Italienisch

Archäologie in Sardinien: sehr viel getan.

Meltzer-Kahrstedt: KLASSIKER!!!!!!!!!!!!!!!!!!
In großen Zügen noch aktuell (Antike Autoren), archäologisch naturgemäß veraltet

Huß, Handbuch der Altertumswissenschaften (HAW) 1985 KLASSIKER!!!!!!!!!!!

Huß, Die Karthager 2. Auflage, Zusammenfassung des HAW, im wesentlichen dasselbe, ohne Fußnoten, aktualisiert

Huß, Beck - Taschenbuch

Hannibal ad portas, keine Hannibal- sondern eine große Karthago-Ausstellung, EMPFEHLENSWERT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Lazenby-Bücher KLASSIKER!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Hannibal-Werke: unüberschaubar (v. a. deutsch, englisch, französisch), die Werke haben ihre jeweiligen Stärken und Schwächen

Niemeyer wie Rakob Grabungsleiter in Karthago

Elliger, Ausblick auf die römische Geschichte

Karthago wurde nach der Neugründung eine der bedeutendsten Städte des Römischen Reiches und Nordafrikas, die Vorlesung endet jedoch mit dem Ende der Karthager 146 v. Chr.



 FRÜHZEIT KARTHAGOS

Quellenlage im 9/8/7 Jahrhundert schlecht, dürftig
Literarisch: Gründungssagen um Elissa
Epigraphisch: wenige Inschriften
Archäologisch: Erkenntnisse Basis der Erkenntnisse
Erkenntnisse: hierarchische Struktur, stabil, adelige Oberschicht, Karthago Teil des Mittelmeer-Handelsnetzes

7. Jahrhundert: urbane Organisation

Verbindung zur Mutterstadt Tyros:
In der Regel sind die Kolonien der Gründermetropole zumindest anfänglich verwaltungstechnisch und politisch untergeordnet
Gegensatz griechische Kolonien: von Anfang an politisch autonom, auch keine Abgaben, nicht folgepflichtig, jedoch kulturelle und kultische Bindungen

Inschrift in Zypern: Statthalter einer unbekannten Stadt auf einer Inschrift „Sklave des Königs Hiram dem Sidonier genannt“, dies belegt die politische Unterordnung

Auch Abgabenpflicht gegenüber der Gründerstadt

Die Gründerstadt stellt Herrschaftsansprüche auch gegenüber den Kolonien einer Stadt

Die Kolonien versuchen sich dem Einfluss zu entziehen, dies ist leichter im Falle der Unterwerfung der Metropole

Karthago von Tyros abhängig, einmal im Jahr wird eine Gesandtschaft nach Tyros gesendet (Pflicht), es ist Tribut zu zahlen, was als Gabenpflicht an den Melqart/Heraklestempel bezeichnet wurde, die Höhe betrug ursprünglich 10 % der Staatsausgaben)

Diese Abgaben (Zehent) war für die Mutterstädte sehr wichtig für die eigenen Tribute an die Fremdherrscher (Assyrer…)

Die Verbindung wurde auch im Falle Karthagos immer schwächer (Aufstieg Karthagos, Schwächung von Tyros, das im 6. Jahrhundert babylonisch und 540 persisch wurde), Karthago lockert die Verbindung, leistet vielleicht keine Tribute mehr, vielleicht besteht noch eine religiöse Bindung, die wirtschaftliche fällt sicher weg

Karthago nimmt eine politische und kulturelle Eigenentwicklung, spätestens jetzt ist es berechtigt, von Karthagern und Puniern im Gegensatz zu anderen Westphöniziern zu sprechen.

Punier ist die eingedeutschte Version von lateinisch Poenus, die Bezeichnung für die phönikischen Einwohner Nordafrikas

Eigenständige Entwicklung seit dem 7. Jahrhundert, ebenfalls eigenständig, die Bevölkerungsvermischung mit den einheimischen Libyern, was den Karthagern eine eigenständige Note verleiht (auf vielen Inschriften libysche Namen), auch die Schriftsteller bestätigen eine Vermischung

Die Sprache ist Punisch, sprachhistorisch ab dem 5. Jahrhundert, so weit hat sich damals Karthago von Tyros weg entwickelt, lautliche Sonderentwicklung, eigener Zweig des Phönikischen

Zeit der Stabilisierung und Konsolidierung des Stadtstaates Karthago

Stabilisierung der kommerziellen Beziehungen (Etrurien), offenbar weniger intensiv seither zu den Griechen, in Gräbern Hinweise im 8. Jahrhundert, stärker als im 7.

EXPANSION

6. Jahrhundert Zeit der Expansion vor allem im Handel, vor allem militärische Absicherung

Weiter gespanntes Handelsnetz

Ermöglicht durch:
karthagische Neugründungen
wichtiger: Kontrolle über die anderen westphönikischen Kolonien

langsamer und stetiger Prozess

Auch bei den Römern sind die Gründe für die Expansion schwer fassbar

Ausgeprägte Expansion Bestreben der Oberschicht (Handelsinteresse)

Schwächung des phönikischen Mutterlandes, Krise

Im 6. Jahrhundert Unterstützung der Kolonien übernommen (Mutterland babylonisch bzw. persisch)

Karthago ist im 6./5 Jahrhundert aufgetreten, wird zur Verteidigung der militärischen Interessen gezwungen zur Erhaltung

Quellen zur Expansion spärlich:

Eine der ältesten Balearen v. a. Íbiza (Diod. Sic, 5, 16, 2f) zurück gehend wahrscheinlich auf Timaios von Tauromenion: Stadt Ébesos von Karthago gegründet 160 Jahre nach der Gründung Karthagos (814 – 160 =) 654, archäologisch bestätigt: ab Mitte des 7. Jahrhunderts östlich der Stadt Ibiza, ob es sich um eine phönikische oder karthagische Gründung handelt, ist jedoch nicht beweisbar
Ebesos bedeutet auf deutsch Insel des ägyptischen Gottes Bes

6. Jahrhundert: Karthago expandiert in größerem Ausmaß

Sizilien und Sardinien liegen sehr nahe bei Karthago

Westphönikische Siedlungen kommen unter karthagische Kontrolle

In Sizilien werden die Phöniker von den griechischen Kolonisten nach Westsizilien gedrängt

Versuche der Griechen, auch in Westsizilien um 580 die Karthager bei Lilybaeum eine Kolonie zu gründen (Knidos und Rhodos), es kommt zum Krieg, die Phöniker und Einheimischen vertreiben die Griechen

580 noch kein Karthago erwähnt (Mozia, Panórmos, Solúnt die drei großen phönikischen Siedlungen), die Phöniker auf Sizilien schafften es noch alleine gemeinsam mit den einheimischen Elýmern (eher prophönikisch/karthagisch als progriechisch)

Griechische Städte Selinúnt, Akragas Mitte des 6. Jahrhunderts
Jetzt rufen die phönikischen Siedler auf Sizilien Karthago zu Hilfe.

1. namentlich bekannte Gestalt der karthagischen Geschichte General Malchus mit Heer landet in Sizilien, schlägt die Griechen kurzzeitig (Karthager und Griechen in Sizilien ständig Konflikte)

Spätestens Mitte 6. Jahrhundert: Karthago übernimmt die Kontrolle auch militärisch, hat die Stärke, sich durchzusetzen

Sardinien: anscheinend gegen die Sarden, Griechen spielten dort nie eine Rolle, westphönizische Städte expansiv ins Landesinnere, wollten Eisen- und Kupferbergwerke, die Einheimischen waren dagegen
Thárros wichtige alte Kolonie
Monte Siraí im Hinterland militärischer phönikischer Stützpunkt
Súlci Stützpunkt
Antas
Bítia
Nóra
Cagliari
Karthago schickt Malchus als Hilfe, im Gegensatz zu Sizilien wird er von den Sarden vernichtend geschlagen, darauf werden er und der Rest der Soldaten lebenslänglich aus der Stadt Karthago verbannt, dies hat Malchus nicht akzeptiert
Sardinien geschlossen ab der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts karthagisch
Sardinien zur Gänze unter der karthagischen Herrschaft ist übertrieben, jedoch seit damals karthagische Oberhoheit über die Zentren

Spanien ähnlich wie Sardinien
Es geht um Gadir/Cadiz
Mit den Iberern Streit aus wirtschaftlichen Gründen (Abbaugründe laut Iustinus)
Phöniker suchen bei Karthagern um Hilfe an, das ein Heer nach Südspanien schickt, um dort Fuß zu fassen, Karthager bleiben ab Ende des 6. Jahrhunderts dauerhaft in Süd-Spanien
Schutzmacht der iberischen Phöniker
Karthago gewährt Schutz gegen Oberherrschaft

Atlantische Küste(ngruppen)

Azóren weit im Atlantik, 1500 Kilometer von Afrika entfernt, offenbar karthagisches Einflussgebiet, karthagische Münzen aus dem 3/2. Jahrhundert

Sicher: Madeira, Kanaren, nahe am Festland

Fruchtbar, von den Phönikern entdeckt und besiedelt (mehrere antike Stellen)
Gesamter Bereich ab dem 5./4. Jahrhundert unter karthagische Oberherrschaft

Nordafrikanische Geschichte, Golf von Tunis, dort Karthago selbst
Küste ab dem 6. Jahrhundert Reihe von Kolonien, es handelt sich um Projekte der Karthager ausgehend bzw. Übernahme, wenige Quellen, viele Ortsnamen enthalten
Qart  Stadt
Raš Kap
Tunesien und Algerien
Durch Ausgrabungen bessere Kenntnisse, jedoch keine durchgehende Besiedlung im
m Sinne eines durchgehenden Herrschaftsbereiches, sondern Enklaven, komplettes flächendeckendes Herrschaftsgebiet in Tunesien, eventuell Ostalgerien

Richtung Libyen, Große Syrte: Strömungen
Keine alte phönikische Kolonie

Auf den Meer nach der Kyrenaika
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 Sinne eines durchgehenden Herrschaftsbereiches, sondern Enklaven, komplettes flächendeckendes Herrschaftsgebiet in Tunesien, eventuell Ostalgerien

Richtung Libyen, Große Syrte: Strömungen
Keine alte phönikische Kolonie

Auf den Meer nach der Kyrenaika
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ús konnte in Sparta als Zweitgeborener nicht König werden, suchte Land im Westen von Tripolis/Oea
Die Kolonie soll die einheimischen libyschen Máken sehr gestört haben, die Karthago um Hilfe rufen, es kommt zu längeren Kämpfen, im zweiten Jahr wurde di潬楮
e Kolonie von den Griechen aufgegeben und geräumt. Dies bedeutete das Ende der griechischen Expansion in Nordafrika (karthagischer Bereich)

Karthago setzt sich selbst an der libyschen Küste fest, in Leptis Magna im 6/5. Jahrhundert
Ausdehnung des karthagischen Imperiums bis Libyen im Osten

Marokko: 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts echte karthagische Kolonisation
Küsten am Mittelmeer und am Atlantik
Durchfahrt Mittelmeer-Atlantik soll von Spanien und Marokko aus gesichert werden
Einheimische Berber wahrscheinlich einverstanden (reger Tausch, Kolonien hätten gegen ihren Willen nicht gegründet werden dürfen)
alte phönikische Kolonien übernommen
Líxus westlich der Säulen des Herakles, in der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts punisiert

Südliches Marokko: Überlieferung erhalten, Hanno segelte die westafrikanische Küste wahrscheinlich bis Gabún, Erkundung des Bereiches
Phöniker bereits Vorstellungen von Afrika (Nécho)
Hanno segelte in umgekehrter Richtung
Karthago-Nordafrika-Säulen des Herakles-marokkanische Küste-westafrikanische Küste
Reisebericht in griechischer Sprache in 3 griechischen Handschriften aus dem Mittelalter von alten Quellen abgeschrieben, älteste aus dem 9. Jahrhundert, heute UB Heidelberg, dort einzusehen, Basis für den Handout Text, der auch in diesem Skriptum wiedergegeben wird.
Ein weiterer in London, ein dritter in Paris, beide wahrscheinlich jünger, im wesentlichen der gleiche Text.
Basis war ein griechischer Text um 400 v. Chr, der Übersetzung eines punischen Textes war, freie griechische Übersetzung eines punischen Tatenberichtes auf einer Inschrift des Baal-Hammon/Herakles-Tempels in Karthago, wahrscheinlich als Weihegabe aufgrund der glücklichen Reise gestiftet
Die Antike kannte mehrere Übersetzungen, die zum Teil gekürzt ist, wie auch die erhaltene Vorlage
Griechischer Name: Periplus „Umsegelung, Küstenfahrt“ mit Schiff entlang der Küste
Küstenerkundung und Kolonisationsunternehmen, Name hier ungenau
Übersetzung im Band Plinius naturalis historia, Band V (Afrika und Asien)
In moderner Literatur teilweise als Fälschung angesehen aufgrund der nautischen Angaben
Heute als höchstwahrscheinlich authentisch angesehen, aus dem späten 6. oder frühen 5. Jahrhundert, vor 500 wäre eine derartige Fahrt durchaus möglich, da damals die Zeit der Expansion in Nordafrika war
Es gab viele Hannos in der karthagischen Geschichte, ca. 1/3 der bei den antiken Autoren genannten Karthager hießen Hanno
Expedition suchte neue Wege für den Handel, Erkundung wissenschaftliches und wirtschaftliches Interesse
In Nigeria Gold, Kupfer, Zinn, vielleicht Elfenbein, Edelhölzer, würden neue Ressourcen bilden
Identifizierung der einzelnen Stationen schwierig, es gibt meist verschiedene Möglichkeiten
Expedition bis in den Golf von Guinea
Suffét: karthagischer Oberbeamter, im griechischen Text
bῂ̍Bedeutet auf griechisch
Bedeutet auf griechisch „König“, beinhaltete wahrscheinlich auch den
militärischen Oberbefehl
wahrscheinlich mehr als ein Expeditionsleiter
Libyer: in der Antike Afrika westlich von Ägypten
Karthager: Hier: Kollegialorgan der Karthager
30.000 zuminndest sehr umstritten, die meisten Forscher meinen, dass
diese Zahl zu hoch ist
für 60 Schiffe zu viel, auch bei dichtem Gedränge, alleine 3000 Rudersklaven erforderlich
wahrscheinlich wurde die phönikische Zahl falsch übertragen
wahrscheinlich 5.000 – 5.500 Siedler, sicher ist, dass die anzusetzende Mindestzahl sehr hoch ist
für Kolonie realistisch
Rom entsandte für eine latinische Kolonie 2.500 Personen
Thýmiaterion: heute nicht für Tanger gehalten, sondern Medinia?
Poseidon: Interpretatio graeca für Baal-Ras, Heiligtum angelegt
Kárikon…Arambýs auch in anderen Quellen, z. B. bei Herodot, genaue Lage unbekannt
Lixiten: einheimischer Berberstamm, nicht mit der Stadt Líxos zu verwechseln, sondern Fluss Lixos, wahrscheinlich Wadi Draa, dort siedelten Lixiten
Aithiópen: Schwarzafrikaner im Gegensatz zu Libyern
Troglodyten: wahrscheinlich ein Stamm, der schnell im Laufen war
Kerne: Lokalisation: südlichste phönikisch-karthagische Kolonie
Bucht von Rio de Oro: Insel Herne, jedoch viel größer
Bucht von Arguin: viele kleine Inseln
Chremetes: Senegal, im Mündungsgebiet viele Inseln
Bevölkerung nicht sehr entwickelt, wollen daher keinen Kontakt mit
den Karthagern
Ausflug ins Delta des Senegal
Wirkliche Erkundung: Strecke von Kerne nach Süden
Karthago interessiert an Handel mit Edelhölzern
Weite Meeresfläche wohl Golf von Guinea
Brand: am ehesten Brandrodungen durch die Einheimischen
Jetzt in der westafrikanischen Brandzone
Seher immer mitgeführt